Güter in die Schweiz importiert werden
und so eine Betrachtung der bloß im In-
land anfallenden Umweltbelastungen zu
kurz greift. Methodisch geht die Studie
über den klassischen Ansatz, Umwelt-
indikatoren zu definieren und zu einem
Gesamtbild verbal zu verdichten – so wie
dies auch die Statistik Austria macht –,
deutlich hinaus. Die BAFU-Studie leistet
eine ökologische Input-Output-Analyse
der ganzen Volkswirtschaft: Sie ver-
knüpft ökonomische Input-Output-Infor-
mationen zu den verschiedenen Berei-
chen des Konsums und der Produktion
in der Schweiz mit den jeweiligen Um-
weltbelastungsdaten, wobei diese für die
importierten Güter über Ökobilanzdaten
abgeschätzt wurden. Alle Umweltbelas-
tungen sollen erfasst werden. Um diese
zu einer Gesamtbelastung zusammen-
zufassen, wurden sie mit der Metho-
de der ökologischen Knappheit (www.
esu-services.ch/de/projekte/ubp06)als
sogenannte Umweltbelastungspunkte
(UBP) quantifiziert. UBP bewerten unter-
schiedliche Emissionen in Boden, Was-
ser und Luft sowie den Verbrauch von
natürlichen Ressourcen. Treibhausgase
werden ebenso betrachtet wie die Ge-
wässerverschmutzung bis hin zur Land-
nutzung.
Ergebnisse
Auffallendstes Ergebnis der Studie ist,
dass Importe etwa 60 Prozent der ge-
samten Umweltbelastung der Schweiz
ausmachen. Dies verdeutlicht dieAbhän-
gigkeit der Schweiz von den natürlichen
Ressourcen und Produktionsprozessen
im Ausland. Die ökologisch relevantes-
ten Konsumbereiche sind dabei Ernäh-
rung und Wohnen mit jeweils 28 Prozent
sowie Mobilität mit zwölf Prozent.
Nicht nur insgesamt fällt der große An-
teil der im Ausland anfallenden Umwelt-
belastungenauf: IndenmeistenKonsum-
bereichen ist dieser bedeutend größer als
der Anteil der Umweltbelastungen in der
Schweiz. Nur der Konsumbereich Mobi-
lität verursacht etwas mehr Umweltbe-
lastungen in der Schweiz als im Ausland.
ImKonsumbereich Ernährung fallen viele
Umweltbelastungen im Ausland an, weil
große Mengen an Nahrungs- und Futter-
mitteln für die Schweiz im Ausland pro-
duziert werden. ImBereichWohnen – der
die Kategorien Wohnen/Energie, Woh-
nungsbau sowie Möbel/Haushaltsgeräte
aus der Studie zusammenfasst – fallen
rund die Hälfte der Umweltbelastungen
in der Schweiz an. Diese werden insbe-
sondere durch den Heizenergie- und den
Elektrizitätsverbrauch verursacht. Bei
der Produktion von Baumaterialien, Mö-
beln und Haushaltsgeräten werden auch
im Ausland große Mengen natürlicher
Ressourcen verbraucht und Schadstoffe
ausgestoßen.
Zu beachten ist, dass nur zehn Pro-
zent der gesamten Umweltbelastung
direkt bei den privaten Haushalten (Hei-
zung und Pkw) anfallen. Interessant ist
auch die Betrachtung der Umweltin-
tensität pro ausgegebenem Schweizer
Franken (CHF). Das lässt abschätzen,
wie eine Veränderung der Konsumaus-
gaben auf die Umwelt wirkt: Pro ausge-
gebenem CHF werden in der Ernährung
und Mobilität weitaus am meisten Um-
weltbelastungen verursacht.
Die Analyse der Umweltbelastung in
der Schweiz nach den verschiedenen
Wirtschaftsbranchen (ohne Exporte)
zeigt, dass Landwirtschaft (30 Prozent),
Energiewirtschaft, Abfallwirtschaft,
Gastgewerbe und Transportgewerbe am
stärksten ins Gewicht fallen.
2014 hat das BAFU nach der gleichen
Methode die Entwicklung der Schweizer
Umweltbelastungen zwischen 1996 und
2011 untersuchen lassen: Signifikantes-
tes Ergebnis ist, dass die Umweltbelas-
tung im Inland deutlich abgenommen
hat, aber durch die zunehmenden Um-
weltbelastung im Ausland weitgehend
kompensiert worden ist. Der im Ausland
verursachte Anteil ist von rund 56 Pro-
zent imJahr 1996 bis auf rund 73 Prozent
im Jahr 2011 gestiegen. Um ein natur-
verträgliches Maß zu erreichen, müsste
die Gesamtbelastung halbiert werden.
Für Österreich dürfte man ähnliche Er-
gebnisse erwarten.
¨
Schweiz
Umweltbelastungspunkte
Wenn von der Summe der direkten
Umweltbelastungen in der Schweiz
(1. Säule) und der Umweltbelas-
tungen der Importe (2. Säule) die
Umweltbelastungen der Exporte (3.
Säule) abgezogen werden, ergibt
sich die Gesamtumweltbelastung,
die durch den Konsum der Schweiz
verursacht wird (4. Säule). Diese
beträgt rund 20 Millionen Umweltbe-
lastungspunkte (UBP) pro Jahr und
Person und ist damit etwa doppelt
so hoch wie die direkt in der Schweiz
verursachten Belastungen.
Die natürlichen Ressourcen der Erde
sind begrenzt. Umso dringlicher ist eine
ressourcenschonende Wirtschaft.
www.arbeiterkammer.atWirtschaft & Umwelt 1/2015
Seite 13
Quelle: bafu 2011
direkt in der
Schweiz
Verursacht:
Umweltbelastung:
im Ausland
bei Schweizer
Betrieben
bei Schweizer
Haushalten
25
20
15
5
10
Millionen Umweltbelastungspunkte
pro Person und Jahr
durch
Importe
durch
Exporte
durch den Schweizer
Konsum
+ - =