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AK FÜR SIE 10/2014
Lebensmittel
Woher kommt
mein Fleisch?
Fast alle wollen wissen, woher das Schnitzel
oder die Ripperl am Teller stammen. Aber am
Etikett steht dazu oft wenig. Eine neue EU-Ver-
ordnung soll das verbessern.
E
in Blick auf die Farbe des Fleisches
und Christian Klebinger weiß, was
das Tier gefressen hat, das jetzt als
Steak vor ihm am Teller liegt: „Je
dunkler, desto mehr draußen war
das Rind“, sagt der gelernte Koch und
Gourmet-Fleischesser. Wenn sich das
Schwein bewegen konnte, wird das Mus-
kelfleisch besser. Und am Geschmack des
Schweinefleisches kann er erkennen, wie
das Tier gefüttert worden ist. Er selbst will
nur Schweine, die mit Dampferdäpfeln groß
wurden, und kauft deshalb das Schwein di-
rekt vom Bauern – ein Aufwand an Zeit und
Kosten, den sich bei Weitem nicht jeder
leisten kann. Das weiß auch Klebinger. Er
rät den KonsumentInnen aber, auch im Su-
permarkt auf Qualität zu achten. „Wer nur
das Allerbilligste kauft, zahlt am Ende drauf“,
warnt er. Ein Billigsteak kann in der Pfanne
um ein Drittel schrumpfen, weil im Fleisch
durch Futterzusätze zu viel Wasser steckt.
Billig um jeden Preis, das bedeutet auch
oft: Massentierhaltung, Tiertransporte so-
wie Antibiotika und Hormonzusätze im Fut-
ter und am Ende im Fleisch. Klebinger rät
deshalb: „Fragen Sie beim Einkauf kritisch
nach, wo Ihr Fleisch herkommt. Das geht
nur, wenn Sie da kaufen, wo noch ein
Fleischhacker da ist.“ Und immer genau
schauen, was am Etikett steht.
Klarheit nur beim Rindfleisch
Denn zumindest beim Rindfleisch muss in
ganz Europa klar am Etikett stehen, wo das
Tier geboren, gemästet und geschlachtet
wurde. „Aber schon beim faschierten La-
berl und erst recht bei der Käsekrainer weiß
oft keiner mehr genau, woher die Bestand-
teile kommen“, sagt Heinz Schöffl, AK Ex-
perte für Konsumentenpolitik.
Beim Schweinefrischfleisch
oder beim Geflügel sind diese
Angaben bisher nur freiwillig.
„90 von 100 Konsumentinnen
und Konsumenten wollen wis-
sen, woher ihr Schnitzel
kommt. Aber von kla-
rer Kennzeichnung
der Produkte sind
wir noch weit entfernt“, sagt der AK Experte.
Zumindest einen Schritt in die richtige Rich-
tung geht jetzt eine neue EU-Verordnung:
Ab April 2015 sollen zumindest Aufzucht
und Schlachtung beim Frischfleisch von
Schwein, Geflügel und anderen Fleisch-
sorten am Etikett stehen müssen. „Aber
die Verordnung
bleibt auf
halbem Weg stehen“, kritisiert Schöffl: Das
Geburtsland der Tiere muss bei Schwein
und Geflügel auch künftig nicht angegeben
werden. Bei Wurst oder Fleischprodukten
etwa in der Fertig-Lasagne bleiben die Kon-
sumentInnen weiterhin ohne verpflichtende
Informationen.
Kritischer Einkauf schwieriger
Petra Schleritzko-Strobl ist berufstätig und
hat zwei Kinder: „Ich möchte Fleisch aus
Österreich, weil ich keine unendlich lan-
gen Tiertransporte quer durch Europa un-
terstützen will. Und weil ich glaube, dass
die österreichischen Vorschriften für eine
gewisse Qualität sorgen. Ich will kein
Fleisch von Tieren essen, die genmanipu-
Etwa zwölf kilo
Rindfleisch pro Kopf und Jahr
werden in Österreich gegessen.
Koch und Fleischkenner Christian
Klebinger: „Gutes Fleisch muss auch gut
aufgezogen werden. Die wenigsten
Rinder haben so saftige Weiden
erlebt.“
Petra Schleritzko-Strobl: „Mir ist wichtig, wo das
Fleisch herkommt, das meine Kinder essen“
Nur am Rind-
fleisch-Etikett
muss stehen,
wo das Tier
geboren,
gemästet und
geschlachtet
wurde
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