

Noch Fragen?
wien.arbeiterkammer.atAK FÜR SIE 10/2015
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„Wenn die Technik
funktioniert, sitze
ich hier als
Beobachter.“
Bernd Svoboda
von den Wiener
Linien über das Zusammenspiel
von Mensch und Technik
Schöne neue
Technik-Welt
Was heute schon alles möglich ist:
Drei
Beispiele aus der „intelligenten“ Technik.
■
Drohnen
werden vielfältig zu Luft oder
zu Wasser eingesetzt. In Sacramento wird
derzeit ein Stadion gebaut. Zur Überwa-
chung des Baufortschritts filmen Drohnen
diesen täglich und überprüfen, ob der
veranschlagte Bauzeitplan eingehalten wird.
Die Filmaufnahmen werden anschließend in
ein 3D-Bild konvertiert und von einer
Software mit den digitalen Bauplänen des
Stadions und der Zeitplanung für die einzel-
nen Abschnitte verglichen. Leider werden
Drohnen nicht nur zu solchen Zwecken
eingesetzt, sondern auch zur Kriegsführung.
■
3D-Drucker:
Hier unterscheiden sich
die Heimwerker von den professionellen
Anwendungen. Die Palette reicht von selbst
hergestellten Möbeln über Flugzeugteile bis
zur plastischen Chirurgie.
■
Datenbrillen
sollen die reale Welt
durch Daten aus der virtuellen Welt
unterstützen. Sie werden in Spielen
eingesetzt, oder sie unterstützen etwa das
Autofahren. So werden Tempolimits, die
Lage freier Parkplätze oder Navi-Infos im
Glas angezeigt.
Bild links: Im Untergeschoß des Donauspi-
tals transportieren Roboter Essen oder Müll.
Bild oben: Ob die Roboter keinen Blödsinn
machen, wird überwacht – und repariert wird
händisch
bremst von allein. Mit Ausnahme der U6
fährt in Wien jede U-Bahn halbautomatisch.
Für Abfertigung und Startbefehl ist das
Fahrpersonal zuständig.
Beim Streckenbau wurde
errechnet, welche Geschwin-
digkeiten zulässig sind, die
Höchstgeschwindigkeit be-
trägt 80 km/h. Der Rechner
weiß freilich, wie weit etwa
der vorhergehende U-Bahn-
Zug entfernt ist – das System
nennt sich Linienzugbeein-
flussung (LZB).
Letztlich aber entschei-
den die Menschen. Die Leit-
stelle ist rund um die Uhr be-
setzt. U-Bahn-Fahrten und
die Regelmäßigkeit der Inter-
valle werden überwacht, Stö-
rungsfälle behoben. Das ver-
langt menschliche Aufmerksamkeit, die
Technik unterstützt dabei.
Anhand der Zugnummer weiß der Com-
puter, wohin die U-Bahn fährt und stellt alle
Weichen automatisch. „Wenn die Technik
funktioniert, sitze ich hier als Systembeob-
achter. Wenn es Probleme gibt, müssen wir
eingreifen“, erklärt Bernd Svoboda, stellver-
tretender Bereichsleiter für die U-Bahnen
bei den Wiener Linien.
Achtung, Robokratie
In einigen Jahren sollen auch
Autos selber fahren können.
Martin Russ, Geschäftsführer
von AustriaTech, einem Unter-
nehmen des Verkehrsministe-
riums: „Bereits heute sind
viele Systeme am Markt er-
hältlich, die teilautomatisiertes
Fahren erlauben.“ Noch sind
aber viele Fragen offen, etwa
die Haftung bei Unfällen.
Und was ist jetzt mit den
Fantasien der Computer-
Bosse von der Herrschaft
der Maschinen? Autor Tho-
mas Wagner nennt diese Fantasien „Robo-
kratie“. Für ihn ist sie eine „Schreckensvisi-
on“. Gegen die sollten wir uns wehren.
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PETER MITTERHUBER, CHRISTIAN RESEI
im Buch von Thomas Wagner:
„Robokratie“, PapyRossa, EUR 14,30