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Wirtschaft & Umwelt 4/2015

Seite 15

Klimafinanzierung

Money makes the world go round

M

it der sogenannten „Klimafinanzie-

rung“ soll den Entwicklungsländern

Geld zur Verfügung gestellt werden, um

Maßnahmen zur Verringerung des Aus-

stoßes an Treibhausgasen und Schritte

zur Anpassung an den stattfindenden Kli-

mawandel zu setzen. Dies war eines der

wenigen greifbaren Ergebnisse der Klima-

konferenz in Kopenhagen 2009. Dort ver-

pflichteten sich die entwickelten Länder,

bis 2020 gemeinsam jährlich 100 Milliar-

den US-Dollar an neuen und zusätzlichen

Mitteln zu mobilisieren, die den Bedürf-

nissen von Entwicklungsländern dienen

sollten.

Die in Aussicht gestellten Gelder sollen

freilich nicht nur aus öffentlichen, son-

dern auch aus privaten Quellen kommen.

Eine Untersuchung aus 2011 (Buchner et

al.: „The Landscape of Climate Finance”)

fand, dass schon 2009 und 2010 jährlich

etwa 97 Milliarden US-Dollar zur Klimafi-

nanzierung geleistet wurden, der größte

Teil davon freilich als Kredite zu marktübli-

chen Zinsen oder in anderer rückzahlbarer

Form. Es wäre also verfehlt, diese Mittel

als Entwicklungshilfe zu verstehen. Das

Sekretariat der Klimarahmenkonvention

fand auf Basis der Klimaberichte der Ent-

wicklungsländer, dass 2011 und 2012 je

knapp 29 Milliarden US-Dollar an Mitteln

zur Klimafinanzierung von entwickelten

Staaten an Entwicklungländer flossen

(UNFCCC: „2014 Biennial Assessment

and Overview of Climate Finance Flows

Report“). Bei diesem Bericht werden nur

Finanzierungen berücksichtigt, bei denen

öffentliche Institutionen involviert waren.

Insgesamt schätzt dieser Bericht das jähr-

liche Volumen der gesamten weltweiten

Klimafinanzierung derzeit auf 340 bis 650

Milliarden US-Dollar.

In Zukunft sollen die Mittel gleichermaßen

für Emissionsreduktionen und für Anpas-

sungsmaßnahmen verwendet werden. Ein

wesentlicher Teil soll über den neu ge-

gründeten „Green Climate Fund“ abgewi-

ckelt werden. Mittlerweile ist es vor allem

Aufgabe der Empfängerländer, die genau-

en Erfordernisse der Klimafinanzierung

festzulegen – angesichts einer weiterhin

paternalistischen Entwicklungspolitik der

Industrieländer keine Selbstverständlich-

keit. Aber auch auf die Messung der Erfol-

ge – bei der Emissionsminderung genau-

so wie bei der Anpassung – wird immer

mehr Wert gelegt. Gerade der letzte Ge-

sichtspunkt ist von eminenter Bedeutung,

wenn vermieden werden soll, dass die Kli-

mafinanzierung zu einer Art Ablasshandel

der Industriestaaten wird.

Erfolgreiche Klimafinanzierung muss auf die spezifischen

Bedürfnisse der einzelnen Länder zugeschnitten sein und

laufend bezüglich der Ergebnisse überprüft werden.

Ob Instrumente der Klimafinanzierung auch den Bedürfnissen der Menschen dienen, ist fraglich

*Dr. Christoph Streissler

ist

Chemiker und Mitarbeiter der

Abteilung Umwelt & Verkehr in

der AK Wien.