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AK Stadt · Seite 6
V
ielfalt und Verschiedenartigkeit sind die
beiden allgemeinen Bedeutungen von
Diversität. Die Rede ist von menschlichen
Eigenschaften und Identitäten, die eine Per-
son von einer anderen unterscheiden. Auf
einen Blick erkennbare Merkmale wie etwa
das Alter, Geschlecht oder auch ethnische
Zugehörigkeit gehören genauso dazu, wie
nicht unmittelbar wahrnehmbare Merkmale:
etwa Weltanschauung, Religionszugehö-
rigkeit, kultureller Hintergrund und sexuelle
Orientierung. Selbst Bildung, Sprache oder
sozioökonomischer Status können darunter
fallen.Vielfalt beschreibt das Phänomen,
dass sich Personen in vielem unterschei-
den, oder eben auch gleichen können.
Gleichbehandlung und Antidiskriminierung
Der Ursprung des Diversitätsansatzes liegt
in der US-amerikanischen Bürger- und
Frauenrechtsbewegung der 1960er-Jahre.
Durch bewusste Förderung, positive Beto-
nung und Respekt von Verschiedenartigkeit
sollte Antidiskriminierungsarbeit geleistet
werden. Vielfalt wird heute als Potenzial
und Chance gesellschaftlicher und öko-
nomischer Entwicklung betrachtet. In den
letzten Jahrzehnten entwickelte sich das
Management der Vielfalt (Diversity Manage-
ment) in den USA als Reaktion auf das An-
tidiskriminierungsrecht. Diversity Manage-
ment wird zur proaktiven und präventiven
Verhinderung von Diskriminierungsklagen
mit hohen Strafsummen im Bereich der
Unternehmensführung eingesetzt und hat
das Ziel, die Verschiedenheit der Mitarbei-
terInnen zu beachten, darauf einzugehen
und zum Vorteil aller Beteiligten zu nutzen.
Zunächst lag der Fokus auf der Integration
von Frauen und Menschen mit Beeinträch-
tigungen, später wurde der Blickwinkel
auf Menschen mit Migrationshintergrund
erweitert. Durch die zunehmende Inter-
nationalisierung hält das Konzept auch in
Europa seit Mitte der 1990er-Jahre Einzug.
Diversität
Diversität – Diversity –
Diversity Management
Über Diversität ist immer öfter zu hören und zu lesen. Woher der Begriff
stammt, was er wirklich bedeutet und welche Ansätze es diesbezüglich in
Wien gibt, hat sich die AK Stadt angesehen.
Von Judith Wittrich
Thema
DI
in
Judith Wittrich
ist Raumplanerin
und Mitarbeiterin
der Abteilung Kom-
munalpolitik der AK
Wien.
Zahlreiche Unternehmen verfolgen bereits
einen Diversitätsansatz, in mehreren euro-
päischen Ländern wie Österreich gibt es so
genannte Diversity Charta-Initiativen. Auch
die AK Wien verfolgt eine Diversitätsstrate-
gie mit internen und externen Maßnahmen
für soziale Gerechtigkeit.
Der größte Unterschied von Diversity Ma-
nagement zu anderen gleichstellungspoliti-
schen Ansätzen ist der im Vordergrund ste-
hende wirtschaftliche und organisationale
Erfolg. Alle Mitglieder – Beschäftigte, Kun-
dInnen, etc. – sind mit dem Ziel, individuelle
Potenziale zu nutzen und zu integrieren be-
teiligt. Klassische gleichstellungspolitische
Ansätze beinhalten hingegen meist gezielte
Fördermaßnahmen für marginalisierte Grup-
pen und verfolgen das Ziel der gesellschaft-
lichen Teilhabe und Chancengleichheit.
Auf EU-Ebene haben der Abbau von Diskri-
minierung und das Ziel der Chancengleich-
heit einen hohen Stellenwert: Zahlreiche
Grundsätze – gleicher Lohn für gleiche
Arbeit – und Richtlinien – u.a. Gleichbe-
à
Zusammengefasst
Diversity sieht Vielfalt und
Verschiedenartigkeit der
Menschen als Chance. In der
Antidiskriminierungsrichtlinie
sind explizit Rasse, ethnische
Herkunft, Religion/ Weltan-
schauung, Behinderung, Alter,
sexuelle Orientierung genannt –
Punkte, nach denen Menschen
nicht benachteiligt werden
dürfen. Zwar ist Wien Vorreiter,
doch ist Diversity in der öster-
reichischen Mainstreampolitik
noch nicht angekommen.
Fotos:shootandgo/ (1)HOSIWien (2),LisiSpecht (1)©Creativemarc–Fotoolia.com