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Wirtschaft & Umwelt 2/2015

Seite 19

nehin schwache – EU-Parlament spielt

in diesem Prozess keine Rolle.

Zwar geht es nominell um die Beför-

derung von Wachstum im Euroraum,

doch soll dies mit teils rigoroser Spar-

politik erreicht werden. Regelmäßig

fordert die Kommission zur Deregulie-

rung geschützter Bereiche wie z.B. des

Mietrechts, zur Privatisierung und zur

Zurückdrängung von Gewerkschafts-

rechten z.B. bei der Lohnfindung so-

wie Absenkung der Mindestlöhne auf.

Eine Entwicklung, die Gewerkschaften

zunehmend unter Druck setzt und als

AkteurInnen im politischen Verteilungs-

kampf als „wachstumsschädigend“ zu-

rückdrängen soll.

Tatsächliche Strukturreformen sehen

anders aus. In Österreich macht die Alli-

anz „Wege aus der Krise“ – ein Bündnis

aus Gewerkschaften und NGOs – vor,

wie es geht: sie zeigt auf, welche Bedeu-

tung öffentliche Investitionen und eine

gerechte Vermögensbesteuerung ha-

ben, um sich den gegenwärtigen und zu-

künftigen Herausforderungen zu stellen.

Zukunftsinvestitionen

Im jährlich von der Allianz veröffent-

lichten „zivilgesellschaftlichen Zukunfts-

budget“ wird der Reformbedarf anhand

jederzeit umsetzbarer Zukunftsinvestiti-

onen beschrieben, die eine nachhaltige

Wirkung auf die gesamte Gesellschaft

haben. „GuteBudgetpolitik für alle“ erfor-

dert neue Prioritätensetzung hin zu sozial

gerechten und ökologisch nachhaltigen

öffentlichen Investitionen, die einerseits

direkt auf die aktuellen Herausforderun-

gen eingehen (Bildung, Kinderbetreu-

ung, demographische Entwicklung, dro-

hende Klimakatastrophe …) und gleich-

zeitig unmittelbar Arbeitsplätze schaffen.

Dringend erforderlich sind daher Inves-

titionen in Bildungseinrichtungen, Pfle-

gedienstleistungen, nachhaltige Energie,

sozialen und/oder nachhaltigen Wohn-

bau, in eine ökologische Umgestaltung

der Wirtschaft oder in den öffentlichen

Nahverkehr. Ein budgetpolitisches „Zu-

ckerl“ gibt’s noch dazu: Die imZukunfts-

budget vorgeschlagenen Maßnahmen

(inkl. einer ökosozialen Steuerreform) er-

möglichen eine raschere wirtschaftliche

Erholung als der jüngst beschlossene

Bundesfinanzrahmen.

Arbeitsplätze schaffen

Eine der Hauptprioritäten muss zwei-

felsfrei der Kampf gegen die Arbeitslo-

sigkeit sein. Dies gelingt nicht nur durch

die genannten Zukunftsinvestitionen.

Steigende Arbeitslosigkeit und stag-

nierendes Arbeitsvolumen einerseits,

Arbeitsverdichtung und das Ansteigen

durch Arbeits(zeit-)druck bedingter Er-

krankungen auf der anderen Seite (bei

gleichzeitig gewünschtem stetig länge-

rem Verbleib im Erwerbsleben) sind kein

unlösbarer Widerspruch, sondern zei-

gen, dass die Umverteilung von Arbeit

notwendiger ist denn je.

Es liegt auf der Hand, dass die stei-

gende Arbeitslosigkeit nicht mehr mit

dem „Allheilmittel“ BIP-Wachstum be-

kämpft werden kann. Nicht nur, dass

entsprechende Wachstumsraten – auch

in zukünftigen Nachkrisenzeiten – nicht

mehr realistisch sind, stetig steigender

Ressourcenverbrauch und ein Konsum-

verhalten, das mit Bedürfnisabdeckung

nur noch wenig gemein hat, treiben un-

seren Planeten in die nur noch schwer

aufhaltbare Klimakatastrophe. Es gilt

daher, die vorhandenen Arbeitsplätze

auf mehr Köpfe zu verteilen, indem wir

40 Jahre nach der Verkürzung der ge-

setzlichen Wochenarbeitszeit auf 40

Nur mit nachhaltigen öffentlichen Zukunfts­

investitionen und gerechter Beteiligung der

Vermögen können wir die Krise überwinden.

Zukunftsbudget

Mehr zur Allianz „Wege aus der Krise“ und

dem jährlich erstellten „Zivilgesellschaft-

lichen Zukunftsbudget“ findet sich unter

www.wege-aus-der-krise.at

Eine gerechte Vermögensbesteuerung ist längst überfällig

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