Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  9 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 9 / 32 Next Page
Page Background

Noch Fragen?

wien.arbeiterkammer.at

AK FÜR SIE 10/2016

9

wie die 72 Milliarden Euro, die alle Österrei-

cherInnen heuer zusammen an Steuern be-

zahlen werden.

Warum das für ArbeitnehmerInnen ein

Problem ist? Aus den Steuereinnahmen

bezahlt der Staat Schulen, Universitäten,

Krankenhäuser, Straßen, die Bahn und vie-

le andere öffentliche Einrichtungen. Laut

OECD kostet zum Beispiel ein Volksschul-

platz in Österreich rund 6.400 Euro jähr-

lich. In Ländern, in denen es nur Privat-

schulen gibt, müssen Eltern solche Kosten

selbst bezahlen. Und die Unehrlichen, die

keine Steuern bezahlen, nutzen die Kran-

kenhäuser, Straßen und Schulen mit, ohne

ihren Anteil beizutragen.

Wie Geld in die „Oase“ kommt

Es gibt verschiedene Wege, wie das Geld

in Steueroasen kommt: Manche eröffnen

dazu Stiftungen im Ausland, andere grün-

den Unternehmen oder verlegen die Fir-

menzentralen in die Oase. Das österreichi-

sche Tochterunternehmen bezahlt dann

Kreditzinsen oder Lizenzgebühren an die

Zentrale. Dadurch vermindern sich die Ein-

nahmen in Österreich, und in der Steuer-

oase muss weit weniger Steuer für solche

Gewinne bezahlt werden. Der Konzern

kann das Geld wieder über Kredite an die

Tochterunternehmen vergeben oder – oft

über weitere Steueroasen – an die Eigen-

tümer ausschütten.

Starbucks, Apple & Co

Die Studie „Steuerflucht und Steueroa-

sen“ der AK Wien zeigt, wie Konzerne wie

etwa Apple, Amazon, Google oder Ikea

ihre Steuerzahlungen „optimieren“. Alleine

durch Apple entgehen den Staaten und

damit uns allen Milliarden an Steuerein-

nahmen (siehe Grafik). Auch Starbucks

weiß Steuerlücken zu nutzen: Die internati-

onale Kaffeehauskette hatte 2011 in Euro-

pa, Afrika und im Mittleren Osten einen

Gewinn von 30 Millionen Euro, zahlte aber

nur 900.000 Euro Steuern dafür, weil un-

ter anderem Zinsen und Lizenzgebühren

den Gewinn verringerten. Ein österreichi-

scher Betrieb hätte dagegen 25 Prozent

Körperschaftssteuer, also 7,5 Millionen Eu-

ro, bezahlt.

n

MARTINA MADNER, MIRIAM KOCH

Weg mit den Steueroasen

In einer EU-weiten Kampagne wird gegen Steuersünder gekämpft

n

„No to Tax Havens“,

also „Weg mit den Steueroasen“, ist das Motto, unter dem sich die

AK gemeinsam mit europäischen Bündnispartnern für Steuergerechtigkeit stark macht.

n

1.000 Milliarden Euro entgehen den EU-Staaten jährlich,

weil manche Konzerne,

manche Unternehmen, einige Banken und Millionäre durch Steueroasen ihren Beitrag zum

Steueraufkommen systematisch minimieren.

n

Mit diesem Geld

könnte man 40 Mal mehr in transeuropäi-

sche Straßen- und Bahnnetze investieren. Oder den Europäischen

Sozialfonds um das 125-fache aufstocken, um Arbeitslosigkeit und

Armut zu bekämpfen.

n

Die Kampagne

kann im Internet auf der Seite

www.nototaxhavens.eu

unterstützt werden.

Eine Welt ohne

Steuertricks

Sollten die bezahlten Steuern

dem gesetzlichen

Steuersatz entsprechen, würde das diese fünf

Konzerne am stärksten treffen.

Quelle: Crédit Suisse

1

2

3

4

5

0

Angaben in Milliarden Dollar

Apple

General Electric

Microsoft

IBM

Google