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trifft klassischerweise auf zahlreiche

Stadtregionen, etwa in Salzburg, Graz,

Wien und Linz zu. Diesem Manko wird

zum Teil durch Investitionen entgegen-

gewirkt. Bei zahlreichen Projekten wie

der Schleife Ebenfurth, dem Nordast

in Salzburg, dem Marchegger Ast, der

Wiener Verbindungsbahn und der At-

traktivierung der Nordbahn ist aber die

Finanzierung nicht sichergestellt. Un-

klar ist auch, welche Ersatzinfrastruk-

turen für die völlig ausgelastete Wiener

Schnellbahnstammstrecke vorgesehen

sind. Ein „Entflechten“ der Verkehre

wird nur kurzfristig Abhilfe schaffen.

Öffentlicher Raum

Durch den Personenzuwachs in den

Metropolregionen und der damit einher-

gehenden Verdichtung werden auch die

Ansprüche an den öffentlichen Raum

größer. Dieser ist allerdings inhomogen

aufgeteilt. Vom öffentlichen Straßen-

raum beansprucht der Autoverkehr laut

Verkehrsclub Österreich rund 80 Pro-

zent und das obwohl nur 29 Prozent der

WienerInnen mit dem Auto fahren und

40 Prozent der Haushalte gar kein Auto

besitzen. Dadurch entsteht eine enor-

me Schieflage, insbesondere auch des-

halb, da der Straßenverkehr österreich-

weit die von ihm verursachten Kosten

nur zu einem Drittel trägt. Wie eingangs

erwähnt, führt eine weitere Unterstüt-

zung des Straßenverkehrs sowohl aus

gesundheitlicher (Lärm, Schadstoffe,

Überhitzung der Stadt durch Versie-

gelung) als auch aus räumlicher Sicht

(Platzbedarf) unweigerlich ins Fiasko.

Hinzu kommen soziale Fragen wie die

Leistbarkeit eines eigenen Pkw und

Ausschluss vom Zugang zum Pkw (kör-

perliche und geistige Eignung).

Eine nachhaltige Abwicklung des

Verkehrs wird zwangsläufig zu Konflik-

ten mit dem Pkw-Verkehr führen. Hier

muss letztlich die Politik entscheiden,

ob sie einen schrankenlosen, „automo-

bilen“ (Waren-)Verkehr bevorzugt, oder

aber ob sie der Sozial-, Umwelt-, Ge-

nerationen- und Gesundheitspolitik den

Vorrang einräumt.

¨

www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 3/2015

Seite 17

BAHNTEST

ALLES IM TAKT

Neben der Pünktlichkeit und der

Schnelligkeit sind gute Anschlüsse den

Bahnkunden am wichtigsten, das geht

aus dem VCÖ-Bahntest hervor. Voraus-

setzung dafür ist ein Taktverkehr. Dabei

werden auf allen Strecken regelmäßige

Intervalle festgelegt und in Knotenbahn-

höfen mit anderen Strecken verknüpft.

Die Verknüpfungen erfolgen nicht nur

auf allen Bahnstrecken, sondern werden

auch im Busverkehr durchgeführt. Durch-

getaktet werden Fernverkehrsverbindun-

gen und regionale Strecken. Dadurch

wird den Fahrgästen ein österreichweites

Rundumpaket angeboten: Man muss

sich nur noch eine Abfahrtszeit und den

Takt merken, das Umsteigen wird massiv

erleichtert, Anschlüsse sind sichergestellt

und die Erreichbarkeit der Region wird

verbessert. Von einem österreichweiten

Taktverkehr profitieren daher nicht nur

die Fahrgäste, sondern auch die Regi-

onen und jene Verkehrsunternehmen,

die Interesse an Verbesserungen für ihre

Fahrgäste haben.

Genau dieser Taktverkehr ist eines der Er-

folgsrezepte des hervorragenden Schwei-

zer Bahnverkehrs. Seit Einführung des

Taktverkehrs sind dort die Fahrgastzahlen

weitaus stärker gestiegen als in anderen

Ländern. Für die Vollendung des öster-

reichweiten Taktverkehrs sind noch einige

Investitionen erforderlich. 2025 ist mit der

vollen Inbetriebnahme zu rechnen.

AK Studie: Enorme

Potenziale für die Bahn

In der Ostregion wohnen rund 90 Prozent

der PendlerInnen im Umkreis von neun

Kilometern zum nächsten Bahnhof, fast

zwei Drittel davon müssen sogar nur

drei Kilometer zum nächsten Bahnhof

überbrücken.

http://wien.arbeiterkammer.at/service/

studien/VerkehrundInfrastruktur/Pendeln_

in_der_Ostregion.html

TIPP

Raumbedarf: Auto oder Kind?

Für das Abstellen eines Pkw werden, ohne

Zufahrtswege, rund 8 m² benötigt. Jedem Wiener

Kind steht 1m² an Flächen auf Spielplätzen zur

Verfügung.

Schieflage im Speck-

gürtel: Während

lediglich ein Drittel

der Wienerinnen und

Wiener mit dem Pkw

fahren, sind im die

Stadtgrenzen über-

schreitenden Verkehr

fast 70 Prozent der

Personen mit dem Pkw

unterwegs. Ein Indiz

mehr dafür, dass die

Verkehrspolitik der

Stadt das Umland als

Verkehrsquelle stärker

berücksichtigen muss.