zeitbeschäftigung stets weiter aufgeht.
So hat seit Mitte der 1990er Jahre die
Zahl der unselbständig Erwerbstätigen
um knapp 14 Prozent zugenommen,
die Zahl der Teilzeitbeschäftigten ist um
das 2,5-fache gestiegen. Das bedeutet,
dass immer mehr PendlerInnen teure
Arbeitswege auf sich nehmen (müssen),
bei vergleichsweise geringen Einkom-
menschancen. Teilzeitarbeit bedeutet
überproportional hohe Wegzeiten und
Kosten. So lautet das Verhältnis Arbeits-
zeit zu Wegzeit bei 20 Stunden Arbeits-
zeit und einer StundeWegzeit 1:4, bei 40
Stunden nur 1:8. Insofern ist die oben
gefundene konstante Dauer der Arbeits-
wege relativ zu sehen. Bei der AK-Pend-
lerInnenbefragung zeigte sich, dass es
Gruppen von ArbeitnehmerInnen gibt,
die bis zu 20 Prozent ihres Einkommens
gleich wieder in ihre Arbeitswege inves-
tieren müssen – und dies teilweise bei
monatlichen Einkommen von unter 900
Euro netto.
Der Genuss der „Reisefreiheiten“ hat
also einen enormen Preis. Nach dem
Wohnen sind Verkehrsausgaben die
zweitgrößte Belastungsquelle der öster-
reichischen Haushalte. Diese geben also
für ihre Transporte von A nach B mehr
aus, als für ihre Ernährung, oder auch für
FOTOS: SCHUH (1)
der 1970er Jahre noch knapp unter
800.000 PendlerInnen täglich mit dem
Auto unterwegs, so waren es 2001 über
zwei Millionen. Demgegenüber ist die
Zahl der zu Fuß gehenden PendlerIn-
nen um fast 60 Prozent eingebrochen,
die Zahl der BahnpendlerInnen hat um
15 Prozent zugenommen. Das bedeu-
tet aber nicht, dass damals niemand ein
Auto hatte. 1979 gab es in 55 Prozent
der Haushalte einen Pkw, 2010 waren
es 77 Prozent. Wie die Grafik im Kas-
ten auf Seite 13 verdeutlicht, war in den
1970ern eigentlich schon Realität, was
heute in aller Munde ist –Multimodalität.
Hohe Verkehrsausgaben
Forschungsergebnisse zeigen, dass
der Zugang zur Auto-Mobilität sehr se-
lektiv ist und einen hohen Preis hat. Eine
Sonderauswertung der Mobilitätserhe-
bung Niederösterreich kommt zu dem
Ergebnis, dass gerade Arbeitslose und
Frauen zu 49 bzw. 44 Prozent nicht je-
derzeit Zugang zu einem Pkw haben.
Bei der Gruppe der Voll- oder Teilzeit-
beschäftigten machten nur 18 bis 20
Prozent diese Angabe. Daten der Sta-
tistik Austria verdeutlichen, dass Frauen
durchwegs kürzere Wege zum Arbeits-
platz zurücklegen als Männer. In der Re-
gel, weil sie für die Kinderbetreuung zu-
ständig sind und daher in der Nähe des
Wohnortes bleiben. Und: während es bei
Männern keine Rolle für die Pendeldis-
tanzen spielt, ob Kinder vorhanden sind
oder nicht, bedeuten Kinder im Haus-
halt für Frauen eine noch stärkere Bin-
dung an den regionalen Arbeitsmarkt.
Die vorwiegend auf den eigenen Pkw
ausgerichteten Arbeitsmarktchancen
kommen also nicht allen gleichermaßen
zugute. Zu berücksichtigen ist auch,
dass die Schere zwischen Voll- und Teil-
➔
*
Unser Standpunkt
Verkehrsmittelkombination erleichtern
¢
ein österreichweites Grundangebot im öffentlichen
Verkehr muss sich an den Bedürfnissen der Arbeit
nehmerInnen orientieren
¢
Fahrplan- und Tarifangebote für Teilzeitkräfte
¢
bessere Rahmenbedingungen für das zu Fuß
gehen und Rad fahren
Ein gutes Angebot des öffentlichen Verkehrs entlastet PendlerInnen
Schwerpunkt
Wachsende
Ostregion
www.ak-umwelt.atSeite 12
Wirtschaft & Umwelt 3/2015