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Wirtschaft & Umwelt 2/2015

Seite 29

Landes- und Gemeindestraßen werden

derzeit über Steuern finanziert. Sie

sind vorwiegend Massensteuern, also

Mehrwert- und Lohnsteuer. Die Benüt-

zung der Straßen ist also nicht „kosten-

los für die Verbraucher“. Nur die Lob-

byisten der Wirtschaft wollen uns das

glauben machen. So wird behauptet,

dass VerbraucherInnen in abgelegenen

Regionen durch eine flächendeckende

Lkw-Maut höhere Endpreise zahlen

müssten. Eine aktuelle AK-Studie zeigt

jedoch, dass bei der Nahversorgung in

abgelegenen Regionen der Transport-

kostenanteil vernachlässigbar klein ist.

Selbst bei Lebensmitteln, die längere

Transportwege benötigen, wie etwa

die Milch, ist mit keiner spürbaren

Verteuerung durch die Lkw-Maut zu

rechnen.

Ein Beispiel: Wenn ein Liter Milch 1 Euro

kostet, würde der Milchpreis von derzeit

1 Euro auf 1,002 Euro ansteigen. Laut

AK-Studie können im Durchschnitt die

Preise für die EndverbraucherInnen bei

Lebensmittel um maximal 0,11 Prozent

bzw. bei allen Dienstleistungen und

Produkten um maximal 0,09 Prozent

steigen, selbst wenn alle Mautkosten

auf die EndverbraucherInnen abgewälzt

und keine logistische Effizienz erzielt

wird. Horrorszenarien sehen anders aus.

Denn schon jetzt werden in Österreich

Güter- und Dienstleistungstransporte zu

74 Prozent auf bemauteten Autobahnen

abgewickelt. Durch eine flächendecken-

de Lkw-Maut würde dieser Anteil auf

88 Prozent steigen, der Rest erfolgt auf

ausländischen Straßen.

Überdies machen die großen Einzel-

handelsketten heute schon keinen

Unterschied zwischen Stadt und Land

und werden dies auch in Zukunft nicht

machen, weil die mautbedingten Zusatz-

kosten einfach nicht ins Gewicht fallen.

Dies zeigt auch das Beispiel Schweiz:

Dort wurde bereits im Jahr 2001 eine

Lkw-Maut auf allen Straßen eingeführt.

Das Schweizer Bundesamt für Statistik

schätzt die dadurch entstandenen Preis-

steigerungen auf 0,1 Prozent, obwohl

der Mautsatz doppelt so hoch ist wie

der in Österreich geplante. Ein Drittel der

mautbedingten Kosten wurde schlicht

durch bessere Logistik der Wirtschafts-

akteurInnen eingespart.

Lkw-Maut und Inflation

Die Mär von der Preistreiberei

chendeckende Lkw-Maut. Im

Unterschied zur Mineralölsteuer

können damit die außerordent-

lichen Straßenschäden dem

Lkw-Verkehr direkt angelastet

werden.

Eine flächendeckende Lkw-

Maut würde bedeuten, dass der

derzeit gültige Autobahntarif

auch bei der Benützung der

Landes- und Gemeindestraßen

angewendet wird. Damit würden

die Lkw – nach Abzug der Maut-

betriebskosten – jährlich rund

500 Millionen Euro zusätzlich zur

Sanierung der Straßen zahlen.

Die Einführung wäre jetzt auch

zeitlich günstig: niedrige Zins-

lage, niedrige Treibstoffpreise

und niedrige Inflationsrate be-

günstigen eine Einführung zu

möglichst niedrigen Folgekos-

ten, wie eine aktuelle Studie

des Österreichischen Instituts

für Raumplanung im Auftrag der

Arbeiterkammer zeigt. Zudem

könnte die Verwendung dieser

Lkw-Mauterlöse für die stra-

ßenbauliche Sanierung und den

öffentlichen Verkehr wichtige

Impulse für Beschäftigung und

Wachstum gerade auch im länd-

lichen Raum liefern.

Guter Zeitpunkt

Die neun Bundesländer

haben am 30. April 2015 ein-

stimmig beschlossen, binnen

eines Jahres ein Konzept für

die flächendeckende Lkw-Maut

vorzulegen. Außerdem sollen die

Bedingungen der steuerlichen

Ermächtigung durch eine Bund-

Länder-Vereinbarung gemäß Art.

15a B-VG ausgearbeitet werden.

Welche Überlegungen liegen

diesem bemerkenswerten Be-

schlusszugrunde,kommendoch

die dafür zuständigen Landesrä-

tInnen von fast allen in den Land-

tagen vertretenen Parteien (SPÖ,

ÖVP, FPÖ, Grüne und TeamStro-

nach)? Die Lkw-Bemautung des

österreichischen Autobahn- und

AK-Studie zur Lkw-Maut

Alle Preiseffekte einer Lkw-Maut, insbesondere

bei Lebensmitteln: AK-Studie : „Flächende-

ckende Lkw-Maut und Nahversorgung“. Down-

load

www.arbeiterkammer.at/service/studien/

index.html unter: Verkehr und Infrastruktur

Fotos: Fotolia /Dionisvera, Jacek Chabraszewski, Jiri Hera, photocrew, margo555, Sergii Moscaliuk, mbongo, Markus Mainka (je 1), istockphoto/YinYang (1)

Preissteigerung durch flächendekende Lkw-Maut

pro Kilogramm

+0,2 Cent

+0,1 Cent

+0,3 Cent

+0,4 Cent

+0,2 Cent

+0,4 Cent

+0,2 Cent

+1,1 Cent

+0,8 Cent