Konkreter: Wie sehen nachhaltige
Stadt-Land-Verhältnisse aus, was be-
deutet solidarische Mobilität? Wie wer-
den Nahrungsmittel nachhaltig, fair und
weltweit in ausreichender Menge pro-
duziert und verteilt, die gut schmecken
und gesund sind? Wie werden Konflikte
ausgetragen mit den global players der
transnationalen Nahrungsmittelindust-
rie, wenn Lebensmittel wieder lokal und
regional produziert werden? Wenn De-
mokratie etwas mit politischer und so-
zialer Teilhabe zu tun hat, dann müssen
Menschen auch gestalten können – im
Alltag, am Arbeitsplatz, in ihren Organi-
sationen, in der Politik. Sozial-ökologi-
sche Transformation und die Schaffung
eines guten Lebens muss von allen als
ihre Aufgabe begriffen werden.
Gestalten statt verzichten
Es geht also nicht um Aufrufe zu
„Verzicht“ – viele Menschen haben auf
nichts zu verzichten - oder den grün-
liberalen Wunsch nach „Befreiung vom
Überfluss“, sondern neben individueller
Verantwortung auch um gesellschaftli-
che Gestaltung.
Die gute Nachricht: Die Gesellschaft
erstarrt nicht länger in ihrem Unmut
über soziale Spaltung und Umweltzer-
störung, gegenüber der Arroganz und
Ignoranz der Mächtigen. Mehr und
mehr Menschen machen sich auf, zu-
mindest in Teilbereichen anders zu le-
ben. Langlebigere Produkte zu kaufen,
ökologisch und sozial produzierte Le-
bensmittel. Das sind die „Pioniere des
Wandels“, die weiter ermuntert und un-
terstützt werden müssen – durch pro-
gressive Unternehmer, Arbeiterkammer
und Gewerkschaften, durch staatliche
Rahmenbedingungen.
Konflikte wie um das Transatlantische
Handels- und Investitionsabkommen
(TTIP) zeigen, dass es durchaus Wider-
stand gibt gegen eine weitere Runde,
den Neoliberalismus international fest-
zuschreiben. Das gute Leben für alle ist
ein zunehmend besser sichtbarer Hori-
zont und scheint in vielen Diskussionen
und solidarischen Praxen bereits heute
auf.
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www.arbeiterkammer.atWirtschaft & Umwelt 2/2015
Seite 17
Sozial-ökologischer Umbauprozess
Eine Machtfrage
Sozial-ökologischer Umbau hin zu einem
guten Leben für alle bedeutet, die ge-
sellschaftlichen Wertemuster, politische
Institutionen und die Wirtschaft selbst zu
verändern. Doch die vorherrschenden
nicht-nachhaltigen Produktions- und
Konsummuster sowie die Orientierung
an Wachstum um fast jeden Preis sind
eng mit mächtigen Interessen verbunden.
Insbesondere die privaten Investitionen
werden weitgehend daran ausgerich-
tet, wo sie hohen Profit bringen. Eine
enorme Werbemaschinerie lebt davon,
dass immer mehr produziert und gekauft
wird. Die Politik soll dafür den Rahmen
schaffen.
Wie Herrschaft funktioniert, zeigt sich
auch daran, dass die bestehenden poli-
tischen und wirtschaftlichen Verhältnisse
von weiten Teilen der Bevölkerung akzep-
tiert werden: immer neue Produkte, billige
Lebensmittel, ein Nicht-Hinterfragen,
unter welchen sozialen und ökologischen
Bedingungen die Güter produziert wur-
den. Daher geht es auch um die Verände-
rung von individuellen Einstellungen. Die
Lebensweise wird umweltfreundlicher,
solidarischer, weniger fixiert auf kurzlebi-
ge materielle Güter und umweltzerstören-
de Dienstleistungen wie das Fliegen. Das
bedeutet, Gewohntes zu hinterfragen; es
heißt aber auch, dass den Menschen die
Möglichkeit gegeben werden muss, zu
lernen, anders zu handeln, keine Angst
vor Veränderungen zu haben.
Klimawandel & Gewerkschaft
Sean Sweeny von der US-amerikanischen
Initiative „Gewerkschaften für Energiede-
mokratie“ gibt in der Studie „Der Klima-
wandel und die große Tatenlosigkeit. Neue
gewerkschaftliche Perspektiven“ (2015)
eine präzise Analyse, warum die interna-
tionale Klimapolitik bislang weitgehend
versagt hat, und was die Aufgaben der
Gewerkschaften sind im sofortigen und
wirksamen Kampf gegen Klimawandel.
www.rosalux-nyc.org/de/climate-change-and-the-great-inaction/
Tipp
CO
2
-Reduktion am Arbeitsplatz
Ein Leitfaden des Internationalen Gewerkschafts-
bundes (IGB) zur Reduktion der Emissionen am
Arbeitsplatz.
www.ituc-csi.org/climate-change-and-green-economy?lang=en
Ein am Institut für Po-
litikwissenschaft der
Universität Wien ange-
siedeltes Forschungs-
projekt untersucht,
wie die Rolle von
Gewerkschaften bei
der Formulierung von
sozial-ökologischen
Strategien und damit
die Interessen von
ArbeitnehmerInnen
in der Umwelt- und
Klimapolitik gestärkt
werden können.
http://trafo-labour.
univie.ac.at