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Wirtschaft & Umwelt 2/2016

Seite 19

muss nachdenklich stimmen. Durch

den Verbrauch von Gütern aus Ent-

wicklungsländern importieren wir mit

diesen Waren auch einen unsichtbaren

Wasserrucksack. Wasser, das dort für

andere Nutzungen - u.a. als Trinkwas-

ser - fehlt. ExpertInnen sprechen in die-

sem Kontext von „virtuellem Wasser“

und verweisen darauf, wie enorm groß

dieser virtuelle Wasserverbrauch in den

reichen Industrieländern im Gegensatz

zu den armen Ländern des globalen

Südens ist. Der sogenannte Wasser-

fußabdruck ist somit eine der zentralen

Ungerechtigkeitsachsen im Nord-Süd-

Verhältnis. Wie in den Bereichen Energie

und Flächenverbrauch konsumiert der

reiche Norden auch im Bereich Wasser

weit mehr als ihm zustünde.

Industrie und Energiegewinnung

konsumieren weitere 20 Prozent des

Süßwasserbedarfs. Für benachteiligte

Bevölkerungsgruppen in Entwicklungs-

ländern stellt dies nicht selten eine Be-

drohung ihres Rechts auf Wasser dar.

Riesige Staudammprojekte sowie Land

Grabbing führen nicht nur dazu, dass

AnwohnerInnen von Land und Boden

vertrieben werden, sondern auch den

Zugang zu ihren traditionellen Wasser-

quellen verlieren. Auch Bergbauakti-

vitäten führen zu Wasserkonflikten: so

klagen Viehhirten in der mongolischen

Wüste Gobi derzeit über die Wasserver-

knappung, die durch den Ausbau einer

riesigen Kupfermine eines internationa-

len Bergbaukonzerns entstanden ist.

Häufig stehen in diesen Konflikten die

Interessen von Konzernen und einer ex-

portorientierten Wirtschaftspolitik den

Interessen lokaler Bevölkerungen ent-

gegen.

Weiteren „Wasserstress“ verursa-

chen Umweltfaktoren wie Klimawandel,

massive Abholzungen und Bodenver-

dichtung. Die beiden letztgenannten

führen dazu, dass Böden und Biomasse

weniger Wasser speichern können und

das kostbare Süßwasser somit schnel-

ler in die Weltmeere gelangt. Der Kli-

mawandel wiederum führt in verschie-

denen Weltregionen zu ausbleibenden

Regenzeiten und Dürren. Nur erwähnt

seien weitere Bedrohungen durch Kon-

taminierung von Trinkwasser mit Pesti-

ziden und Industrieabwässern.

Globale Wasserkrise

Kein Wunder also, wenn von einer

globalen Wasserkrise gesprochen wird.

Laut einer UN-Prognose wird bereits

2030 der weltweite Wasserbedarf das

Angebot um 40 Prozent überschreiten.

Wie kann in dieser Situation die wach-

sende Weltbevölkerung mit sauberem

Trinkwasser versorgt werden? Und wie

bekommen jene Gruppen, die bis heu-

te verschmutztes Wasser von weit ent-

fernten Brunnen holen müssen, Zugang

zu sicheren Wasserleitungen?

Hoffnungen wecken in diesem Zu-

sammenhang mehrere internationale

Beschlüsse. 2010 wurde von der Gene-

ralversammlung der Vereinten Nationen

eine historische Resolution verabschie-

det: Das Menschenrecht auf sauberes

Trinkwasser wurde als essentiell für die

Verwirklichung des vollen Rechts auf

Leben anerkannt. Gleichzeitig wurden

Staaten und internationale Organisatio-

nen dazu aufgerufen, Entwicklungslän-

der durch finanzielle Hilfe, capacity buil-

ding und Technologietransfer dabei zu

unterstützen, die Versorgung mit sau-

berem Trinkwasser für ihre Bevölkerung

zu gewährleisten. Der Resolution, die

auf eine Initiative Boliviens zurückging,

wurde mit 122 Stimmen angenommen.

Österreich war eines jener 41 Län-

In Teilen der Erde gefährdet der Wasserver­

brauch von Landwirtschaft, Industrie und Berg­

bau die Trinkwasserversorgung der Menschen.

„Blue Planet Project“

Dieses Projekt ist eine der weltweit bedeutendsten zivilgesellschaft-

lichen Initiativen, die sich für das Recht auf sauberes Trinkwasser

einsetzen:

www.blueplanetproject.net

Nutzungskonflikte gefährden den Zugang zu sauberem Wasser

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