Wirtschaft & Umwelt 2/2015
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Wettbewerbsfrei, dafür effizient
und effektiv.
GL
Görtschitztal
HCB-Skandal
Kommissionsbericht ortet
grobe Mängel in der Arbeit
von Behörden und Betreiber-
seite.
Der Bericht der Ende2014 von
der Kärntner Landesregierung
eingesetzten Kommission unter
dem Verfassungsrechtler Bernd
Christian Funk ortet grobe Män-
gel in der Arbeit der Behörden,
aber auch von Betreiberseite.
Sie hält substanzielle technische
Verbesserungen der Anlagen
und der Betriebsweise des Wie-
tersdorfer & Peggauer Zement-
werks für erforderlich. Das betrifft
den Themenkreis Quecksilber,
und zudem wäre eine „Nachver-
brennung“ erforderlich gewesen.
Der Bericht sieht keine Mängel in
den bestehenden gesetzlichen
Vorschriften, sondern in ihrer
Handhabung. Der Einsatz des
kontaminierten Blaukalks aus
der Altlast Kalkdeponie Brückl
hätte vom Landeshauptmann
von Kärnten als Abfallbehörde
so nicht mit Bescheid genehmigt
werden dürfen. Es wäre ein UVP-
Verfahren erforderlich gewesen.
Der Bescheid enthebt aber auch
den Betreiber nicht von seinen
Sorgfaltspflichten. Das wird in
straf- und haftungsrechtlichen
Verfahren zu beurteilen sein.
Der Bericht soll der Staatsan-
waltschaft übermittelt werden.
Schadenersatzklagen gegen den
Betreiber und die Republik sind
offenbar in Vorbereitung. Zuletzt
hat das Land Kärnten auch den
Abbau aus der Altlast vorläufig
gestoppt. Zusammenfassung
der Ergebnisse. 18. Mai 2015.
Details und Download unter:
www.ktn.gv.at/27987_DE-ktn. gv.at.?newsid=23925&backtr
ack=27987
HO
Interview: Kunststoffpartikel in der Donau
Die Umweltfolgen von Mikroplastik
Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes zeigt, dass durch die Donau jährlich bis
zu ca. 40 Tonnen Plastik über die österreichische Grenze transportiert werden. Welche
Folgen das hat, fragten wir
Karl Kienzl
vom Umweltbundesamt.
Woher kommt dieses Plastik?
Kienzl:
Wir haben im Auftrag des
BMLFUW und der Bundesländer Ober-
österreich, Niederösterreich und Wien
gemeinsam mit unseren Partnern BOKU
und ViaDonau erstmals die Donau im
Quer- und Tiefenprofil auf Kunststoffpar-
tikel untersucht. Das ist bislang einzig-
artig in Europa. Die Ergebnisse zeigen,
dass bis zu 40 Tonnen Plastik jährlich
über die Donau aus Österreich abtrans-
portiert werden. Etwas mehr als zehn
Prozent davon stammen aus industriellen
Prozessen. Der Großteil dieser Kunst-
stoffpartikel kommt jedoch aus diffusen
Quellen. Leider gibt es viele Beispiele aus
dem alltäglichen Leben, die illustrieren,
wie Plastikpartikel in Flüsse und letztlich
in die Meere gelangen können. Etwa sind
in einigen Kosmetikprodukten solche
Kleinstpartikel zugesetzt – und auch
Kunststofffasern aus Textilien gelangen
beim Waschen ins Abwasser. Das Plastik
gelangt auch durch unachtsames Han-
tieren, absichtliches Wegschmeißen oder
über Windverfrachtung in die Umwelt und
durch Abwasser und Abschwemmungen
in die Flüsse.
Wie viel von diesem Mikroplastik gibt
es in Europa und welche Auswirkun-
gen hat es auf Mensch und Umwelt?
Kienzl:
Untersuchungen, wie wir sie in
der Donau gemacht haben, sind bisher
noch die Ausnahme in Europa. Metho-
disch haben wir damit eine wichtige
Grundlage geschaffen, der Informations-
bedarf ist allerdings sehr groß. Wir wis-
sen, dass etwa 80 Prozent des Plastiks in
den Meeren über Flüsse dorthin transpor-
tiert wird. Dass das Plastik zum Großteil
aus diffusen Quellen stammt, macht es
nicht einfacher. Was die gesundheitlichen
und ökologischen Auswirkungen betrifft,
wissen wir noch wenig – je kleiner die
Partikel, desto problematischer können
sie sein.
Wie können die großen Plastikmen-
gen in Flüssen und Meeren verringert
werden?
Kienzl:
Das Wichtigste ist, Einträge in
die Umwelt zu vermeiden – da sind vor
allem Wirtschaft und Politik gefragt, letzt-
lich auch wir KonsumentInnen. Wir müs-
sen weiter der Frage nachgehen, woher
die großen Mengen der Einträge stam-
men und was technisch vermeidbar oder
in der Produktion ersetzbar ist. Da ist die
Kosmetikindustrie genauso gefordert wie
die Textil- oder die Verpackungsindus-
trie. Aber auch Erziehung, Bildung und
Werbung spielen eine zentrale Rolle im
Zusammenhang mit dem persönlichen
Lebensstil der Menschen, sie sollten ei-
nen aktiven Beitrag zur umfassenden Be-
wusstseinsbildung leisten.
Welche Maßnahmen werden auf
nationaler bzw. europäischer Ebene
gesetzt?
Kienzl:
In Österreich hat Bundesminister
Rupprechter mit der Kunststoffindustrie
die „Zero Pellets Loss Initiative“ ins Leben
gerufen. Da geht es um technologische
Verbesserungen, um bei der Produktion
und Verarbeitung von Kunststoffen den
Verlust von Pellets zu vermeiden. Auf
europäischer Ebene wird derzeit ver-
sucht, die Verwendung von Mikroplastik
in Kosmetika zu stoppen. Die Reduktion
der Plastiksackerln wird sicher auch etwas
bringen. Was wir im nächsten Schritt
brauchen, sind einheitliche Messmetho-
den und Messungen, um die Datenlage zu
verbessern. Information und Aufklärung,
woher das Mikroplastik kommt und wie
es sich zusammensetzt, sind ein zentraler
Teil für die Lösung, an der wir in Europa
gemeinsam arbeiten müssen.
*Dr. Karl Kienzl
ist Biologe und Psychologe und Stellvertreter des Geschäftsführers im
Umweltbundesamt.
www.umweltbundesamt.at