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Wirtschaft & Umwelt 4/2015
E
uropaweit sind etwa 20.000
verschiedene Materialien
und Baustoffe auf dem Markt.
Zu einem großen Teil ist kaum
bekannt, wie sich ihre Verwen-
dung auf die Raumluft, die Ge-
sundheit der ArbeitnehmerInnen
auf der Baustelle und die Umwelt
auswirkt. Bei der Herstellung von
Baustoffen werden Hilfsstoffe
eingesetzt, die zwar einerseits
die Verarbeitung und die Halt-
barkeit verbessern, andererseits
aber zusätzliche Emissionsquel-
len von möglichen Schadstoffen
sein können.Bei geruchs- oder
staubintensiven Schadstoffen
lassen sich die Belastungen
leicht feststellen und es kann da-
rauf reagiert werden. Viele Emis-
sionen bleiben aber von unserer
Nase unbemerkt und können
sich im Lauf der Zeit dennoch
nachteilig auf unsere Gesundheit
auswirken.
Bis Ende der 1970er Jahre
waren Schadstoffemissionen
aus Bauprodukten, mit denen
Beschäftigte am Bau tägllich
hantierten, für Baufachleute
kein Thema. Erst die intensiven
Diskussionen um gesund-
heitliche Auswirkungen von
krebserzeugenden Stoffen wie
beispielsweise Asbest in Welldä-
chern, Pentachlorphenol (PCP)
in Holzschutzmitteln sowie
Formaldehyd aus Spanplatten,
haben das öffentliche Bewusst-
sein geschärft und wurden im
ArbeitnehmerInnenschutz ent-
sprechend berücksichtigt.
Schadstoffe
Viele Schadstoffe entste-
hen bereits weit weg von der
Baustelle, bei der Herstellung
von Baustoffen. Die negativen
Folgen werden etwa in Form
der Klimaerwärmung spürbar.
Bei der Verarbeitung der Bau-
stoffe und beim Wohnen in den
errichteten Gebäuden können
z.B. Feinstaub, Weichmacher,
Biozide, Flammschutzmittel und
Lösungsmittel negative gesund-
heitliche Auswirkungen haben.
Kopfschmerzen und allergische
Reaktionen können auftreten.
Auch beim Entsorgen und De-
ponieren können Schadstoffe
freiwerden.
Sorgfältige Planung der Bau-
projekte, bewusste Materialaus-
wahl und fachgerechter Einbau
sind das Um und Auf, wenn die
gesundheitlichen und ökolo-
gischen Belastungen durch Bau-
materialien für BauarbeiterInnen
und BewohnerInnen möglichst
gering sein sollen. Es gibt mitt-
lerweile ein großes Angebot von
Baumaterialien, die Umwelt und
Gesundheit schonen. Bei der
Auswahl helfen Gütesiegel, die
jene Baumaterialien auszeich-
nen, die strengen Maßstäben in
Bezug auf die Schadstofffreiheit
der Produkte entsprechen.
Gängige Gütesiegel
Produkte, die das Österrei-
chische Umweltzeichen tragen,
müssen eine Kombination von
strengen Mindestanforderungen
bezüglich Umwelt- und Ge-
sundheitsverträglichkeit erfüllen.
Auch die Gebrauchstauglichkeit
wird bewertet. Der gesamte Le-
bensprozess eines Produktes
wird berücksichtigt. Ausgezeich-
nete Produkte sind zum Beispiel
Holzwerkstoffe, Holzmöbel,
Dämmstoffe, Lacke, Lasuren,
Wandfarben und Bodenbeläge.
www.umweltzeichen.at*DI
in
Ingrid Tributsch,
ist Energieberaterin
bei „die umweltbera-
tung“ Wien.
*DI (FH) Harald Brugger MSc,
ist Ökotoxikologe bei „die
umweltberatung“ Wien.
Fotos: monika Kupka/die umweltberatung (2)
Ökologisch und abfallschonend bauen
Bewertungskriterien für abfallvermeidendes Bauen finden Sie
auf der Website der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt
und Technik,
www.oegut.at,Richtlinien für eine umwelt-
freundliche Baustellenabwicklung auf
www.rumba-info.atÖkologisch und
gesund bauen
Zum Bauen werden oft Materialien verwendet, die bei der Her
stellung, beim Bauen, Wohnen und bei der Entsorgung Probleme
für Umwelt und Gesundheit mit sich bringen können. Ökologische
Alternativen sind gefragt und für viele Anwendungsbereiche
erhältlich.
Von Ingrid Tributsch und Harald Brugger *
Betrieb
Kurzgefasst
Die sorgfältige Auswahl
und fachgerechte Ver-
arbeitung ökologischer
Materialien beim Bauen
minimieren den Schad-
stoffausstoß und wirken
positiv auf Umwelt und
Gesundheit. Gütesiegel
und Kriterienkataloge für
Ausschreibungen helfen
bei der Planung ökologi-
scher Bauprojekte.