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Wirtschaft & Umwelt 1/2015
im Ausland stattfinden, sind viel-
fältig. Für Deutschland hat das Statis-
tische Bundesamt über 16.600 Unter-
nehmen befragt, welche Gründe für
die Verlagerung von Produktionen ins
Ausland zählen. Dem zufolge sind die
mit Abstand wichtigsten Gründe die Ar-
beitskosten und die Erschließung neuer
Märkte.
Von UnternehmensvertreterInnen
werden häufig auch die Kosten, die für
Umweltschutzauflagen getragen wer-
den müssen, insbesondere die Kos-
ten von CO
2
-Zertifikaten in der EU, als
mögliche Gründe von Produktionsver-
lagerungen genannt. Dies folgt aber in
erster Linie einem strategischen Kalkül,
das darauf abzielt, Umwelt- und Klima-
regulierung zu schwächen. Denn in der
Praxis spielen diese Kosten bei Verla-
gerungen von Produktionen nur in Aus-
nahmefällen eine Rolle.
Dies ist auch das Ergebnis einer
Studie, die die Europäische Kommis-
sion 2013 bei der holländischen For-
schungsorganisation Ecorys in Auftrag
gegeben hat. Dabei wurde untersucht,
ob es in den ersten zwei Handelsperi-
oden, also zwischen 2005 und 2012,
zu Produktionsverlagerungen in Folge
der CO
2
-Kosten in der EU, also zum
sogenannten „Carbon Leakage“ kam.
Nach einer ausführlichen Analyse der
einzelnen Sektoren im europäischen
Emissionshandel kommt die Studie
zum Schluss, dass Carbon Leakage
nicht nachweisbar war. Die beobach-
teten Veränderungen von Importen und
Exporten in einigen Sektoren seien auf
andere Faktoren, beispielsweise auf
Verlagerungen der Nachfrage, zurück-
zuführen. Eine relevante Rolle spielen
aber die Energiepreise.
Das Argument, dass die Industrie
nicht mit CO
2
-Kosten belastet werden
dürfe, da sie sonst abwandere, kann mit
dem Hinweis zurückgewiesen werden,
dass andere Faktoren viel größere Be-
deutung für die Standortwahl der Unter-
nehmen haben. Das eingangs gezeigte
Ungleichgewicht bei der CO
2
-Intensität
der Importe und der Exporte kann schon
deswegen nicht auf die Kosten in Folge
des Emissionshandels zurückzuführen
Schwerpunkt
Export von
Umweltlasten
Handelsverflechtungen sind relevant für die Treibhausgasemissionen
Der Import von Rohöl ist der größte
einzelne Posten, der die nega-
tive Handelsbilanz bei Mineralöl
verursacht. Export-Spitzenreiter
sind Maschinen und Geräte, bei
denen keine besonders hohen CO
2
-
Emissionen anfallen, ebenso wenig
bei Pharmazeutika; bei Papier und
Pappe sind sie höher und bei Eisen
und Stahl durchaus beträchtlich.
Österreichische Handelsbilanz
Warengruppen und Emissionen
ª
Produktgruppe
Handelsbilanz (Mrd. Euro)
Mineralöle etc.
-11,3
Bekleidung
-2,5
Organische Chemikalien
-2,0
Edelmetalle
-1,1
Erze
-1,1
…
…
Getränke
1,1
Holz und Holzwaren
1,4
Papier und Pappe
2,1
Eisen und Stahl
2,2
Pharmazeutische Erzeugnisse
2,5
Maschinen und Geräte
6,1
Warengruppen, für die die österreichische Handelsbilanz besonders positiv
und besonders negativ ist.
Fotos: Schuh (1)
Quelle: Statistik Austria 2013