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AK FÜR SIE 07–08/2014
Luxusmieten
im Altbau
Die AK hat befristete Mietverträge überprüft.
Das Ergebnis zeigt: Die Mieterinnen und Mieter
werden abgezockt!
H
erbert K.*) war mehr als über-
rascht, als er einen Rückruf von
der AK bekam. Rund 290 Euro
zahlt er Monat für Monat zu viel
an Hauptmietzins, mit Umsatz-
steuer sind es fast 320 Euro. „Die Wohn-
rechts-Beraterin der AK informierte uns,
dass wir auch nach unse-
rem Auszug die zu viel be-
zahlte Miete zurückfordern
können“, erzählt er. Was
Herbert K. tun wird, über-
legt er noch. Er hatte auf
der AK Homepage über
die Mietzins-Aktion gele-
sen. Das Paar wohnt in einer Altbauwoh-
nung im 14. Bezirk. Der Mietvertrag ist auf
drei Jahre befristet. 2016 läuft er aus. „Die
Mieten in Wien sind derzeit sehr teuer. An-
nehmbare Wohnungen, die groß genug
sind, sind derzeit schwer zu finanzieren.
Ich hoffe, dass sich die AK weiter für die
Mieterinnen und Mieter engagiert.“
Auch Andrea S.*) las in AK FÜR SIE über
den Mietzins-Check, ging daraufhin ins Netz
und füllte den Fragebogen aus. Sie wohnt in
einem Zinshaus im 5. Bezirk. Der Mietver-
trag ist auf vier Jahre befristet. „Ich brauchte
damals dringend eine Wohnung, da meine
Beziehung mit meinem Ex-Freund auseinan-
derging“, sagt sie. Sie zahlt
fast um 350 Euro im Monat
zu viel an Miete, mit Umsatz-
steuer sind es rund 385 Eu-
ro zu viel. „Ich finde es arg,
dass die Mieten so hoch
sind. Wenn man keine Geld-
reserven hat, ist es schlicht
unmöglich, in Wien am freien Markt eine
Wohnung zu finden.“ Andrea S. will abwar-
ten, bis die Befristung abgelaufen ist, und
dann klagen.
Hoher Aufschlag
Die AK hatte im Frühjahr einen Mietzins-
Check für befristete Altbauwohnungen im
Internet angeboten. 119 Mietverträge ha-
ben die AK ExpertInnen daraufhin über-
prüft. Das erschreckende Ergebnis: Die
befristeten Altbau-Mietwohnungen waren
um neun bis 215 Prozent teurer als er-
laubt. Lediglich eine war günstiger als der
zulässige Richtwertmietzins. Im Schnitt
haben die Vermieter 502 Euro Nettomiet-
zins verrechnet, also ohne Umsatzsteuer,
Betriebskosten, Strom und Heizung.
Aber: Sie hätten nur 303 Euro verlangen
dürfen. „Die Vermieter haben also im
Schnitt 199 Euro pro Wohnung und Mo-
nat mehr verlangt als erlaubt“, sagt AK
Mietrechts-Experte
Lukas
Tockner:
„Durchschnittlich wurde ein ungesetzli-
cher Mietaufschlag von rund 71 Prozent
verlangt.“
Die AK hat alle MieterInnen über die
unrechtmäßigen Überzahlungen informiert.
Die AK ExpertInnen raten, ihre Ansprüche
vor der Schlichtungsstelle durchzusetzen.
„Viele wagen es nicht, sich während ihres
aufrechten Mietverhältnisses mit dem Ver-
mieter anzulegen“, weiß Tockner. Daher
die gute Nachricht: MieterInnen haben
auch nach Beendigung ihres Mietverhält-
Fotos: Thomas Lehmann
Wohnen
So holen Sie zu viel bezahlte
Miete zurück
n
Miete überprüfen:
Sie können Ihren Hauptmietzins im sogenannten Außerstreitverfahren bei
der Schlichtungsstelle (MA 50) prüfen lassen. Den Antrag können Sie selbst einbringen. Ein Anwalt
muss nicht sein. Die AK Wohnrechts-ExpertInnen raten, sich beraten zu lassen; das kann beispiels-
weise auch eine Mieterorganisation sein – der Mitgliedsbeitrag ist relativ gering. Das Verfahren vor
der Schlichtungsstelle ist kostenlos.
n
Vergleich schließen:
Nach Ihrem Antrag bestellt die Schlichtungsstelle einen Sachverständi-
gen. Er besichtigt die Wohnung und erstellt ein Gutachten über den zulässigen Mietzins. Oft
schließen Mieter und Vermieter einen Vergleich.
n
Uneinig:
Gibt es keinen Vergleich, entscheidet die Schlichtungsstelle. Die Entscheidung gilt,
wenn weder Vermieter noch Mieter vor Gericht gehen.
n
Gericht anrufen:
Wird das Gericht angerufen, ist die Entscheidung der Schlichtungsstelle
hinfällig. Das Verfahren wird vor dem Bezirksgericht geführt. Hier geht es wieder von vorne los –
Sachverständiger, Gutachten ... – aber hier können Kosten für MieterInnen anfallen, wenn sie
verlieren. Mehr Infos unter
„Ich hoffe, dass sich
die AK weiter für die
Mieterinnen und
Mieter engagiert.“
Herbert K.*
, Mieter
*) Namen von der Redaktion geändert
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...32