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Wirtschaft & Umwelt 2/2016
1,4
Milliarden Kubikkilometer Was-
ser befinden sich auf dem Pla-
neten Erde. Diese Menge ist konstant,
denn Wasser geht nicht verloren. Es
kannverdunstenoder versickern, taucht
dann aber in Form von Regen, Schnee-
fall oder Quellwasser irgendwo im glo-
balen Wasserkreislauf wieder auf. Aber
nur 2,5 Prozent dieser Gesamtmenge
sind Süßwasser, also für den Menschen
potenziell verwendbares Trinkwasser.
Davon sind große Mengen in Form von
Gletscher- und Polareis gebunden. Was
bleibt, sind ca. 213.000 Kubikkilometer
Süßwasser, das in Form von Oberflä-
chen- oder Grundwasser mehr oder
weniger leicht zugänglich ist und ge-
nutzt werden kann. Diese Menge aber
ist weltweit höchst ungleich verteilt, von
Kontaminierungen bedroht und zuneh-
mend heiß umkämpft.
Denn neben der Verwendung in den
Haushalten dürsten auch noch andere
Nutzer nach Wasser: allen voran die
globale Landwirtschaft, die mit rund 70
Prozent den deutlich größten Süßwas-
serverbrauch verursacht. Grund dafür
ist der massive Anstieg der intensiven
Landwirtschaft in den letzten Jahrzehn-
ten. Etwa 40 Prozent der weltweiten
Nahrungsmittel werden heute auf Flä-
chen angebaut, die bewässert werden
müssen. Während Länder in den gemä-
ßigten Breiten – wie auch das glückliche
Österreich – kaum auf Bewässerung
angewiesen sind, verbraucht in heißen
und trockenen Ländern die Landwirt-
schaft bis zu 85 Prozent des verfügba-
ren Süßwassers.
Globale Wirtschaft
Besonders betroffen sind davon
zahlreiche Entwicklungsländer. Aus
menschenrechtlicher Sicht bedenklich
ist diese Entwicklung vor allem dort, wo
die Bewässerung landwirtschaftlicher
Flächen nicht der Lebensmittelversor-
gung der lokalen Bevölkerung dient,
sondern der Produktion von Export-
gütern, wie z.B. Baumwolle, Schnitt-
blumen und Exportfrüchten. Auch der
exzessive Verbrauch von Grundwas-
serreserven in manchen Regionen
Fotos: ADA (1), Südwind (1)
*Mag. Veronika Knapp
arbeitet für die
entwicklungspolitische Organisation SÜD-
WIND. Sie leitet das SÜDWIND-Regional-
büro in Innsbruck und das Bildungsprojekt
„Global Schools“.
www.suedwind.atDurst? Sauberes
Trinkwasser für alle!
Kurzgefasst
Klimawandel, intensive Land-
wirtschaft, Abholzung: zahlrei-
che Umweltfaktoren tragen zur
globalen Wasserkrise bei. Auch
Industrie und Bergbau verbrau-
chen immer größere Mengen
des begrenzten Guts. Und eine
wachsende Weltbevölkerung
braucht Zugang zu sauberem
Wasser. Obgleich zunehmend
rechtlich abgesichert, muss für
die Umsetzung des Rechts auf
sauberes Trinkwasser weiter
gekämpft werden.
Sauberes Trinkwasser ist eine zentrale Voraussetzung
für ein gesundes Leben. Weltweit ist der Zugang
zur begrenzten Ressource höchst ungleich verteilt und
vielfältig bedroht: neben Umweltfaktoren dominieren
Interessenskonflikte.
Von Veronika Knapp*
Schwerpunkt
Trinkwasser