ARBEIT, WIRTSCHAFT
UND
GESELLSCHAFT
D
er freie Postmarkt bringt nicht al-
len was. Wie eine Studie des
FORBA-Instituts zeigt, be-
schränkt sich der Wettbewerb nur auf
einige wenige, lukrative Bereiche, wie
z. B. das Verteilen von Werbemitteln
und Paket- und Expressdienstleistun-
gen. Für den Großteil der Bevölkerung
hat die Liberalisierung wenig bis nichts
gebracht. Die neuen Anbieter versu-
chen gar nicht, landesweite Infrastruk-
turen aufzubauen, sondern konzentrie-
ren sich auf große Geschäftskunden,
gepaart mit Zustellung nur in Städten.
Klar negativ ist die Bilanz für die Be-
schäftigten. Es kam zu einem massiven
Anstieg von Teilzeitarbeit, (schein-)
selbstständiger Arbeit und befristeter
Beschäftigung bei den Konkurrenten
der Post. Das geht nicht nur mit niedri-
geren Löhnen einher, die Betroffenen
sind auch kaum sozial abgesichert.
Auch bei der ehemals komplett
staatlichen Post sanken die Gehälter,
und zwar für Beschäftigte, die später
zum Unternehmen stießen, um 25 Pro-
zent seit 2009. Dazu kam ein massiver
Stellenabbau: Waren etwa Mitte der
1990er-Jahre noch über 35.000 Mitar-
beiterInnen beschäftigt, sind es nun nur
noch knapp 19.000. Für die verbliebe-
nen Beschäftigten steigt der Arbeits-
druck: Die Größe der Zustellrayons hat
sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt.
Das hat auch für die KonsumentInnen
als EmpfängerInnen Folgen. AK und
Gewerkschaft fordern: Weitere Privati-
sierungsschritte darf es nicht mehr ge-
ben. Und: ein einheitlicher Kollektivver-
trag für die gesamte Branche.
■
K.N.
Post unter Profitzwang
Der freie Postmarkt brachte kaum Verbesserungen für
KonsumentInnen, schlechter wurde es für die Beschäftigten.
klein
teile
am Prüfstand
Ganztags zur Schule?
Ein klare Mehrheit, etwa 55 Prozent der Ös-
terreicherInnen, will eine sogenannte „ver-
schränkte“ Ganztagsschule, bei der sich den
ganzen Tag über Freizeitangebote und Lern-
stunden abwechseln, so eine SORA-Umfrage
im Auftrag der Volkshilfe.
Die AK meint: Die
verschränkte Ganztagsschule muss rasch
für jedes Kind möglich sein. Die Zahl der
SchülerInnen, die durchfallen, sinkt, und
berufstätige Eltern werden durch das
Ganztagsangebot entlastet.
Schwierige Geldanlage
„Geldanlagen und Bankgeschäfte sind heute so
kompliziert, dass man vieles daran nicht ver-
stehen könne“, sagten acht von zehn Befragten
bei einer KundInnen-Umfrage des Bundesver-
bandes deutscher Banken.
Die AK meint: Das
spiegelt auch die Situation der Bankkund-
Innen in Österreich wider. Die Banken
müssen einfache Produkte und entspre-
chend einfache Produktinfos anbieten. Oft
sind Bankprodukte im Umlauf, die selbst
Fachleute nur schwer verstehen können.
Immer mehr Zeitdruck
Fast 90 Prozent der Beschäftigten in Österreich
leiden unter Stress und Leistungsdruck, so eine
Studie des Beratungsunternehmens Mercer
unter 250 Firmen zum Thema betriebliches
Gesundheitsmanagement.
Die AK meint: Die
Studie ist ein Hinweis mehr darauf, dass
die Unternehmen umdenken müssen:
Immer mehr Druck führt auf Dauer zu
Erschöpfung und im schlimmsten Fall zu
kranken ArbeitnehmerInnen. Die Unterneh-
men müssen im Gegenteil ihre Verantwor-
tung wahrnehmen. Nur ein gutes Arbeits-
klima kann auf lange Sicht für gute
Ergebnisse sorgen.
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AK FÜR SIE 07–08/2014
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