

AUS DER HUMANEN (KLEIDER)SPENDE IST
EIN BEINHARTES GESCHÄFT GEWORDEN.
Uganda versucht etwas Neues
Im afrikanischen Uganda möchte man keine Textilien
mehr aus der EU übernehmen - mehr dazu auf:
https://www.facebook.com/ZeitimBild/vi-deos/10156210017756878/
R
und 19 Kilogramm Kleidung
werden laut der Umwelt-
schutzorganisation Global 2000
in Österreich pro Person und
Jahr gekauft. Herr und Frau Ös-
terreicher geben dabei jährlich
rund 9,2 Milliarden Euro aus.
Billige Massenwaren und Onli-
nehandel ermöglichen es noch
schneller, noch mehr und noch
günstiger einzukaufen.
In unseren Kleiderschrän-
ken regiert die Kurzlebigkeit,
Kleidung wird immer mehr zur
Wegwerfware. Spätestens nach
drei Jahren werden mehr als
die Hälfte der Oberteile, Hosen
und Schuhe ausgemustert und
entsorgt. Der größte Teil davon
landet im Hausmüll (in Österreich
jährlich ca. 75.000 Tonnen), aber
auch in Sammelstellen oder bei
Haussammlungen.
Die bedeutendsten Sammler
sind Humanamit über 6.000 Ton-
nen und ÖPULA Rohstoff-Recy-
cling, die stellvertretend für das
Rote Kreuz und Kolping tätig ist,
mit rund 10.000 Tonnen pro Jahr.
Laut eigenen Angaben werden
die Alttextilien getrennt und je
nach Zustand in Österreich oder
im Ausland weiterverkauft, zu
Putzlappen oder Dämmstoffen
verarbeitet oder entsorgt. Ein Teil
der Erlöse kommt den karitativen
Organisationen zu Gute, die mit
ihren Logos wiederum den Sam-
melfirmen zu Profit verhelfen.
Caritas und Volkshilfe hinge-
gen organisieren das Sammeln
vonAlttextilien selbst. Siewerden
in Österreich sortiert und zum Teil
in eigenen Second-Hand-Shops
billig verkauft. Mit den Einnah-
men „schaffen wir dauerhafte
Arbeitsplätze und Integrati-
onschancen für Menschen, die
es am Arbeitsmarkt besonders
schwer haben“, erklärt Martin
Zwicker von der Volkshilfe Ober
österreich.
Laut einem Bericht von Re-
paNet, dem Re-Use und Repa-
raturnetzwerk Österreich, geben
soziale Unternehmen allerdings
lediglich 2,5 Prozent der Sam-
melware gratis an Bedürftige ab
und verkaufen durchschnittlich
15 Prozent ihrer gesammelten
Alttextilien in den eigenen Läden.
Über 80 Prozent wird über den
internationalen Großhandel
vertrieben. Für diesen Zweck
sammeln auch profitorientierte
Textilhändler und lukrieren damit
Gewinne in Millionenhöhe. Aus
der humanen (Kleider)Spende
ist ein beinhartes Geschäft ge-
worden.
Der letzte Rest kommt
nach Afrika
Von den in Österreich ge-
sammelten Altkleidern wird also
nur ein verschwindend kleiner
Teil kostenlos oder zumindest
günstig an hiesige Bedürftige
abgegeben. Der Rest muss
dahin gebracht werden, wo es
einen Markt dafür gibt. Nach
Aussortierung wertvollerer
Stücke, die für den (ost)euro-
FOTOS: WELTUMSPANNEND ARBEITEN (2) / VOLKSHILFE OÖ (1)
Mitumba – Die Kleider
der toten Weißen
Ein Großteil der in Österreich gesammelten Altkleider wird zu
Schleuderpreisen nach Afrika verkauft. Die umstrittenen Textilex-
porte bedeuten zwar billige Kleidung und Arbeitsplätze vor Ort, sind
aber auch für den Untergang der afrikanischen Textilindustrie (mit)
verantwortlich.
VON GUDRUN GLOCKER UND MICHAEL WÖGERER *
Leben
KURZGEFASST
Nur ein Bruchteil der in
Österreich gesammel-
ten Altkleider wird an
Bedürftige verschenkt.
Aus der Spende ist eine
Ware geworden. Der
Großteil landet in Afrika
und stellt eine massive
Konkurrenz zur lokalen
Textilproduktion und
einen Eingriff in die
traditionelle Kultur dar.
Außerdem entsteht vor
Ort eine Schattenwirt-
schaft mit Unterhänd-
lern, die die gebrauchte
Kleidung zu Lasten der
EndkonsumentInnen
teuer verkaufen.
www.ak-umwelt.atSeite 26
Wirtschaft & Umwelt 2/2018
TIPP
*Gudrun Glocker und
Michael Wögerer
sind
Projektleiter(in) bei weltum-
spannend arbeiten, dem
entwicklungspolitischen
Verein im ÖGB.