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AK FÜR SIE 10/2014
Menschen, die nach den Sternen greifen, finden
sich nicht nur am Cape Caneveral in den USA,
sondern auch in Wien-Floridsdorf oder im
steirischen Leoben.
Wissen
B
emannte Raumfahrt ist keine
österreichische
Spezialität.
Der Elektrotechniker Franz
Viehböck ist bis heute der ein-
zige österreichische Astro-
naut. Er verbrachte 1991
knapp acht Tage auf der russischen Raum-
station Mir. Seither kam kein Mensch aus
Österreich höher hinaus. Dennoch ist Ös-
terreich eine Raumfahrtnation. Das zeigt
das Buch „Weltraumland Österreich“ von
Peter Habison, dem früheren Direktor des
Planetariums in Wien. Seit 2013 hat Ös-
terreich mit TUGSAT-1 sogar einen eige-
nen Satelliten, der um die Erde kreist und
Teil eines internationalen wissenschaftli-
chen Projekts ist.
Störsignale im Arabischen Frühling
In Wien-Floridsdorf entwickeln 16 Ange-
stellte Systeme zur Überwachung von Sa-
telliten bei Siemens Space Business. Mit
Versuchsanlagen am Dach des Gebäudes
wird die Hard- und Software dafür getes-
tet. Projektleiter Erwin Greilinger erklärt:
„Es geht hier darum, die Signalqualität von
Satellitenanlagen sicherzustellen und Stö-
rungen auszuschalten.“ Schätzungsweise
90 Prozent der Störungen entstehen un-
absichtlich, etwa durch schlampige Instal-
lation.
„Die restlichen zehn Prozent sind aber
absichtliche Störsignale“, so Greilinger, „bei-
spielsweise im Zuge des Arabischen Früh-
lings“. Berichte darüber gab es 2011 etwa
für Auslandsprogramme der Radiosender
BBC und der Neuen Deutschen Welle so-
wie für Nile TV, den Staatssender Ägyptens,
der im Zuge der Revolution gegen den Dik-
tator Hosni Mubarak auf die Seite des Auf-
stands übergelaufen war. Die BBC hatte die
Störungen dem Iran zugeordnet.
Dieses so genannte „Jamming“ zu ent-
decken und die Position der Störquelle be-
rechnen zu können ist das Ziel von Greilin-
gers Team. Zur Ortung waren bisher
allerdings mehrere Satelliten notwendig.
Mit der Technik, die Greilinger und sein
Angela Peitler kontrolliert bei AT&S Leiterplatten, die kilometerweit über dem Erdboden
Verwendung finden
Erwin Greilinger und sein Team betreiben
am Dach des Floridsdorfer Siemens-
Gebäudes eine Versuchsanlage zur
Ortung von Satelliten-Störsignalen
Floridsdorf
im Weltraum
Fotos: Erwin Scnhuh