

Gute Straßen am Land braucht jeder. Erst recht die Wirt-
schaft. Trotzdem lassen wir unser Netz zerfallen und wer-
den in Zukunft noch mehr für die fehlende Instandhaltung
zahlen. Länder und Gemeinden werden durch fiskalische
Vorgaben schlicht kein Geld dafür haben.
Eine flächendeckende Lkw-Maut ist die verursacher-
gerechte Lösung für einen Neustart. Nicht versteckte
Massensteuern (v.a. Lohn- und Mehrwertsteuer) finanzie-
ren pauschal die „kostenlose Straßenbenützung in den
Regionen“, sondern verursachergerecht der Lkw, der mit
seinem Achsgewicht die Straße im Vergleich zum Pkw um
ein Vielfaches schädigt. Bei der Schiene wird ja auch in
ländlichen Regionen eine Maut entrichtet.
Von einer Bemautung können dabei alle profitieren. Lkw
benützen Landesstraßen nicht als Schleichwege, um die
Maut auf der Autobahn zu sparen. Das entlastet Um-
welt und Bewohner gleichermaßen. Unternehmen, die
logistisch besser sind, haben einen Konkurrenzvorteil.
Werden Mautgelder auch noch zweckgewidmet vor Ort
für die Straßenerhaltung ausgegeben, sichert und schafft
das netto mehr Beschäftigung in jeder strukturschwachen
Region (z.B. Waldviertel oder Kärnten). Die Schweiz prak-
tiziert dies seit langem mit Erfolg.
Gezielt geschürte Ängste („Preisanstieg für Konsumen-
ten“) haben sich schon 2004 bei der Lkw-Bemautung
nicht bewahrheitet. Wer dagegen schon wieder mit
Schlachtrufen wie „Ende der Nahversorgung“ oder
„Wirtschaftsstandort Österreich in Gefahr“ zu Felde zieht,
vertritt in Wirklichkeit nicht die Interessen der gesamten
Wirtschaft, sondern bedient nur die Frächter-Klientel.
Deshalb: Die Allgemeinheit darf nicht unter die Räder
kommen. Die flächendeckende Lkw-Maut hilft Wirtschaft,
Umwelt und den Menschen in diesem Land gleicherma-
ßen.
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www.ak-umwelt.atSeite 32
Wirtschaft & Umwelt 2/2016
Kontroverse
Pro
Mag. Franz Greil
Con
Ing. Mag. Alexander Klacska
Flächendeckende Lkw-Maut?
Wirtschaft, Umwelt und die
Menschen profitieren von der
Lkw-Maut gleichermaSSen.
Man muss keinen Lkw oder Bus be-
sitzen bzw. fahren, um flächen-
deckende Maut zahlen zu müssen.
Wer eine Maut für alle Kfz über 3,5 Tonnen auch auf den
Landes- und Gemeindestraßen verlangt, ist Steigbü-
gelhalter für eine weitere Belastung für Wirtschaft und
Konsumenten gleichermaßen. Denn diese Maut würde
bei weitem nicht nur den einzelnen Betrieben schaden,
die Kfz über 3,5 Tonnen haben, sondern dem gesamten
Wirtschaftsstandort, vor allem in den ländlichen Regionen.
Herr und Frau Österreicher würden die Kosten der Maut
mit Mehrkosten von bis zu 77 Euro pro Jahr zu spüren
bekommen. Man muss also selbst keinen Lkw oder Bus
haben, um die Maut berappen zu müssen! Warum das
so ist, ist leicht erklärt: In Österreich läuft die Versorgung
der Bevölkerung größtenteils über heimische Betriebe
via Landes- und Gemeindestraßen. Diese Transporte
sind kein Selbstzweck, sie halten den wirtschaftlichen
Blutkreislauf am Leben und zwar bis in die entlegensten
Gebiete. Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs,
Zuliefertätigkeiten, Entsorgung, Personentransporte im
Fremdenverkehr oder Schulbusse - all das gehört dazu
und wäre von einer Mega-Maut belastet. Wir setzen uns
so vehement gegen eine solche Mehrbelastung ein, weil
es gar nicht notwendig wäre, schon wieder an der Kos-
tenschraube zu drehen. Denn die Gelder für Straßenerhalt
und -ausbau, den wir dringend brauchen, sind eigentlich
schon in den Ländern vorhanden, werden aber - da sie
nicht zweckgewidmet sind – an anderen Stellen ausge-
geben. Die Bundesländer haben also kein Einnahmen-,
sondern ein Ausgabenproblem: Während sie zwischen
2003 und 2014 in etwa 131 Prozent mehr durch Steuern
aus dem Straßenverkehr eingenommen haben, sanken
ihre Ausgaben für diesen gleichzeitig um sechs Prozent.
Daher: Ein klares Ja zu ordentlichen Straßen! Aber ein
ebenso klares Nein zu immer wieder neuen Belastungen
wie diese geplante Mega-Maut, die uns alle trifft!
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*Mag. Franz Greil
ist Mitarbeiter
der Abteilung Umwelt & Verkehr
der AK Wien.
*Ing. Mag. Alexander Klacska
ist
Betriebswirt, Geschäftsführer der
KLACSKA Gruppe und Obmann der
Bundessparte Transport und Verkehr
der Wirtschaftskammer Österreich.
Fotos: Schuh (1), OWB (1)