Background Image
Previous Page  17 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 17 / 36 Next Page
Page Background

zu beurteilen sind. In einem deutsch-

sprachigen Sammelband aus dem Jahr

2012 (Hrsg. Felix Ekardt, siehe Fußzeile)

bemühte man sich unter anderem um

die Prüfung konkreter Anknüpfungs-

punkte im bestehenden Rechtssystem,

auch um der verbreiteten ökonomi-

schen Analyse des Klimawandel eine

ethisch und juristisch fundierte Exper-

tise gegenüberzustellen.

Rechtliche Aspekte

Ein mögliches völkerrechtliches Um-

setzungsmodell von Klimagerechtigkeit

könnte Staaten einerseits schlicht in Ab-

hängigkeit von ihrer (aktuellen) Bevölke-

rungszahl Emissionsrechte gewähren,

andererseits diesen Pro-Kopf-Ansatz

aber im Sinne des Verursacherprinzips

und des Prinzips der gemeinsamen,

aber unterschiedlichen Verantwortung

differenzieren; dadurch würden auch

die historischen Beiträge der nationalen

Gesellschaften zum Klimawandel und

deren unterschiedliche ökonomische

Leistungsfähigkeit Berücksichtigung

finden. Tatsächlich drehen sich die Ver-

handlungen zwischen den hochentwi-

ckelten Staaten und den Ländern des

Südens heute insbesondere um diese

Fragen, die völkerrechtlichen Anknüp-

fungspunkte sind aber bisher schwach.

Eine Anpassung der Klimarahmenkon-

vention an verbindliche Pro-Kopf-An-

sätze scheint daher derzeit ebenso we-

nig in Sicht wie eine Institution zu deren

Durchsetzung.

Daneben könnte prinzipiell aus den

Menschenrechten eine Schutzver-

pflichtung abgeleitet werden. Allerdings

spielte die Verpflichtung zum Erlass

umweltbezogener Schutzrechte in der

Rechtsprechung des EuGH oder EGMR

schon bisher de facto keine Rolle. Der

Herausgeber des Sammelbandes argu-

mentiert zwar, dass die Freiheitsrechte

so interpretiert werden sollten, dass sie

auch die Existenz einer halbwegs stabi-

len Ressourcenlage und ein ausreichen-

des Globalklima umfassen und zusätz-

lich zum Freiheitschutz gegenüber dem

Staat auch den (staatlichen) Schutz

gegenüber dem umweltschädigenden

Verhalten der MitbürgerInnen beinhal-

ten. Ein tatsächlicher menschenrecht-

licher Schutz vor dem Klimawandel

scheint aber ebenfalls noch in weiter

Ferne.

¨

www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 4/2015

Seite 17

Unterstützung des Südens

Klima-allianz

In Österreich haben sich eine Vielzahl

an NGOs, die sich für Umweltschutz,

Entwicklungszusammenarbeit oder

humanitäre Hilfe einsetzen, zur Allianz für

Klimagerechtigkeit zusammengeschlos-

sen

(www.klima-allianz.at

).

Ihr Ziel ist die Bewusstseinsbildung für

Zusammenhänge zwischen Klimawandel

und Entwicklung bei Entscheidungsträ-

gerInnen, MeinungsbildnerInnen und

einer breiten Öffentlichkeit. Sie fordern im

Wesentlichen die Berücksichtigung des

Verursacherprinzips bei der Bekämpfung

des Klimawandels und die Unterstützung

des globalen Südens bei der Anpassung

an dessen Folgen.

Konkret bedeutet das, dass Österreich

sich dafür einsetzen soll, den Treibhaus-

gasausstoß innerhalb der EU bereits bis

2020 um 40 Prozent, bis 2030 um 55 bis

60 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95

Prozent (gegenüber 1990) zu senken. Die

Reduktion soll dabei tatsächlich erfolgen

und nicht durch Zukäufe von Zertifikaten

auf Kohlenstoffmärkten ausgeglichen

werden können. Marktbasierte Instru-

mente lehnt die Allianz ab.

Die Gelder für Klimaschutz und die An-

passung an den Klimawandel sollten viel-

mehr aus einer Finanztransaktionssteuer

und einer globalen CO

2

-Steuer kommen

und zusätzlich zu den bestehenden Ver-

pflichtungen der Gelder für Entwicklungs-

hilfe (0,7 Prozent des Bruttonationalein-

kommen) bereitgestellt werden.

Klimaschutzpaket

Die Allianz ‚Wege aus der Krise‘ möchte

mit einem ‚Klimaschutzpaket‘ auch zu

Beschäftigung und Verteilungsgerech-

tigkeit beitragen. Gemeinsam mit einer

sozial-ökologischen Steuerreform sollen

in diesem Sinne der öffentliche Verkehr

ausgebaut, die Energiewende und die

ökologische Landwirtschaft weiter voran-

getrieben und Arbeit umverteilt werden.

Siehe:

www.wege-aus-der-krise.at/

zukunftsbudget.html

Tipp

Klimagerechtigkeit II

Felix Ekardt (Hrsg.): Klimagerechtigkeit. Ethische,

rechtliche, ökonomische und transdisziplinäre

Zugänge. Metropolis-Verlag, Marburg 2012.

In den letzten Jahren

entstehen weltweit

Initiativen für einen

klimafreundlicheren

Lebensstil. Ein Beispiel

für lokale Bewegungen

sind die ‚Transition

Towns‘, die ihren Aus-

gangspunkt 2006 in

England hatten und

heute auch in Öster-

reich aktiv sind. Dane-

ben machen Gruppen

mit dem Slogan ‚Sys-

tem change not clima-

te change‘ politisch

mobil.