Wirtschaft & Umwelt 3/2015
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stelligt wurden. Damit haben
tarifgebundene Unternehmen
kaum noch Chancen, derartige
Wertstoffe entsorgen zu können,
und den Kommunen wird das
Recht entzogen zu entschei-
den, ob sie selbst entsorgen
oder die Entsorgungsleistungen
ausschreiben und an Dritte
vergeben wollen. Die Gewerk-
schaft erwartet Lohndumping
wie in der privatisierten Verpa-
ckungssammlung. Allenfalls der
Mindestlohn – sofern überhaupt
kontrolliert – werde dort gezahlt.
Die gemeinsame Sammlung von
Verpackungen und stoffgleichen
Nichtverpackungen sollte in
Verantwortung der Kommunen
erfolgen.
HO
DEUTSCHLAND
Ökologische Autos?
Der Verkehrsclub Deutschland
(VCD) ermittelt alljährlich die
umweltfreundlichsten Autos.
Alle Pkwwerden anhand einer
Gewichtung von CO
2
-Ausstoß
(60 Prozent), Lärm (20 Prozent)
und Abgasen (20 Prozent) be-
wertet. Tenor der Untersuchung:
Ob Kraftstoffverbrauch, CO
2
-
Ausstoß, Schadstoffemissionen
oder Lärm – alles bessert sich
ein wenig, revolutionäre Ver-
änderungen bleiben aber aus.
Schon 71 Modelle erfüllen
aber den Flottengrenzwert von
95g CO
2
/km, der ab 2020 gilt.
Sieger wurde der Hybrid-Pkw
Lexus CT 200h, knapp vor dem
Peugeot 208 Active BlueHDi 1
und den Erdgasfahrzeugen der
Volkswagen-Gruppe (eco up!,
Seat Mii Ecofuel und Škoda
Citigo CNG Green tec). Wer nur
möglichst Kraftstoff sparend und
klimafreundlich fahren will, dem
empfiehlt der VCD den Toyota
Yaris Hybrid. In der Kategorie
Familienfahrzeug wurde der Peu-
geot 308 Active BlueHDi 120 als
Sieger gekürt.
www.vcd.orgFG
INTERVIEW: DAS RECHT AUF „WEGEFREIHEIT IM WALD“
FREIE FAHRT FÜR BIKER AUF FORSTSTRASSEN?
Die „Wegefreiheit im Wald“ ist für die Erholung der ArbeitnehmmerInnen wichtig und
wurde in den 1970er Jahren gesetzlich ermöglicht: Erblaubt ist das Gehen bzw. Wan-
dern, in Deutschland und Italien auch das Radfahren. Warum nicht in Österreich? Was
sagt dazu der Präsident der Naturfreunde Österreich
Andreas Schieder?
Wie sehen derzeit die Regelungen für
das Radfahren im Wald in Österreich
aus?
Schieder:
Das österreichische Forst-
gesetz 1975 (§ 33) berechtigt alle, den
Wald zu Erholungszwecken zu betreten
und sich dort aufzuhalten. Das Befahren
mit dem Fahrrad, Reiten und Campie-
ren sind ohne Zustimmung der Grund
eigentümerInnen verboten. Forststraßen
gehören rechtlich zum Wald, das heißt
für das Befahren mit einem Rad braucht
man die Erlaubnis der Grundeigentümerin
bzw. des Grundeigentümers oder der
ForststraßenhalterInnen. Radfahren im
Wald ist dementsprechend nur auf sehr
wenigen dafür genehmigten und gekenn-
zeichneten Routen erlaubt.
Wie könnte sich diese Situation ver-
bessern?
Schieder:
Die Naturfreunde Österreich
fordern eine generelle Freigabe von
Forststraßen für RadfahrerInnen. Es wür-
de damit ein flächendeckendes Radnetz
entstehen. Umsetzungsvorschläge für
eine angepasste Haftungsregelung für
WaldeigentümerInnen bzw. Forststraßen-
halterInnen und eine Vorrangregelung für
WanderInnen wurden von Naturfreunde-
juristen ausgearbeitet und sollten gleich-
zeitig beschlossen werden. Die Natur-
freunde Österreich freuen sich über jede
Unterstützung der Onlinepetition www.
naturfreunde.at/freie-fahrt.Jede Unter-
schrift zählt und verleiht der Forderung
mehr Gewicht.
Die WaldeigentümerInnen sind gegen
eine allgemeine Öffnung der Forststra-
ßen für das Radfahren und Mountain-
biken. Warum?
Schieder:
Die WaldeigentümerInnen be-
fürchten durch die Öffnung einen Eingriff
in ihr Eigentum. Zusätzlich besteht große
Unsicherheit hinsichtlich der Haftungs-
frage. Auch das Argument „Forststra-
ßen sind Arbeitsplatz“ hört man immer
wieder. Ich bin aber davon überzeugt,
dass mit klaren gesetzlichen Regelungen
(Haftung nur bei Vorsatz und Vorrang für
WanderInnen) und der Akzeptanz von un-
terschiedlichen Interessen, eine Lösung
im Sinne eines sozialen Miteinanders
möglich ist. Für die gewerbliche Nutzung
von Wald und Forst und die Absicherung
des dort beschäftigten Personals muss
die Möglichkeit von zeitlichen und räumli-
chen Sperren bestehen.
Was sind ihre Erfahrungen beim Rad-
fahren im Wald? Gibt es Konflikte, die
auftreten?
Schieder:
Durch die technische Entwick-
lung der Fahrräder bzw. Mountainbikes
und dem allgemeinen Trend zu Gesund-
heit und Fitness sind zwangsläufig viele
RadfahrerInnen sowie Wanderer und
Wanderinnen auf Forststraßen unter-
wegs. Leider gibt es dabei immer wieder
auf beiden Seiten Menschen mit einge-
schränktem Verständnis für die andere
Zielgruppe. Beispiele aus bikerfreundli-
chen Tourismusregionen zeigen jedoch,
dass sich Bike- und WandertouristInnen
nach „längerem“ Aufeinandertreffen
bestens vertragen. Die RadsportlerInnen
danken mit der Einhaltung von Fair-
Play-Regeln und gewähren den Wan-
dernden Vorrang – bergauf und bergab.
Wandernde akzeptieren im Gegenzug
den radelnden Mitmenschen! Schade
wäre, wenn aufgrund einiger weniger
schwarzer Schafe vielen einsichtigen und
rücksichtsvollen BikerInnen ihr Drang zu
Bewegung in der freien Natur und damit
ein wesentlicher Beitrag zu ihrer Gesund-
heit verwehrt würde.
*Mag. Andreas Schieder
ist Präsident der Naturfreunde Österreich und Vorsitzender
der SPÖ-Parlamentsfraktion.