ten an Kläranlagen oder in Schulen,
und die Industrie profitiert beispielswei-
se von neuen Aufträgen für Schienen und
Schienenfahrzeuge.
Die Arbeitsplätze im öffentlichen
Dienstleistungssektor sind aber nicht nur
quantitativ, sondern auch qualitativ von
sehr großer Bedeutung, sind doch die
Arbeitsbedingungen und die Beschäfti-
gungssicherheit im allgemeinen deutlich
besser beziehungsweise höher als die im
privaten Dienstleistungssektor.
Die verhältnismäßig guten Arbeits-
bedingungen und die gute Ausbildung
im öffentlichen Dienstleistungssektor
machen sich aber nicht nur für die dort
Beschäftigten bezahlt, sondern haben
auch Auswirkungen auf die Struktur
der gesamten österreichischen Wirt-
schaft. So lässt der öffentliche (Dienst-
leistungs-)Sektor sehr vielen Menschen
eine gute Berufsausbildung zukommen,
die auch noch Jahrzehnte später positi-
ve Auswirkungen auf die Arbeitsmarkt-
chancen der Betroffenen hat.
Darüber hinaus kann der öffentliche
Dienstleistungssektor auch als antizyk­
lisches beschäftigungspolitisches In-
strument eingesetzt werden, indem in
Zeiten mit besonders hoher Arbeitslo-
sigkeit mehr neue MitarbeiterInnen ein-
gestellt werden.
Hohe Qualität und
groSSe Zufriedenheit
Eine im Jahr 2012 im Auftrag der
Arbeiterkammer durchgeführte So-
ra-Umfrage zeigt auch, dass die Ös-
terreicherInnen mit der Qualität der
Daseinsvorsorge sehr zufrieden sind.
Die Kundenrechte, Informationen
über das Angebot, das Service bei Pro-
blemen und die Versorgungssicher-
heit bzw. Erreichbarkeit werden dabei
fast durchgängig für die abgefragten
Bereiche (Wasserversorgung, Telekom-
munikationseinrichtungen, öffentlicher
Stadtverkehr, Postdienstleistungen,
Bahnangebot und Energieversorgung)
als gut oder sogar sehr gut bewertet. Da
öffentliche Dienstleistungen meist für
alle gleichermaßen zur Verfügung ste-
hen, entfalten diese auch eine positive
Verteilungswirkung. Außerdem zeigen
Analysen, dass die Lohnstreuung im öf-
fentlichen Dienstleistungssektor geringer
als im privaten Sektor ist.
Die hohe Qualität der Daseinsvor-
sorge erfreut sich aber nicht nur hoher
Akzeptanz bei der Bevölkerung und
hilft soziale und ökologische Ziele der
Gesellschaft zu erreichen, sondern ist
ein wichtiger Standortfaktor für
Schwerpunkt
DASEINSVORSORGE
*Mag. Sven Hergovich, Bakk.
ist
Ökonom und Mitarbeiter der Abteilung
Umwelt & Verkehr in der AK Wien.
Seite 22
Wirtschaft & Umwelt 4/2013
Unternehmen und trägt damit auch zum
ökonomischen Wohlergehen eines Lan-
des bei.
Privatisierungen
kein Heilmittel
Trotzdem werden immer wieder Rufe
laut, mehr Unternehmen des öffentlichen
Dienstleistungssektors zu privatisieren
und weitere Liberalisierungsschritte zu
setzen. Im Kern werden dabei vor allem
folgende Argumente vorgebracht:
Öffentliche Dienstleistungssektoren
seien ineffizient und nur privatwirtschaft-
lich geführte Unternehmen auf echten
Wettbewerbsmärkten könnten diese
Die meisten ÖsterreicherInnen sind
mit der Qualität der Daseinsvorsorge
sehr zufrieden
Hintergrund
Gefahr 4. EU-Eisenbahnpaket
Obwohl die meisten ÖsterreicherInnen sehr zufrieden mit der Bahn sind,
strebt die Europäische Kommission die weitere Liberalisierung des Eisen-
bahnsektors an. Während die nationalen Behörden bislang zwischen einer
öffentlichen Ausschreibung und der Direktvergabe wählen konnten, ist nun
die zwangsweise Ausschreibung geplant. Dabei leiden Länder wie das Ver-
einigte Königreich von Großbritannien mit überteuerten Preisen, schlechten
Arbeitsbedingungen und weniger Beschäftigung noch heute an den Folgen
der Privatisierungen und Liberalisierungen. Dafür sind die erfolgreichsten
und beliebtesten Bahnen Europas, nämlich die der Schweiz, keineswegs
liberalisiert.
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