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*Franz Greil und Richard Ruziczka

sind Verkehrs- und Umweltexperten

und Mitarbeiter der Abteilung Umwelt

& Verkehr der AK Wien.Energiepolitik.

www.ak-umwelt.at

Seite 28

Wirtschaft & Umwelt 2/2018

D

ie Europäische Kommission

(EK) hat seit 31. Mai 2017

in drei sogenannten „Mobili-

tätspaketen“ ein Bündel an Vor-

schlägen vorgestellt, mit denen

sie den Verkehr in Europa auf

neue Beine stellen will. Diese

Vorschläge reichen thematisch

breit von Umwelt (zB Bemautung

und CO

2

-Vorgaben von Pkw und

Lkw) über Binnenmarktrege-

lungen (zB Zugang zum Beruf

im Transportgewerbe und er-

weiterter Marktzugang auch bei

nationalen Binnenverkehren) bis

zu Sozialbestimmungen im Stra-

ßenverkehr (zB Lenk- und Ru-

hezeiten, Fahrtenschreiber oder

Entlohnung von LenkerInnen bei

grenzüberschreitenden Arbeits-

aufträgen). Aufgrund der Bedeu-

tung des Straßengüterverkehrs

in den Mobilitätspaketen und für

die Klimapolitik als Ganzes soll

hier nur auf diesen eingegangen

werden.

Ein großes Leitmotiv für dieEK

ist saubere und umweltfreundli-

che Mobilität, die die Erreichung

der Klimaziele bis 2030 (minus 30

Prozent auf Basis von 2005) und

langfristig eine Dekarbonisie-

rung des Transportsystems bis

2050 sicherstellen soll. Obwohl

die EU nur dank der Weltwirt-

schaftskrise von 2008 ihre CO

2

-

Emissionen vermindern konnte,

setzt sie unvermindert ihre Hoff-

nungen einzig auf den Straßen-

güterverkehr mit verbesserter

Energieeffizienz für neue Lkw

(zB CO

2

-Normen) die vergisst,

dass bisherige Einsparungen

stets durch steigenden Straßen-

güterverkehr zunichte gemacht

wurden. Symptomatisch auch ihr

Förderansatz bei den Regelun-

gen zum kombinierten Verkehr

wird. Hier wird entgegen der

Zielsetzung der Verlagerung des

Güterverkehrs von der Straße

auf die Schiene die verpflich-

tende Minimalstreckenlänge von

100 km für den Schienen- bzw.

Schiffstransport schlicht ge-

strichen und der bisher nur für

Europas Verkehrspolitik ist

am falschen Gleis unterwegs

Die EU überarbeitet derzeit ihre Vorschriften im Verkehrsbereich.

Der Straßengüterverkehr steht dabei an vorderster Front. Demnach

soll das Güterbeförderungsgewerbe fairer und nachhaltiger gestaltet

werden. Schon jetzt steht aber fest: Ungezügelter Wettbewerb ist

Trumpf!

VON FRANZ GREIL UND RICHARD RUZICZKA*

Politik

KURZGEFASST

Europa braucht einen

nachhaltigen Güter-

verkehr, der nicht auf

schlechten Arbeitsbe-

dingungen von Lkw-

LenkerInnen basiert und

Umweltkosten ignoriert.

Die EU dagegen setzt

auch bei sauberer Mobi-

lität und Klimazielen nur

auf Marktöffnung. Mehr

Umweltschäden durch

Sozialdumping sind da-

mit vorprogrammiert.

WER UMWELTFREUNDLICHEN VERKEHR

WILL, MUSS ENDLICH ÜBER DIE AUSBEU-

TUNG DER LKW-LENKERINNEN REDEN.

FOTOS: RICHARD RUZICZKA (1)