men der Krebsentstehung sind
noch nicht völlig geklärt. Der
von Quarzstaub ausgelöste
Lungenkrebs scheint stets als
Folge von Silikose aufzutre-
ten. Dementsprechend hat auch
die Internationale Agentur für
Krebsforschung (IARC), eine
Teilorganisation der Welt-Ge-
sundheitsorganisation (WHO)
Quarzstaub als krebserzeugend
eingestuft. Mit dem Sozialver-
sicherungs-Änderungsgesetz
2012 wurde Lungenkrebs als
Folge von Silikose in Öster-
reich in die Liste der aner-
kannten Berufskrankheiten
aufgenommen.
Die Zahl der Erkrankungen
an Silikose geht in Österreich
zurück (siehe Kasten). Dies
liegt zum Teil daran, dass die
Zahl der Beschäftigten im
Bergbau sinkt: Während dort
1970 etwa 15.000 Arbeite-
rinnen und (vor allem) Arbei-
ter beschäftigt waren, waren
es 2011 nur mehr 3.500, also
weniger als ein Viertel. Doch
auch strengere Grenzwerte
und bessere Maßnahmen zum
Schutz der ArbeitnehmerInnen
vor Staub trugen wesentlich
zur Verringerung der Exposi-
tion bei.
Spitze des Eisberges
Bis sich Symptome von
Silikose zeigen, kann sehr viel
Zeit vergehen („Latenzzeit“).
Daher wird bei Symptomen
von Lungenschäden in vielen
Fällen nicht bedacht, dass eine
lang zurückliegende Exposi-
tion gegenüber Quarzstaub die
Ursache sein kann. Aus diesem
Grund ist – wie bei den meisten
Berufskrankheiten – anzuneh-
men, dass die anerkannten
Fälle von Berufskrankheiten
nur die Spitze des Eisbergs dar-
stellen und die Zahl der beruf-
lich bedingten Erkrankungen
an Silkose, die nicht als solche
erkannt werden, ein Vielfaches
beträgt.
Gerade bei einer Krankheit
wie Silikose, die nicht heil-
bar ist, hat die Vermeidung
(Prävention) höchste Priorität.
Nachdem bereits in Deutsch-
land ab 1929 und in Österreich
ab 1937 erste Schritte zur Ver-
hinderung von Silikose gesetzt
wurden, wurde 1949 in Leoben
die Österreichische Staub- und
Silikose-Bekämpfungsstelle
(ÖSBS) ins Leben gerufen.
Sie ist eine Teilorganisation
der Allgemeinen Unfallver-
sicherungsanstalt (AUVA).
Stand anfangs der Schutz vor
Quarzstaub im Vordergrund,
weitete die ÖSBS ihren Wir-
kungsbereich in der Folge auf
andere giftige oder krebserzeu-
gende Stäube, z. B. Asbest, aus.
Heute wird die Arbeitsplatzat-
mosphäre auf Stäube, Diesel-
motoremissionen, Fasern und
Feinstpartikelkonzentrationen
untersucht; die Prävention der
Staubbelastungen steht im
Vordergrund.
In Österreich gilt derzeit ein
Arbeitsplatzgrenzwert von 0,15
mg/m
3
(Milligramm pro Ku-
bikmeter). Mit 1. Jänner 2014
wird dieser Wert, der zur Zeit
noch als Jahresmittelwert einge-
halten werden muss, zu einem
Tagesmittelwert. Während in
Großbritannien ein Grenzwert
von 0,3 mg/m
3
als ausreichend
angesehen wird, gilt in Italien
ein Wert von 0,05 mg/m
3
, also
nur ein Drittel des Wertes in
Österreich. In Deutschland ist
überhaupt kein Arbeitsplatz-
grenzwert festgelegt, da dort
Quarzstaub als krebserzeugend
gilt und daher die Exposition
jedenfalls so gering wie über-
haupt möglich gehalten werden
muss.
Aber nicht nur die einzelnen
Staaten sind bei der Bekämp-
Be
trieb
Silikose und Siliko-Tuberkulose
Silikose und Siliko-Tuberkulose sind schon in der Stammversion des
Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes (ASVG) aus dem Jahr 1955 als
Berufskrankheiten aufgelistet. Seit 1. Jänner 2013 ist auch Lungenkrebs in
Folge von Silikose als Berufskrankheit anerkannt.
Weltweites Programm
Die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale
Arbeitsorganisation (ILO) haben 1995 gemeinsam ein Programm zur
weltweiten Verminderung und schließlich Verhinderung von Silikose
gestartet.
weiter auf Seite 28
Wirtschaft & Umwelt 4/2013
Seite 27
Silikose und Lungenkrebs wegen
Quarzstaub müssen der Vergangenheit
angehören, und zwar weltweit.
Berufskrankheiten
Silikose oder Siliko-Tuberkulose
In Österreich wurden von 2000 bis 2011 insgesamt 460
Fälle von Silikose oder Siliko-Tuberkulose als Berufskrank-
heiten anerkannt, 134 Fälle (etwa 30%) davon verliefen
tödlich. Diese Zahlen sind um einiges geringer als in den
1950er und 1960er Jahren, als jährlich mehrere hundert
Fälle anerkannt wurden. Noch weiter verbreitet war
Silikose in den 1920er und 1930er Jahren, als es Bergbau-
regionen gab, wo fast 60% der Bergleute nach höchstens
15 Berufsjahren erkrankt waren. Zu dieser Zeit erlebten nur
drei Prozent der Bergleute das 60. Lebensjahr, das durch-
schnittlich erreichte Lebensalter lag bei 47 Jahren.
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