ABFAll i
ÖFFentLiCH oDer
PriVat?
Aktuell ist das die Kern-
frage rund um die Einfüh-
rung der so genannten
Wertstofftonne in Deutsch-
land.
Sieben Kilogramm pro Ein-
wohnerIn und Jahr könnten
noch – zu den rund 30 kg
Verpackungen – gesammelt
werden, so ein Studie des Um-
weltbundesamts. Mit einem
Thesenpapier hat der deutsche
Umweltminister dazu einen
„Bürgerdialog“ eröffnet, wobei
den Verfassern des Papiers
offenbar eine Zuständigkeit
der Wirtschaft – so wie bei
der Verpackungsverordnung
– vorschwebt. Die Kommunal-
verbände und die SPD treten
für eine kommunale Zustän-
digkeit ein. Um die Mühen
des Miteinanders dreht sich
ein Rechtstreit zwischen dem
Landkreis Böblingen und dem
Verpackungssammelsystem
DSD. DSD will die kom-
munale Altpapiersammlung
mitbenutzen. Doch seit 2008
können sich beide Seiten nicht
über die Bedingungen einigen.
Das Verwaltungsgericht Mann-
heim kritisiert nun die deutsche
Verpackungsverordnung hef-
tig, weil sie den Beteiligten
ein kooperatives Vorgehen
vorschreibe, aber wesentliche
Punkte wie das Entgelt völlig
offen lasse.
HO
ABFAll ii
DeFiZite Der eU-
abFaLLWirtsCHaFt
Gravierende Defizite gibt
es in vielen südlichen und
östlichen Mitgliedstaaten.
Österreich ist unter den
Bestgereihten.
Das zeigt eine Studie der EU-
Kommission. Ziel der Studie
war es, anhand von 18 Kriterien
den Stand der Umsetzung der
EU-Abfallgesetzgebung für die
*
Mag. Franz Greil
ist Mitar-
beiter der Abteilung Umwelt &
Verkehr in der AK Wien.
NACHRiCHteN
NO
2
greift unsere Ge-
sundheit an, ist Vorläufer
für Ozon und Gift für
Gewässer und Böden.
Der Verkehr trägt daran
den Löwenanteil. Doch
Chancen auf Linderung
werden vertan. Zum
Beispiel durch das
Taxi-Gewerbe. An jedem
Werktag brechen von
Wien unzählige Taxis zum
Flughafen Wien-Schwe-
chat mit Fahrgästen
auf. Sie werden aber zur
Rückreise ohne Fahrgäste
verdonnert, weil der
Schutz des lokalen Taxi-
Gewerbes in Schwechat
es so will. Umgekehrt
dürfen auch Schwechater
Taxis von Wien keine
Fahrgäste mit zurück
nehmen. Wiener Taxiun-
ternehmer legen mit ihren
rund 9.000 PKW eine
erstaunliche Performance
an den Tag. Seit Jahren
werden ihnen Erdgas-
Autos mit Förderungen
schmackhaft gemacht,
denn diese stoßen im Ver-
gleich zu Diesel-PKW 80
Prozent weniger NO
2
und
30 Prozent weniger CO
2
aus. Dieselruss, der der
Wiener Bevölkerung acht
Monate an Lebenserwar-
tung nimmt und Taxifah-
rerInnen, laut WHO, eine
um 300 Prozent höhere
Krebswahrscheinlichkeit
beschert, entsteht dabei
überhaupt nicht. Wer auf
Gas-Antrieb umsteigt,
muss auch nicht für
Gottes Lohn fahren: Ein
Liter Diesel kostet derzeit
1,40 Euro, die gleiche
Menge in Erdgas dagegen
nur rund einen Euro. Man
möchte meinen, dass bei
einer Taxi-Jahresfahrleis-
tung von 50.000 – 90.000
Kilometer der Umstieg
leicht fallen und der
Kaufaufschlag für einen
Erdgas-PKW schnell
amortisiert sein müsste.
Doch Fehlanzeige! Nur
für 34 Taxis wurden För-
derungen der Stadt Wien
in Anspruch genommen.
Mehr Firmen haben sich
dagegen noch schnell
mit alten Diesel-PKW
eingedeckt, um die ab 1.
April 2012 geltenden Ab-
gasvorschriften für neue
Taxi-PKW zu umgehen
und somit in den nächs-
ten Jahren die Stadt noch
mehr mit Abgasen zu ver-
pesten. Die Taxibranche
ist bis hin zu den Tarifen
stark reglementiert. Da
sollte nicht nur für den
Schutz der Unternehmen,
sondern auch für eine ver-
nünftige Lösung im Sinne
von Mensch und Umwelt
endlich Platz sein!
kommeNtAR VoN FRANZ GReil
taXi: UMWeLt MUss Warten
Seit Juli stehen Wien und andere Bundesländer
mit einem Bein in einem EUGh-Verfahren, weil an
frequentierten Straßen die Grenzwerte für Stick-
stoffdioxid (NO
2
) nicht eingehalten werden.
kommeNtAR VoN RuuD kleiN
Wirtschaft & UmWelt 3/2012
Seite 5