Background Image
Previous Page  18 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 18 / 36 Next Page
Page Background www.ak-umwelt.at

Seite 18

Wirtschaft & Umwelt 2/2015

W

ährend andernorts die Zeiger lang-

sam wieder auf Erholung stehen,

bleibt die österreichische Konjunktur

auf Krisenniveau und die Arbeitslo-

sigkeit in neuen Rekordhöhen. Lange

konnte Österreich darauf verweisen, die

„Krise“ relativ gut gemeistert zu haben,

doch nun scheinen sich die Vorzeichen

umzudrehen. Um dies zu vermeiden,

bedarf es eines wirtschaftspolitischen

Kurswechsels, der die Schaffung von

Arbeitsplätzen und die Verteilungsfrage

ins Zentrum rückt.

Politische Blockaden, ebenso wie

selbst auferlegte Zwänge wie die EU-

Fiskalregeln und die daraus resultieren-

de „Schuldenbremse“ setzen uns Jahr

für Jahr vor dasselbe Bild: Notwendige

und nachhaltige Investitionen werden

zurückgehalten, es gilt vielmehr ein

vermeintliches Budgetloch zu stopfen.

Nach einem umgekehrten Gießkannen-

prinzip hat jedes Ressort einen gewis-

sen Prozentsatz seiner Ausgaben zu

kürzen.

Eine gefährliche Entwicklung: Der

Standort Österreich wird als „abge-

sandelt“ heruntergeredet und dadurch

der politischen Boden für seitens der

Wirtschaft lang ersehnte „Reformen“

bereitet. Es wird eine Austeritätspolitik

auf dem Rücken der Erwerbstätigen

und sozial Schwachen betrieben an-

stelle von Konjunkturbelebung und

Investitionen in Bildung, Infrastruktur

und Pflege. Eine Abwärtsspirale, deren

gegenteilige Effekte auf Konjunktur, Ar-

beitslosigkeit, soziale Absicherung und

Staatsverschuldung in den sogenann-

ten Krisenländern mehr als deutlich zu

Tage getreten ist.

Austeritätspolitik gescheitert

Eine nicht zu unterschätzende Rol-

le spielt hierbei die EU-Kommission,

die die Sparpolitik mit ihren „länder-

spezifischen Empfehlungen“ nahezu

erzwingt. Jahr für Jahr werden den

Mitgliedstaaten im Rahmen des „eu-

ropäischen Semesters“ Empfehlungen

für sogenannte wachstumsfördernde

Strukturreformen vorgelegt. Ein zutiefst

undemokratischer Prozess, das – oh-

Fotos: proge (2)

*Mag.

a

Susanne Haslinger

ist Juristin und in der

Rechtsabteilung sowie der

sozialpolitischen Grundla-

genabteilung der Gewerk-

schaft PRO-GE tätig.

Wege aus der Krise

Kurzgefasst

Ein gutes Leben für alle ist be-

reits im Hier und Jetzt machbar.

Anstelle kurzsichtiger Sparpoli-

tik muss die öffentliche Hand in

Bildung, Pflege und nachhaltige

Infrastruktur investieren. Hierfür

bedarf es einer fairen Beteili-

gung auch der Vermögenden,

die in Österreich nach wie vor

einen unterdurchschnittlichen

Anteil der Steuerlast tragen. Ein

Eckstein derartiger Reformen

muss auch die Neuverteilung

von Arbeit durch eine Verkür-

zung der Arbeitszeit sein.

Der Karren steckt fest. Und das seit 2008, dem

Beginn der vielzitierten „Krise“. Doch mit Hilfe der

richtigen öffentlichen Investitionen und einer gerechten

Vermögensbesteuerung ist auch in Österreich ein gutes

Leben für alle möglich.

Von Susanne Haslinger*

Schwerpunkt

Gutes Leben

für alle