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Tirol betreibt die Tiroler Was-

serkraft AG (TIWAG) auf einer

A-12-Raststation der ASFINAG

eine „Stromtankstelle“. Im ös-

terreichweit ersten Pilotprojekt

wird bei vier Lkw-Stellflächen

der Antrieb von Kühlaggregaten

mit Strom aus erneuerbaren En-

ergiequellen erprobt. Die Philo-

sophie hinter diesem Projekt ist

laut TIWAG-Vorstandsvorsitzen-

dem Erich Entstrasser die Ver-

bindung von sauberer Energie

und effizienter Umsetzung der

Elektromobilitätsinitiative. Pro

Jahr sollen dadurch 42 Tonnen

CO

2

eingespart werden.

Strom-Ladeinfrastruktur

In der Praxis läuft dies folgen-

dermaßen ab: Die FahrerInnen

parken ihre Sattelzüge auf den

hierfür mit einem Piktogramm

gekennzeichneten Parkplät-

zen. Dann verbinden sie mit

einem fünfpoligen Kabel mit

CEE-Steckersystem das Kühl-

aggregat mit der Slavestation.

Die Systemfreischaltung erfolgt

entweder über die TIWAG-Mo-

bilitätskarte oder über das Ein-

scannen des QR-Codes am je-

weiligen Stromanschlusspunkt

mit einem Smartphone (Pay-

per-Use). Nach erfolgreicher

Autorisierung liefert das System

Strom an das Kühlaggregat, die

Bezahlung erfolgt über SEPA-

Lastschriften bzw. bargeldlose

Zahlungsfunktionen. Durch die

deutliche Effizienzsteigerung ist

der Betrieb mit Strom um rund

50 Prozent günstiger als mit

Diesel. Während zum Beispiel

eine vierstündige Lenkpause

im Dieselkühlbetrieb derzeit

rund acht Euro kostet, sind es

dank der elektrischen Ladein-

frastruktur der TIWAG künftig

rund 3,30 Euro. Ein zusätzlicher

betriebswirtschaftlicher Vorteil

für Transportunternehmen mit

temperaturgeführten Ladungen

sind längere Wartungsintervalle

bei Kühlaggregaten, weil bei

Strombetrieb kein Dieselruß

anfällt.

ASFINAG-Geschäftsführer

Dipl.-Ing. Klaus Fink sieht durch

das Projekt eine Win-win-

Situation für alle Beteiligten:

mehr Ruhe für Lkw-FahrerInnen

während der Pausen, umwelt-

schonende Energieversorgung

mit Ökostrom statt Dieselag-

gregaten und weniger Lärm für

AnrainerInnen von Rastplätzen.

Auch aus Gründen der Ver-

kehrssicherheit ist die Situierung

entsprechender Stellplätze in

ausreichender Anzahl und mit

der notwendigen Infrastruktur

für die Gewährleistung eines

gesunden Schlafs für Berufs-

kraftfahrerInnen wesentlich.

Ruhezeitenfreundlich

Dies entspricht auch einer

langjährigen Forderung der

AK, dem Fachausschuss Be-

rufskraftfahrer und aller darin

vertretenen Gewerkschaften,

weil die Einhaltung von gesetz-

lich vorgesehenen Ruhezeiten

schlicht ausreichende Lkw-

Stellplatzkapazitäten mit einer

zufriedenstellenden Ausstattung

voraussetzt. Was einer breiteren

Öffentlichkeit nicht bekannt ist:

Viele Lkw-LenkerInnen verbrin-

gen am Rastplatz nicht nur ihre

Ruhezeiten, sondern auch ihre

Freizeit. Aus ArbeitnehmerIn-

nenschutzsichtgiltesauchnoch,

auf die Minimierungspflicht bei

dem krebserzeugenden

Stromtankstellen für Kühl-Lkw als Pilotprojekt

einfache MaSSnahme mit enormer

Wirkung: Ein Stromanschluss für

Lkw-Kühlaggregate

www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 2/2016

Seite 23

Das triste Leben auf Autobahn-

rastplätzen ist nur ein Mosaikstein.

Generell sind Fahrer im europä-

ischen Binnenmarkt massiv von

Lohn- und Sozialdumping betroffen.

Der liberalisierte Verkehrsmarkt hat europaweit zu

einem Abwärtstrend bei Sozial- und Arbeitsstan-

dards geführt. Die europäische Bürgerinitiative „Fair

Transport Europe“ will das stoppen. Dazu zählen die

Anwendung der EU-Entsenderichtlinie, Vorgehen

gegen Briefkastenfirmen und wirksame Regeln gegen

prekäre Arbeitsverhältnisse im Verkehrsbereich. Die

Europäische Bürgerinitiative kann von jedem Wahl-

berechtigten in der EU unterschrieben werden. Eine

Million Unterschriften werden in Europa benötigt.

https://sign.fairtransporteurope.eu/?lang=de

Europäische Bürgerinitiative

„Fair Transport“

Pilotprojekt

NOMAD Power. Pilotprojekte bei Ladestationen für die Kühllo-

gistik in Europa.

www.nomadpower.eu

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