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AK FÜR SIE 10/2014
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sind. Wenn so etwas drauf ist, gibt’s einen
Kurzschluss“, erklärt Peitler.
Sie lacht, als sie erzählt, dass sie ei-
gentlich zur Köchin ausgebildet wurde.
Bei AT&S arbeitet sie mittlerweile seit
zwölf Jahren. Bis 2008 entwickelten die
Beschäftigten in Hinter-
berg vor allem Leiterplat-
ten für Handys, erzählt
Betriebsrat Günther Wöl-
fler. „Nach dem Ausbruch
der Wirtschaftskrise folgten schwere Zei-
ten. Durch den starken Preisverfall war
nichts anderes möglich, als die Massen-
produktion nach China zu verlagern.“
Heute fertigen die 860 ArbeitnehmerIn-
nen von AT&S in Österreich Kleinserien für
hochtechnologische Bereiche wie Welt-
raum- und Medizintechnik. Wölfler ist nicht
glücklich, dass durch die Umstellung mehr
als 500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz ver-
loren haben. „Auf der anderen Seite gibt es
dafür keine saisonalen Schwankungen am
Standort Hinterberg. Das Werk ist ausge-
lastet, denn hochtechnologische Produkte
werden das ganze Jahr über nachgefragt.
Bei den Handys gibt es vor dem Weih-
nachtsgeschäft eine Spitze und dann ist
wieder fast gar nichts los.“
Per Fahrrad zu den Sternen
Siemens-Projektleiter Greilinger klingt da
schon optimistischer. Für die Zukunft der
Satellitentechnik sieht er viel Potenzial:
„Bisher war die riesige Datenmenge ein
Problem. Aber die Rechenleistung wird
immer stärker. Durch Satelliten, die die Er-
de beobachten, können wir feststellen, ob
Wälder, Gletscher und Wüsten wachsen
oder schrumpfen. Mit diesen genaueren
Daten können wiederum bessere Klima-
modelle geschaffen werden.“
Bis hierher war es allerdings ein weiter
Weg, wie das Buch „Weltraumland Öster-
reich“ zeigt. So erzählt der Nachrichten-
techniker Willibald Riedler, wie Weltraum-
technik made in Austria per Fahrrad ins All
kam: Als 1969 die Möglichkeit bestand,
erstmals kostenlos ein wissenschaftliches
Gerät aus Österreich mit einer norwegi-
schen Rakete mitfliegen zu lassen, flossen
die Gelder noch spärlich. Reisekosten
wurden nicht erstattet. So nahm Riedlers
Assistent Martin Friedrich kurzerhand das
Messgerät ins Gepäck und legte einen
großen Teil der Strecke nach Kiruna, das
nördlich des Polarkreises liegt und wo das
Gerät getestet und kalibriert werden sollte,
mit dem Fahrrad zurück.
M. MAURER / K. NAGELE
Team entwickeln, wäre nur mehr ein Satellit
erforderlich. Das Verkehrsministerium för-
dert das Projekt im Rahmen des Weltraum-
programms ASAP. Siemens will mit dem
Know-how aus Floridsdorf bis 2018 zur
Nummer zwei am Weltmarkt werden.
Weltraumtechnik statt
Abwanderung
Im obersteirischen Leoben
im Stammwerk von AT&S
kontrolliert Angelika Peitler Leiterplatten
für Hochtechnologie-Anwendungen wie
die Weltraumelektronik. Leiterplatten sind
quasi die Verkabelung in allen möglichen
Geräten, vom Handy bis zur Mikrowelle.
Statt die Bauteile mit Drähten zu verbin-
den, wird eine dünne Schicht elektrisch
leitfähigen Materials wie z. B. Kupfer auf
eine Platte gedruckt und die Bauteile dar-
an befestigt. „Ich kontrolliere, ob Kratzer
oder andere Fehler in den Leiterbahnen
„Eigentlich habe ich
Köchin gelernt.“
Angelika Peitler, AT&S Leiterplatten
„Wenn die Signalübertragung
via Satellit schlecht läuft, sind
zu zehn Prozent absichtliche
Störsignale verantwortlich.“
Erwin Greilinger, Siemens Space Business
Buchtipp:
Peter Habison: „Weltraum-
Land Österreich. Pioniere der
Raumfahrt erzählen“
ISBN 978-3-902924-19-3
Seifert Verlag; 29,90 Euro
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