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AK FÜR SIE 10/2015
Wissen
Aufmarsch der
Roboter
Präzise Roboter leisten Schwerarbeit, U-Bahnen
und Autos steuern sich selbst: Übernehmen
Maschinen die Macht? So einfach ist es nicht.
Fotos: Christian Fischer
„Sie finden sich
leicht zurecht,
weil der Ablauf
ähnlich ist.“
Manfred Führer,
technischer
Direktor im Donauspital, über
seine Transport-Roboter
Die Leitstelle der Wiener U-Bahn ist rund um die Uhr besetzt. Im Prinzip fahren die Züge
automatisch. Aber ob die Technik funktioniert, wird überwacht
M
itarbeiter, volles Programm!
Eine Ebene unter dem Ein-
gangsportal im
Wiener Donau-
spital offenbart
sich eine neue Welt. In einem
600 Meter langen Gang zie-
hen selbstfahrende kleine Ro-
boter bis zu 200 Kilo schwere
Lasten hinter sich her – 60
Stück können zeitgleich im Ein-
satz sein. Den Weg kreuzende
Menschen werden von den fla-
chen, gelben Gefährten ge-
warnt: Im Dreißig-Sekunden-
Takt sagt eine blecherne
Frauenstimme: „Achtung, au-
tomatischer Transport.“
Die Roboter sind von 6 Uhr
Früh bis 8 Uhr am Abend unterwegs, täg-
lich, ohne Murren und Pausen. Ihre Einsät-
ze sind genau geplant. Das Essen wird nur
zwischen 10.30 und 11.30
Uhr ausgeliefert, Müll am frü-
hen Nachmittag aus den
Krankenhaus-Abteilungen
abgeholt.
Und welche technische
Entwicklung kommt als
nächste? Maschinen, die
sich selbst konstruieren?
Und dann vielleicht sogar
Maschinen, die sich zusam-
menrotten und als eine Art
neue Superintelligenz wie im
Film „Terminator“ die Macht
übernehmen?
Der deutsche Autor Tho-
mas Wagner warnt vor sol-
chen Visionen: Tatsächlich träumen in den
USA manche Bosse der Computerindust-
rie davon, „den Menschen aus Fleisch und
Blut durch ein künstliches Wesen zu er-
setzen“.
Die derzeitige Wirklichkeit der Maschi-
nen schaut anders aus. Im Donauspital ge-
ben Fahrpläne den Robotern vor, wann die
Arbeitsschritte spätestens enden. „Diese
Mitarbeiter finden sich auf einer neuen
Stelle leicht zurecht, weil der Ablauf ähn-
lich ist – das ist ein Vorteil“, erklärt der tech-
nische Direktor Manfred Führer. Aber es
wird genau kontrolliert, was die Maschinen
gerade tun.
Ein Überwachungsmonitor zeigt, wohin
jeder Roboter gerade fährt. Mit der Steue-
rung ist jederzeit Zugriff auf die Geräte
möglich. Und bei Verzögerungen, Staus
und Defekten müssen die TechnikerInnen
eingreifen. Hat ein Roboter einen Schaden,
wird er händisch zur Reparatur gezogen.
U-Bahn unter Kontrolle
Auch die Wiener U-Bahn ist mit Leitrech-
nern in Verbindung. In der Gleismitte sitzen
dünne Kabel, die dem Fahrzeug Befehle
übermitteln, der Zug beschleunigt und