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AK FÜR SIE 10/2015
Kindergarten weiterentwickeln
AK Präsident Rudi Kaske
will zusammen mit Gewerkschaft, Wirt-
schafts- und Landwirtschaftskammer sowie der Industriellenvereinigung
Reformen. „Das zweite kostenlose verpflichtende Gratiskindergartenjahr
muss kommen!“, so der AK Präsident. Die Sozialpartner fordern u. a. ein
Bundesrahmengesetz für die Elementarbildung mit einem fließenden Über-
gang in die Volksschule. Das Angebot muss flächendeckend werden mit
umfassenden Öffnungszeiten. Der Ausbau soll daher weiter gefördert wer-
den, aber auch für die laufende Finanzierung muss gesorgt werden. In der
Ausbildung soll es einen Qualifizierungsschub geben. Mehr Vielfalt beim
Personal soll gegen Vorurteile helfen und die Mehrsprachigkeit fördern.
IM QUADER I.
Aus Streben und Eckele-
menten haben Vicky und Artur einen Quader
gebaut. Und das soll die gleiche Figur sein
wie der Bauklotz? Artur macht den Text und
wickelt eine Decke um das Gerüst herum.
„Wirklich, das sieht ja genauso aus!“, ist
Vicky begeistert.
mathematische Früherziehung ins Haus,
um spielerisch ein Grundverständnis von
Zahlen, Winkeln und Formen zu vermitteln.
30 von 50 Kindern besuchen in diesem
Kindergarten die kostenpflichtigen Zusatz-
angebote der Kinderfreunde-Wissensaka-
demie, die es hier neben Mathematik auch
für Englisch gibt. Ein „Forscherstipendi-
um“ sorgt dafür, dass alle, die mitmachen
wollen, das auch können.
Nicht nur am Forschertag
Bei Vicky und Artur jedenfalls fallen die Be-
mühungen auf fruchtbaren Boden. „Die bei-
den zeigen eine extreme Tendenz zur Ma-
thematik“, hat die Kindergarten-Leiterin
Manuela Zwolsky beobachtet. „Egal was sie
spielen oder gestalten – sie sind sofort am
Analysieren, am Einschätzen und Beschrei-
ben.“ Zwolsky geht es in erster Linie nicht
darum, möglichst viel konkretes Wissen in
die kleinen Köpfe hineinzupressen. „Das
Wichtigste ist, dass sie ihre Neugierde und
den Spaß an der Sache nicht verlieren“,
sagt sie. „Im besten Fall haben sie etwa ein
mathematisches Grundverständnis im Kopf,
ohne zu wissen, dass es Mathematik ist.“
Der Ausbau der Krippen und Kindergär-
ten in Wien ist in den vergangenen Jahren
mit Riesenschritten vorangegangen. Von
den Kindern von null bis drei Jahren besu-
chen bereits 40 Prozent eine Kinderbil-
dungseinrichtung. Das ist sogar mehr als im
Barcelona-Ziel von der EU vorgegeben ist.
Dabei geht es nicht nur um die bessere Ver-
einbarkeit von Beruf und Familie für die El-
tern. Pädagogin Elisabeth Curda sagt:
„Vielen ist nicht bewusst, dass Spielen hier
Bildung ist.“ Wenn sie mit den Kindern
UNO spielt, achtet sie darauf, dass die
Kinder die Zahlen kennenlernen. Und auch
Herumtollen ist Mathe: Bewegung ist we-
sentlich dafür, dass Kinder ein räumliches
Vorstellungsvermögen entwickeln.
Ausbildung gegen Rollenklischees
Pädagogin Curda legt Wert darauf, dass
Kinder lernen, sich selbständig Wissen an-
zueignen: „Mir ist besonders wichtig, dass
Foto: Sebastian Philipp