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Noch Fragen?

wien.arbeiterkammer.at

AK FÜR SIE 10/2015

21

die Kinder von alleine auf die Sachen drauf-

kommen.“ Wichtig sei dabei eine fundierte

Ausbildung: „Ich achte darauf, immer auf

dem neuesten Stand zu sein und unter-

schiedliche Zugänge zu kennen.“ In Wien

betreibt die Magistratsabteilung 10 nicht nur

Kindergärten, sie organisiert auch die Aus-

bildung von Elementarpädagoginnen und

– in immer größerem Ausmaß – Elementar-

pädagogen. Das wirkt gegen Rollenkli-

schees von Machos und Muttis. 2015 gab

es in den städtischen Kindergärten immer-

hin 85 männliche Pädagogen. Im Kolleg

Change der Bakip21 sind derzeit 39 der

368 Studierenden Männer.

Manuel Stein ist einer davon. Der

35-Jährige hat nach der Matura ein kauf-

männisches Kolleg abgeschlossen, einige

Semester Philosophie studiert und als Kell-

ner gearbeitet, bevor er sich beruflich neu

orientiert hat. Seine Entscheidung fiel auf

die Elementarpädagogik. „In den ersten

sechs Lebensjahren lernt der Mensch am

meisten“, begründet Stein seine Faszination

für den Beruf. Dass er erst jetzt diese Aus-

bildung macht, sieht er nicht als Nachteil.

„Ich weiß jetzt viel genauer, was ich machen

will. Mit 19 wusste ich das nicht.“

Vom Stofftier zur Wissenschaft

Stein ist bereits im letzten Semester. Er hat

neben den theoretischen Grundlagen zwei

Instrumente gelernt und viele grafische und

handwerkliche Fächer absolviert. Seit dem

dritten Semester arbeitet er einen Tag pro

Woche an seinem Praxisplatz, wo er die

Theorie fachlich begleitet in Projekte umset-

zen kann. Zwei Tage pro Woche ist er an

seinem Arbeitsplatz im 13. Bezirk. Dort, wo

er alle Kinder bereits gut kennt, soll er

im Februar als regulärer Mitarbeiter

übernommen werden.

Er will sich auf die Stärken der Kin-

der konzentrieren. Und er bemüht sich,

die Interessen seiner Schützlinge auf-

zugreifen. „Wenn ein Kind mit einem

Stofftier kommt, spreche ich mit ihm

über den Zoo, welche Tiere es noch

gibt, was Menschen und Tiere unter-

scheidet. Das geht schon in den natur-

wissenschaftlichen Bereich.“ Welche

Fähigkeiten man als Kindergartenpäd-

agoge sonst noch mitbringen muss?

„Sportlichkeit, wenn man als 1,92 Me-

ter großer Mann den ganzen Tag am Boden

herumturnen soll“, meint Stein.

Die Kinder freuen sich jedenfalls, wenn

Stein kommt, egal ob er eine Waage mit-

bringt, um das Gewicht verschiedener Din-

ge zu vergleichen oder im Sommer mit ih-

nen draußen etwas unternimmt. „Wir haben

etwa eine Schale mit Alufolie ausgelegt und

allein mit der Kraft der Sonne Würstchen

gegrillt. Die Kinder waren ganz gebannt.“

Stein stört, dass Kindergartenpädagog-

Innen in der Gesellschaft oft lediglich als

AufpasserInnen der Kinder gesehen wer-

den. Es geht um viel mehr: „Wir müssen

dem Kind zeigen, dass es von sich selbst

aus etwas schaffen kann.“

n

ALOIS PUMHÖSEL

IM QUADER II.

Pädagogin Elisabeth

Curda zeigt das Prinzip nochmal vor: Die

Seitenflächen des Bauklotzes werden mit

roter Farbe bemalt und auf Papier abgerollt –

dieselbe Form wie die Decke!

Manuel Stein ist Student für Kindergarten-

pädagogik: „In den ersten sechs Jahren lernt

der Mensch am meisten“

Fotos: Lisi Specht