etreffend der Wir-
kung von elektroma-
gnetischen Feldern
(EMF) auf den menschlichen
Körper gibt es eine klas-
sische Sichtweise, die sich
im Wesentlichen auf zwei
kurzzeitige Hauptwirkungs-
arten stützt: Reizwirkungen
imNiederfrequenzbereich und
thermische Wirkung im Hoch-
frequenzbereich, wobei sich
beideWirkungen imMittelfre-
quenzbereich überschneiden;
die Langzeitwirkungen wer-
den in dieser Sichtweise nicht
berücksichtigt. Die Grenze
zwischen diesen Bereichen ist
je nach Norm bzw. Regelwerk
verschieden.
EMF-Felder,
Strahlung
Grob kann man EMF mit
einer Frequenz bis zu eini-
gen zehn Kilohertz (kHz) zur
Niederfrequenz (NF) zählen,
Strahlung bis zu einigen zehn
Megahertz (MHz) zur Mittel-
frequenz (MF) und Strahlung
bis zu einigen Hundert Giga-
hertz (GHz) zur Hochfrequenz
(HF). Die Bezeichnung Hertz
ist die Einheit für Frequenz.
Sie gibt die Anzahl sich wie-
derholender Vorgänge pro Se-
kunde in einem periodischen
Signal an. Namensgeber der
Einheit ist der deutsche Physi-
ker Heinrich Hertz.
Wirkungen
Mit Reizwirkung ist die
Reizung von Muskel- und
Nervenzellen durch die Ex­
position in einem NF-Feld,
aber auch die Wahrnehmung
sensorischer Phänomene wie
z.B. Phosphene gemeint.
Unter thermischer Wirkung
versteht man die Erwärmung
von Körpergewebe bei Ex-
position in einem HF-Feld,
ein Phänomen, das man
leicht beim Mikrowellenherd
beobachten kann. Die Reiz-
und thermischen Wirkungen
bilden im Wesentlichen der-
zeit die Basis für die Grenz-
werte zum Schutz von Men-
schen in EMF in Gesetzen und
Normen.
Bei vielen wissenschaft-
lichen Untersuchungen von
Mobilfunkstrahlen in den letz-
ten Jahren wurden aber auch
andere Effekte beobachtet, die
nicht zu den oben genannten
Hauptwirkungsarten zählen
und auch unterhalb der der-
zeitigen Grenzwerte auftreten
können. Da diese Effekte nicht
mit Reizung oder Erwärmung
von Gewebe erklärbar sind,
werden sie als athermische
oder Niederdosiseffekte be-
zeichnet.
Die Frage ist: Können diese
Effekte auf lange Sicht die Ge-
sundheit beeinträchtigen? Wie
soll man mit ihnen umgehen?
Wie kann man sie vermei-
den und damit ein mögliches
Risiko gezielt reduzieren?
Zunächst aber einige Erläute-
rungen zu wissenschaftlichen
Untersuchungsmethoden in
diesem Bereich.
*
Dipl.-Ing. Dr. Hamid Molla-
Djafari
ist Physiker und Prüfer
und Gutachter in der Abteilung für
Unfallverhütung und Berufskrank-
heitenbekämpfung der Allgemeinen
Unfallversicherungsanstalt AUVA.
FOTOS: Schuh (3)
Leben
Internationale Fachgremien
Zu diesen Gremien gehören unter anderem die Internationale Kommission zum
Schutz vor nicht ionisierender Strahlung (ICNIRP), die Weltgesundheitsorgani-
sation (WHO) oder die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK).
Mobilfunk: Elektro-
magnetische Felder
B
Seite 30
Wirtschaft & Umwelt 4/2013
Die Frage, ob elektromagnetische Felder (EMF) des Mobilfunks die Ge-
sundheit von Menschen beeinträchtigen können, kann trotz vieler wis-
senschaftlicher Studien der letzten Jahre nicht abschließend beantwor-
tet werden. Es gibt aber Hinweise, die einen vorsichtigeren Umgang mit
Mobiltelefonen als ratsam erscheinen lassen.
Von Hamid Molla-Djafari*
Zusammenfassung:
Die derzeitigen Grenz-
werte für elektromag-
netische Felder (EMF)
schützen vor schädlicher
Erwärmung von Körper-
gewebe. Die athermischen
und Langzeitwirkungen
von EMF werden bisher
in den Normungsgremien
als nicht ausreichend ab-
gesichert angesehen und
daher in den Grenzwerten
nicht berücksichtigt.
Derzeit können nur Prä-
ventionsmaßnahmen und
ein vernünftiger Gebrauch
von Handys vor eventu-
ellen Gesundheitsrisiken
schützen!
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