Previous Page  25 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 25 / 36 Next Page
Page Background www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 2/2018

Seite 25

So blieb nur die stoffliche Ver-

wertung, die „nur“ 12.000€

einbrachte. Das Angebot und

die Nachfrage nach Bauteilen

zusammenzubringen, ist die

Herausforderung anlässlich

von solchen Rückbauvorhaben.

„Denn zeitlich matchen sie sich

selten“, so Romm.

Darüber hinaus gibt Romm

zu bedenken, wieviel derzeit

gebaut wird: „In den letzten 20

Jahren hat sich der Baustoffbe-

darf global verdreifacht. Mas-

senmäßig könnte nur ein Zehn-

tel des Rohstoffbedarfs bei uns

aus Rückbaumassen befriedigt

werden. Was derzeit aus dem

Rückbau gewonnen wird, geht

alles in den Tiefbau. Das Po-

tenzial von Baustoffen, die auf

der Baustelle gewonnen werden

können, läge im Hochbau bei

30%.“ Ernüchternde Zahlen, die

zeigen, dass es um weit mehr

geht, als das Schlagwort „Kreis-

laufwirtschaft“ verrät. Bei einer

1%igen Re-Use-Masse ist auf

jeden Fall noch Luft nach oben.

Derzeit gibt es in Wien rund 400

Abbruchprojekte – Fortsetzung

und Ausbau erwünscht!

¨

Was die Bauwirtschaft aus dem Blick-

winkel der Ressourcenschonung so

interessant macht, sind schlicht die

Stoffmassen, die dort bewegt werden,

und die Abfallmengen, die entstehen.

Das zeigen die Daten des Bundesabfall-

wirtschaftsplanes 2017 (BAWP 2017):

Fast 60 Mio t Primärabfälle sind 2016 in

Österreich angefallen. Alleine 17% davon

oder 10,43 Mio t entfallen auf Bau- und

Abbruchabfälle, 55% oder 34,1 Mio. t auf

Aushubmaterialien. Beide Bereiche sind

seit 2009, dem Basisjahr des BAWP 2011

um rund 50% gewachsen. Aber Vorsicht:

Natürlich spielt bei diesen Steigerungen

auch vermehrte Bautätigkeit eine Rolle.

Ohnedies hinterlassen Mega-Projekte

wie der Semmering-Basis-Tunnel schnell

ihre Spuren in den Statistiken zu Aus-

hubabfällen. Eine wichtige Ursache für

das Wachstum ist aber auch schlicht die

deutlich bessere Datenerfassung seit

2009. Wie man es auch dreht: Fast drei

Viertel aller Abfälle gehen damit im We-

sentlichen auf die Bauwirtschaft zurück.

Das hat schon seit längerem – auch auf

EU-Ebene – Anlass zu Überlegungen

gegeben, wie man auch in diesem Sektor

die Verwertung und die Abfallvermeidung

voranbringen kann. Doch Vorgaben sind

bis jetzt überwiegend im Unverbindli-

chen, Empfehlenden geblieben. So etwa

die „Verordnung des Bundesministers

für Umwelt, Jugend und Familie über die

Trennung von bei Bautätigkeiten anfal-

lenden Materialien“ BGBl. Nr. 259/1991.

Das Baurestmassentrennanlagen in

Österreich wirtschaftlich zuletzt betrieben

werden konnte, geht viel mehr auf die

Kostenanreize durch den Altlastenbei-

trag und die Abfallübernahmevorgaben

der Deponieverordnung zurück, die das

simple Deponieren so verteuert haben,

dass Baurestmassenverwertung einiger-

maßen wirtschaftlich geworden ist. 2016

sind in den rund 400 Anlagen etwa 11,3

Mio. t Baurestmassen und Bodenaushub

behandelt worden.

Interessante Produkte für Re-Use:

Vollholzparkett, Vollziegel, Steinzeug,

Natursteinwerk, Dachziegel; die Bauele-

mente Türen, Fenster, Fensterbeschläge,

Säulen, Träger, sowie die Ausstattungs-

objekte Sanitärobjekte, Heizkörper,

Kachelöfen, Leuchtkörper, Stiegen, Ge-

länder, Tischlerarbeiten, Dekor, aber auch

Materialien wie Dachkies, Tore, haustech-

nische Anlagen, Jalousien, Betonbauele-

mente und vieles mehr.

STARKES WACHSTUM 

DIE BAUWIRTSCHAFT – GROSSPRODUZENT

VON ABFÄLLEN?

Den Umweltpreis der Stadt Wien hat BauKarussell verdient erhalten.

Damit Ökoinnovation

hier möglich wird,

müssen Stadtplanung,

Baubehörde und Auf-

traggeber wie Wohn-

baugenossenschaften

mit klugen Vorgaben

in Pflichtenheften, Flä-

chenwidmungen und

städtebaulichen Ver-

trägen „sanft aber be-

stimmt“ nachhelfen.