Wirtschaft & Umwelt 3/2015
Seite 3
Editorial
Grenzen des
Verkehrs/Wachstums
Seit den 1990er Jahren wachsen Wien und die Ostre-
gion Österreichs merklich. Aus einer schrumpfenden
und alternden Stadt ist ein wachsender, dynamischer
Ballungsraum geworden. Wien zählt zu den größten
europäischen Städten und die Trends weisen weiter
nach oben. Diese durchaus positive Entwicklung be-
deutet, dass die Menschen auch mehr Wohnungen,
mehr Raum für Erholung und mehr Arbeitsplätze brau-
chen. Und sie bedeutet auch immer mehr Verkehr. Die
Arbeitswege, die die Beschäftigten in der Ostregion
täglich zurücklegen müssen, sind ein wesentlicher Teil
des zunehmenden Verkehrs. Immer mehr Menschen
legen immer weitere Wege zurück, um ihren Arbeits-
platz zu erreichen. Dort wo das öffentliche Verkehrs-
angebot nicht den flexibler werdenden Anforderun-
gen durch Teilzeit, flexible Arbeitszeitmodelle, längere
Öffnungszeiten oder Schichtarbeit entspricht, ist ein
Umstieg von Pkw auf Bahn und Bus oft nicht mög-
lich. Die hohen Kosten der Automobilität tragen die
ArbeitnehmerInnen und die Umwelt. Außerhalb des
dichten Ballungsraums sind die Mobilitätskosten der
Haushalte deutlich höher als in Wien. Vor allem Frauen
haben dort schlechtere Arbeitsmarktchancen und hö-
here Mobilitätskosten bei vergleichsweise geringeren
Einkommen. Verkehr kann daher nur dann sozial sein,
wenn er öffentlich ist. Das bedeutet aber mehr Inves-
titionen in Infrastruktur und Verkehrsangebot und v.a.
eine enge Abstimmung zwischen Stadt und Region.
Die Entwicklung innerhalb Wiens zeigt, dass gute An-
gebote des öffentlichen Verkehrs die Mobilität zum Po-
sitiven verändern, aber nur wenn es faire Arbeits- und
Einkommensbedingungen für die Beschäftigten gibt.
Wettbewerb auf Kosten der Beschäftigten – finanziert
mit öffentlichen Mitteln – ist unsozial und unverant-
wortlich. Dass das ungebremste Wachstum des Stra-
ßenverkehrs die Umwelt belastet, zeigt sich auch im
Osten Österreichs. Bei Stickoxiden, Feinstaub, Ozon
und Lärm werden laufend Grenzwerte überschritten.
Die Hoffnung auf technologische Verbesserungen
bringt keine Lösung. Verkehr kann auch nur dann öko-
logisch verträglich sein, wenn er öffentlich ist.
Mag.
a
Sylvia Leodolter
Chefredakteurin
Leiterin der Abteilung Umwelt & Verkehr der AK Wien
Wachsende Ostregion
Österreichs Osten wächst: Be-
völkerungswachstum muss nicht
automatisch zu mehr Verkehr und
Umweltbelastung führen, wenn z.B.
Arbeitswege sozial und ökologisch
gestaltet werden.
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Wie viel geht noch?
In Ballungsräumen müssen Öffis
ausgebaut und der öffentliche
Raum neu organisiert werden.
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Umweltfolgen
Der Luftschadstoffreduktion
durch den technischen Fortschritt
stehen zunehmende Güter- und
Personenverkehrsmengen
gegenüber.
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Chemie in der Landwirtschaft
Der Schutz der Arbeitenden vor
Gefahrstoffen in der Land- und
Forstwirtschaft ist nicht einfach.
Seite 22
Passagierrechte
Eine neue Agentur hilft Reisenden
bei Beschwerden und versucht,
langwierige Gerichtsverfahren zu
vermeiden.
Seite 26
Gewässerschutz
Der zweite Nationale Gewässer-
bewirtschaftungsplan bringt neue
Herausforderungen für die Wasser-
kraft.
Seite 28
Produktverschleiß
Die Ursachen der kurzen Produkt-
nutzungsdauer, der „geplanten Ob-
soleszenz“, zeigt eine AK-Studie
auf.
Seite 34
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