Maximaler Gewinn, minimale Steuern:
International tätige Konzerne „optimieren“ oft ihre
Steuerlast – auf Kosten der Allgemeinheit.
Steuern
Kleine gegen
Konzerne
K
atharina Strassl könnte stolz
und fröhlich sein. Die Friseu-
rin hat einen gut gehenden
Salon in Wien. Die KundIn-
nen sind zufrieden und kom-
men gern, die Umsätze stim-
men, die Stimmung unter den 16
MitarbeiterInnen ist auch gut, denn Strassl
zahlt weit über dem Kollektiv-
lohn. „Sie sollen für eine Top-
Leistung auch gutes Geld
verdienen und ihr Auskom-
men haben“, sagt Strassl.
Nur eines stört Sie: Von
100 Euro Umsatz bleiben
ihr jeweils sieben Euro übrig.
„Wenn man dann liest, wie
wenig die großen Konzerne
wie Apple an Steuern bezahlen müssen,
dreht es einem echt den Magen um“, sagt
die Friseurin. „Es muss doch möglich sein,
dass Betriebe, die in Österreich wirtschaf-
ten und Gewinne erzielen, genauso Steuern
abführen müssen wie alle anderen auch.“
5.800 Milliarden Euro
Einige Millionäre und Konzerne, nützen –
im Gegensatz zu Katharina Strassl und
anderen ArbeitnehmerInnen und Unter-
nehmerInnen – ganz legal
Lücken im Steuersystem und
vermindern mit internationa-
len Geschäftsmodellen ihre
Steuern.
Der französische Wirt-
schaftswissenschaftler Gabri-
el Zucman schätzt, dass sich
von den 73.000 Milliarden Eu-
ro Finanzvermögen, das es
weltweit in Privathaushalten gibt, rund acht
Prozent, also 5.800 Milliarden Euro in Steu-
eroasen befinden. Das sind Länder mit ext-
rem niedrigen Steuersätzen, wie Panama,
Singapur, die Cayman Islands oder die Ba-
hamas, um nur einige Beispiele zu nennen.
Oft fragen die Behörden dort nicht genau
nach, ob das Geld auf ehrliche Art und Wei-
se verdient wurde, und sie geben den Be-
hörden der anderen Länder wenig bis gar
keine Auskünfte darüber. 80 Prozent von
diesem Geld, weltweit 4.640 Milliarden Eu-
ro, sollen nicht versteuert worden sein. Zum
Vergleich: Das ist mehr als 64 Mal so viel
Die Steuersparmodelle von Apple stehen massiv in der Kritik, die EU
fordert nun sogar Milliarden an Nachzahlungen
Die internationale Kaffeehauskette Starbucks optimiert ihre Steuer-
zahlungen unter anderem durch Lizenzzahlungen
Katharina Strassl hat
einen gut gehenden
Friseursalon in Wien. Ihr
bleibt nach Steuern nur
wenig übrig, während
große Konzerne wenig
Steuern bezahlen
„Es ist sehr
ärgerlich, wie
wenig Steuern
manche Konzerne
bezahlen.“
Katharina Strassl
sieht
Ungerechtigkeiten im System
Fotos: Christian Fischer
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AK FÜR SIE 10/2016