AK Stadt · Seite 9
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Verminderung der Sehkraft und Hörfähigkeit
sowie Gebrechlichkeit konfrontiert. Selbst-
ständig leben zu können und mobil zu sein,
ist für sie ein großes Anliegen.
Sexuelle Orientierung.
Geschätzte
170.000 lesbische Frauen und schwule
Männer leben in Wien. Das sind etwa 10
Prozent aller WienerInnen oder eine Stadt
etwas kleiner als Linz. Schwule und Lesben
sind oftmals Diskriminierung ausgesetzt.
Dies betrifft nicht nur den Alltag, sondern
reicht tief in die gesellschaftlichen und insti-
tutionalisierten Strukturen hinein – Stichwort
Partnerschaft, Frage der Gleichstellung
gleichgeschlechtlicher Paare, Kinderfrage.
Das Stadtmarketing beziehungsweise der
Wien Tourismus hat Schwule und Lesben je-
denfalls schon längst als eigene Zielgruppe
für sich entdeckt. Das zeigen erfolgreiche
Veranstaltungen wie etwa der Wiener Life
Ball oder aber auch Events wie der Rosen
Ball, Filmfestivals und Regenbogenparade.
Menschen mit Beeinträchtigung.
Im Laufe
unseres Lebens sind wir alle zumindest ein-
mal von Beeinträchtigung betroffen und sei
es auch nur durch einen gebrochenen Fuß.
Bereits seit gut 20 Jahren ist Barrierefreiheit
im Wohnbau und bei öffentlichen Gebäuden
durch Bauvorschriften vorgegeben. Das
Ziel einer barrierefreien Stadt ist bereits im
Stadtentwicklungsplan 1994 enthalten –
eine uneingeschränkte Nutzung aller städ-
tischen Bereiche durch alle Menschen ist
vorgesehen. Sichtbare Maßnahmen zur Er-
möglichung der gesellschaftlichen Teilhabe
im öffentlichen Raum sind etwa akustische
und taktile Leitsysteme oder das Angebot
der Behindertenparkplätze für seh- und
gehbehinderte Menschen. Auch Gehsteig­
absenkungen leisten hier einen großen
Das Ziel einer barrierefreien
Stadt ist eine uneingeschränkte
Nutzung aller städtischen
Bereiche durch alle Menschen.
à
Diversity im öffentlichen Raum
Pilotbezirk für Fußgängerinnen
Die Top-Down-Strategie Gender Main-
streaming (GM) kommt seit 2000 zuneh-
mend auch in der Wiener Stadtplanung
zum Einsatz. Dabei wird das Ziel der
Chancengleichheit der Geschlechter auf
allen gesellschaftlichen Ebenen verfolgt.
Durch die Betrachtung einer Person ent-
lang ihres sozialen Geschlechts (Gender),
ihrer sozialen Rolle, sollen bestehende,
durch Sozialisation immer wieder aufs
Neue reproduzierte, Geschlechterverhält-
nisse aufgebrochen werden.
Um GM auch in der Stadtplanung zu
implementieren wurde Mariahilf von
2002 bis 2006 Pilotbezirk. GM wurde
als methodischer Ansatz im öffentlichen
Raum entlang des laufenden Arbeitspro-
gramms eingesetzt. Der Schwerpunkt lag
dabei auf dem FußgängerInnenverkehr.
Geplante Maßnahmen im öffentlichen
Raum wurden nach Anforderungen und
Bedürfnissen verschiedener Lebens-
alltage und -realitäten bewertet und
umgesetzt. Bedürfnisse von Personen,
die Versorgungs- und Betreuungsarbeit
leisten, von Personen mit Kinderwägen,
von alten gebrechlichen Personen, Per-
sonen, die in ihrer Mobilität aufgrund
körperlicher Beeinträchtigungen einge-
schränkt sind und von Kindern rückten in
den Mittelpunkt der Betrachtung.
Vorbild Mariahilf
Aber was ist vom Pilotbezirk im öffent-
lichen Raum geblieben? Ins Auge fal-
len viele Gehsteigvorziehungen und
-absenkungen, Gehsteigverbreiterun-
gen, Umwegeschilder für Barrierefrei-
heit, Rampen für Kinderwägen, ein Lift
im öffentlichen Raum, bessere Beleuch-
tung – Maßnahmen zur Barrierefreiheit
also, die die Mobilität im Bezirk erleich-
tern. Nicht neu, aber doch ein wichtiger
Beitrag. Der Bezirk Mariahilf hebt sich
dadurch von anderen Wiener Bezirken
ab. In den Folge­jahren des Pilotbezirks
kamen ­Leitprojekte für ganz Wien nach,
die zu weiteren Verbesserungen für
FußgängerInnen führten. Auch Bezirks-
wettbewerbe zu Gender Mainstrea-
ming wurden durchgeführt. Dennoch
gibt es erheblichen Bedarf in der Stadt,
Verbesserungen für FußgängerInnen
herbeizuführen. Ebenso sollten die Gen-
dersensibilität und die Bedürfnisse von
Personen in unterschiedlichen Lebens-
alltagen an den öffentlichen Raum mehr
berücksichtigt werden.
Auf der Mariahilfer Straße wurden Maßnahmen nach den Anforderungen und
Bedürfnissen verschiedener Lebensalltage und -realitäten umgesetzt.
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