Wirtschaft & Umwelt 2/2015
Seite 3
Editorial
Alternative oder Utopie?
Angesichts der aktuellen Krisen in und rund um Eu-
ropa stellen sich brennende Fragen: Wie gelingt es,
Arbeitslosigkeit und wachsende Armut zu überwin-
den? Wie können Flüchtlinge aus Kriegs- und Kri-
senländern menschlich behandelt und aufgenommen
werden? Sollen bessere Chancen auf den transatlan-
tischen Absatzmärkten mit der Aufgabe europäischer
Gestaltungsspielräume in Wirtschafts-, Sozial- und
Umweltpolitik erkauft werden? Kann der Klimawan-
del gebremst und können seine Folgen bewältigt
werden? Die Antworten der herrschenden Lehre auf
diese Fragen folgen der neoliberalen Logik und ver-
sprechen Lösungen durch mehr Wachstum und
Flexibilität für die Wirtschaft, durch Sparpakete der
öffentlichen Haushalte und setzen auf technischen
Fortschritt zur Bewältigung ökologischer Probleme.
Nicht zufällig ausgeblendet werden dabei eine ge-
rechte Einkommens- und Vermögensverteilung, men-
schenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen, die
Sicherung demokratischer Teilhabe und gesellschaft-
licher Stabilität.
Deshalb sind Alternativen wie die Diskussion über
eine sozial-ökologische Transformation, die nicht auf
Wirtschaftswachstum, sondern auf ein „gutes Leben
für alle“ zielt, so wichtig. Dabei geht es um eine soli-
darische Gesellschaft, in der das vorrangige Ziel der
Politik die Erhöhung der Lebensqualität aller und ein
verantwortungsvoller Umgang mit Umwelt und Res-
sourcen ist. Es ist jedoch ein langer Weg von der
Theorie in den Alltag der Beschäftigten, der Arbeitslo-
sen und Ausgegrenzten und vor allem zur politischen
Realisierung des Konzepts. Gutes Leben für alle be-
deutet jedenfalls eine Abkehr vom Primat der Ökono-
mie und eine klare Orientierung an den Bedürfnissen
der Menschen. Und es setzt auf einen handlungsfä-
higen öffentlichen Sektor. Aber dieser Weg hat starke
Gegner, denn die Orientierung am Wirtschaftswachs-
tum sichert die bestehenden Machtverhältnisse und
nützt den Investoren und Konzernen – auf nationaler
und globaler Ebene. Eine Änderung dieser Machtver-
hältnisse ist die politische Aufgabe der Zukunft, bei
der die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen
eine starke Rolle spielen können und müssen.
Mag.
a
Sylvia Leodolter
Chefredakteurin
Leiterin der Abteilung Umwelt & Verkehr der AK Wien
Gutes Leben für alle
Die Auswirkungen der Dauerkrise
der nur auf Wachstum ausgerichte-
ten Wirtschaft lassen immer mehr
die Frage stellen: Wie kann ein gu-
tes Leben für alle erreicht werden?
Seite 10
Wie wollen wir leben?
Für ein gutes Leben müssen
Macht- und Verteilungsverhältnisse
verändert werden.
Seite 14
Wege aus der Krise
Welche Maßnahmen für ein gutes
Leben können und müssen in
Österreich gesetzt werden?
Seite 18
Chemikaliensicherheit
In den letzten Jahren ist das EU-
Chemikalienrecht erheblich geän-
dert worden. Was ist neu?
Seite 22
Energieeffizienz
Das neue Energieeffizienzgesetz
schreibt Verbrauchsreduktion vor.
Was heißt das für die Haushalte?
Seite 26
Lkw-Maut
Flächendeckend bringt sie eine
verursachergerechte Straßenfinan-
zierung und Umwelteffekte.
Seite 28
PendlerInnen
Die Ostregion wächst stark,
braucht dringend einen massiven
Ausbau des Bahnangebots.
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