Wirtschaft & Umwelt 1/2015
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was über 78 Millionen Tonnen. Für eine
Netto-Betrachtung muss von diesen
Importen die Menge von gut 27 Milli-
onen Tonnen CO
2
abgezogen werden,
die gewissermaßen mit Exporten von
Waren aus Österreich ins Ausland ge-
liefert werden. Damit bleiben netto 34,7
Millionen Tonnen CO
2
-Emissionen, die
der österreichische Konsum im Ausland
verursacht. Größenordnungsmäßig die
Hälfte dieser Mengen fließt übrigens
zwischen Österreich und den anderen
EU-Staaten. Anzumerken ist, dass die-
se Betrachtung nur Kohlendioxid (CO
2
)
erfasst, nicht hingegen Methan und
Lachgas (CH
4
und N
2
O), die als „graue
Emissionen“ insbesondere in landwirt-
schaftlichen Produkten enthalten sind.
Dass die HerausgeberInnen des
„Österreichischen Sachstandsberichts
Klimawandel 2014“ diese Grafik für den
Umschlag ausgewählt haben, zeigt,
dass sie der Bedeutung der Handels-
verflechtungen und der damit einher ge-
henden Treibhausgasemissionen große
Bedeutung beimessen. Österreich ist
eine kleine, offene Volkswirtschaft, bei
der also Export und Import eine relativ
große Rolle spielen. Damit steigt auch
die Bedeutung der mit dem Außenhan-
del verbundenen, grauen CO
2
-Emissi-
onen.
Außenhandel und CO
2
Grundsätzlich ist in großen Volkswirt-
schaften der Außenhandel im Verhältnis
zumBruttoinlandsproduktgeringer als in
kleinen. Das ist nicht eine ökonomische
Gesetzmäßigkeit, sondern eine Sache
der Logik. Ein Gedankenexperiment
zeigt dies unmittelbar: wird ein Land in
zwei Teile geteilt, so wird dadurch der-
jenige Handel, der zuvor zwischen die-
sen beiden Teilen stattfand und als Bin-
nenhandel galt, zum Außenhandel. Bei
völlig gleichen Handelsströmen ist also
der Anteil des Außenhandels in beiden
Teilen durch die Verkleinerung der be-
trachteten Einheiten gestiegen.
Im Zusammenhang mit den „grau-
en Emissionen“ muss darüber hinaus
beachtet werden, dass mit verschiede-
nen Arten von Waren, bezogen auf ih-
ren Handelswert, sehr unterschiedliche
Mengen an CO
2
-Emissionen verknüpft
sind. So ist die CO
2
-Intensität von
Grundstoffen im Allgemeinen weitaus
höher als die von verarbeiteten Produk-
ten, da der höchste Energieeinsatz und
damit die höchsten CO
2
-Emissionen
zumeist bei der Herstellung der Grund-
stoffe erfolgen.
Der Wert der Güter, die aus Öster-
reich exportiert werden, und derer, die
importiert werden, halten sich fast die
Waage: Im Jahr 2013 standen Exporten
im Wert von 125,4 Milliarden Euro Im-
porte im Wert von 130,0 Milliarden Euro
gegenüber, das Handelsbilanzdefizit
betrug also 4,6 Milliarden Euro. Im Kas-
ten (Seite 20) sind die Warengruppen
aufgeführt, bei denen die größten Net-
toimporte und die größten Nettoexporte
auftreten. Mit diesen Warenflüssen sind
aber in Summe sehr unterschiedliche
CO
2
-Intensitäten verbunden: die ein-
gangs beschriebene Grafik des Öster-
reichischen Sachstandsberichts zeigt,
dass etwa doppelt so viel CO
2
nach Ös-
terreich importiert wie exportiert wird.
Carbon Leakage
Die Gründe, warum in bestimmten
Sektoren durchaus energieintensive
Produkte aus Österreich – etwa Stahl
und Papier – am Weltmarkt konkurrie-
ren können und warum andererseits
manche Produktionen vornehmlich
Der österreichische Konsum verursacht im
Ausland netto etwa 35 Millionen Tonnen CO
2
-
Emissionen, zusätzlich zu denen in Österreich.
Standortverlagerung
Aus der Sicht der Gewerkschaften:
„Standortverlagerung in Deutschland“.
Eine nüchterne Analyse.
www.boeckler.de/pdf/p_edition_hbs_194.pdf
Quelle: APCC 2014
CO
2
-Ströme des Warenhandels Österreichs nach Hauptweltregionen.
ª
C
O
2
CO
2
582
345
2.330
702
401
3.070
2.581
380
2.770
12.636
8.003
1.007
5.326
Bezugsjahr 2004 [in 1.000t CO
2
]
von/nach Europa
Gesamt
Export
18.500
27.559
Import
28.354
62.304