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Werner Hochreiter
ist
Jurist und Mitarbeiter der
Abteilung Umwelt & Verkehr
der AK Wien.
www.ak-umwelt.atSeite 22
Wirtschaft & Umwelt 2/2018
B
auKarussell will den Rück-
bau von Gebäuden güns-
tiger und umweltfreundlicher
machen und dabei Jobs für
am Arbeitsmarkt benachteilig-
te Menschen schaffen. In Zu-
sammenarbeit mit Bauträgern
und Projektentwicklern werden
Bauteile und Komponenten, die
beim Neubau wiederverwertet
werden können, ausgebaut,
bevor ein Gebäude abgerissen
wird. Parallel dazu werden re-
cyclingfähige Baustoffe manu-
ell getrennt und der stofflichen
Verwertung zugeführt. Dabei
werden Arbeitskräfte aus sozial
ökonomischen Unternehmen
eingesetzt, die damit Qualifizie-
rung, Jobtraining und bessere
Chancen auf dem Arbeitsmarkt
erhalten – eine Win-Win Situati-
on für Mensch und Umwelt. Aus
der Sicht der Jury für den Um-
weltpreis der Stadt Wien über-
zeugte das Projekt sowohl mit
seiner ökologischen als auch
mit seiner sozialen Komponen-
te. Mitte April wurde BauKarus-
sell dann auch vom ÖWAV mit
dem Phönix-Sonderpreis „Ab-
fallvermeidung“ ausgezeichnet,
da es auch zur Bau-Kreislauf-
wirtschaft beiträgt:
Glaspalast und Coca-Cola
Als Pilotprojekte wurden
2017 der Wiener Glaspalast,
das ehemalige Rechenzentrum
der MA14 in der Rathausstraße
und das Coca-Cola-Werk am
Wienerberg in Favoriten rückge-
baut. Die operativen Tätigkeiten
wurden von den sozialökono-
mischen Betrieben der Caritas
Wien und vom DRZ (Demon-
tage- und Recycling-Zentrum)
durchgeführt, gefördert vom
AMS Wien. Insgesamt haben
die beiden Betriebe rund 7.600
operative Arbeitsstunden für
BauKarussell geleistet, was
etwa fünf Personenjahren ent-
spricht. Dabei haben sie über
450 Tonnen Abfälle vermieden,
weitere 74 Tonnen sortenrein
getrennt dem Recycling zu-
geführt und rund 171 Tonnen
Störstoffe entfernt.
Der Glaspalast-Rückbau
wurde im August 2017 abge-
schlossen. Um die Stoffe or-
dentlich zu trennen und vor der
Entsorgung zu retten, arbeiteten
die Transitarbeitskräfte der so-
zioökonomischen Betriebe in
3.450 Arbeitsstunden manuell.
Insgesamt konnte durch den
Erlös der Wertstoffe ein Umsatz
von 50.000 Euro lukriert werden.
Es wurde auch eine Trennwand
ausgebaut und mit Hilfe des
Kooperationspartners Harvest-
MAP für eine Großküche zur
Verfügung gestellt.
Schon in der ersten Jahres-
hälfte 2017 konnte BauKarussell
den Rückbau des Coco-Cola-
Werkes durchführen. Dort soll in
den nächsten Jahren die „Bio-
tope City“ entstehen, ein Vor-
zeigewohnprojekt für die Stadt
Wien. Durch umweltgerechte
manuelle Demontage und die
optimale Synergie von Re-Use
und Recycling konnten 100.000
Euro Umsatz generiert werden.
So wurden beispielsweise 5.000
Dachplatten des Coca-Cola-
Werkes als Wärmedämmung
im Neubau des „Biotope City“
Quartiers für den Wiedereinsatz
vor Ort bereitgestellt. Auch die
3.000 Quadratmeter Dachbe-
grünung, also die oberste Bo-
denschicht samt der Pflanzen-
FOTOS: THOMAS LEDL (1)
Recyclingprojekt
BauKarussell – Beschäftigung & Kreislaufwirtschaft im Rückbau – Wiederver-
wendung im Neu- oder Umbau –
http://www.repanet.at/baukarussell/Projekt BauKarussell –
vorbildliches „Re-Use“ am Bau
Ende März ist BauKarussell für seine Pionierarbeit in der österr.
Bauwirtschaft als erstes soziales großmaßstäbliches Rückbaupro-
jekt mit dem Umweltpreis der Stadt Wien ausgezeichnet worden. Wo
steht das Thema „Ressourcenschonung am Bau“? Kreislaufwirt-
schaft schon umgesetzt? Eine Spurensuche.
VON WERNER HOCHREITER *
Betrieb
KURZGEFASST
Das Projektkonsortium
BauKarussell will sich als
erster österreichischer
Anbieter mit dem beson-
deren Schwerpunkt auf
Wiederverwendung (=
Re-Use) bei großvolumi-
gen Rückbau-Objekten
im Baubereich positio-
nieren. Nach zwei erfolg-
reichen Pilotvorhaben ist
Fortsetzung gefragt.