Wirtschaft & Umwelt 2/2015
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nehin schwache – EU-Parlament spielt
in diesem Prozess keine Rolle.
Zwar geht es nominell um die Beför-
derung von Wachstum im Euroraum,
doch soll dies mit teils rigoroser Spar-
politik erreicht werden. Regelmäßig
fordert die Kommission zur Deregulie-
rung geschützter Bereiche wie z.B. des
Mietrechts, zur Privatisierung und zur
Zurückdrängung von Gewerkschafts-
rechten z.B. bei der Lohnfindung so-
wie Absenkung der Mindestlöhne auf.
Eine Entwicklung, die Gewerkschaften
zunehmend unter Druck setzt und als
AkteurInnen im politischen Verteilungs-
kampf als „wachstumsschädigend“ zu-
rückdrängen soll.
Tatsächliche Strukturreformen sehen
anders aus. In Österreich macht die Alli-
anz „Wege aus der Krise“ – ein Bündnis
aus Gewerkschaften und NGOs – vor,
wie es geht: sie zeigt auf, welche Bedeu-
tung öffentliche Investitionen und eine
gerechte Vermögensbesteuerung ha-
ben, um sich den gegenwärtigen und zu-
künftigen Herausforderungen zu stellen.
Zukunftsinvestitionen
Im jährlich von der Allianz veröffent-
lichten „zivilgesellschaftlichen Zukunfts-
budget“ wird der Reformbedarf anhand
jederzeit umsetzbarer Zukunftsinvestiti-
onen beschrieben, die eine nachhaltige
Wirkung auf die gesamte Gesellschaft
haben. „GuteBudgetpolitik für alle“ erfor-
dert neue Prioritätensetzung hin zu sozial
gerechten und ökologisch nachhaltigen
öffentlichen Investitionen, die einerseits
direkt auf die aktuellen Herausforderun-
gen eingehen (Bildung, Kinderbetreu-
ung, demographische Entwicklung, dro-
hende Klimakatastrophe …) und gleich-
zeitig unmittelbar Arbeitsplätze schaffen.
Dringend erforderlich sind daher Inves-
titionen in Bildungseinrichtungen, Pfle-
gedienstleistungen, nachhaltige Energie,
sozialen und/oder nachhaltigen Wohn-
bau, in eine ökologische Umgestaltung
der Wirtschaft oder in den öffentlichen
Nahverkehr. Ein budgetpolitisches „Zu-
ckerl“ gibt’s noch dazu: Die imZukunfts-
budget vorgeschlagenen Maßnahmen
(inkl. einer ökosozialen Steuerreform) er-
möglichen eine raschere wirtschaftliche
Erholung als der jüngst beschlossene
Bundesfinanzrahmen.
Arbeitsplätze schaffen
Eine der Hauptprioritäten muss zwei-
felsfrei der Kampf gegen die Arbeitslo-
sigkeit sein. Dies gelingt nicht nur durch
die genannten Zukunftsinvestitionen.
Steigende Arbeitslosigkeit und stag-
nierendes Arbeitsvolumen einerseits,
Arbeitsverdichtung und das Ansteigen
durch Arbeits(zeit-)druck bedingter Er-
krankungen auf der anderen Seite (bei
gleichzeitig gewünschtem stetig länge-
rem Verbleib im Erwerbsleben) sind kein
unlösbarer Widerspruch, sondern zei-
gen, dass die Umverteilung von Arbeit
notwendiger ist denn je.
Es liegt auf der Hand, dass die stei-
gende Arbeitslosigkeit nicht mehr mit
dem „Allheilmittel“ BIP-Wachstum be-
kämpft werden kann. Nicht nur, dass
entsprechende Wachstumsraten – auch
in zukünftigen Nachkrisenzeiten – nicht
mehr realistisch sind, stetig steigender
Ressourcenverbrauch und ein Konsum-
verhalten, das mit Bedürfnisabdeckung
nur noch wenig gemein hat, treiben un-
seren Planeten in die nur noch schwer
aufhaltbare Klimakatastrophe. Es gilt
daher, die vorhandenen Arbeitsplätze
auf mehr Köpfe zu verteilen, indem wir
40 Jahre nach der Verkürzung der ge-
setzlichen Wochenarbeitszeit auf 40
Nur mit nachhaltigen öffentlichen Zukunfts
investitionen und gerechter Beteiligung der
Vermögen können wir die Krise überwinden.
Zukunftsbudget
Mehr zur Allianz „Wege aus der Krise“ und
dem jährlich erstellten „Zivilgesellschaft-
lichen Zukunftsbudget“ findet sich unter
www.wege-aus-der-krise.atEine gerechte Vermögensbesteuerung ist längst überfällig
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