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Wirtschaft & Umwelt 3/2016
Seite 11
Soziale Welt: Umweltgerechtigkeit
Peter Preisendörfer (2014): Umweltgerechtigkeit – Von sozial-
räumlicher Ungleichheit hin zu postulierter Ungerechtigkeit lokaler
Umweltbelastungen, Soziale Welt 65, 22-45. www.soziale-welt.
nomos.de/archiv/2014/heft-1mental justice“ von den Forderungen
der schwarzen Bürgerrechtsbewegung
geleitet. Anlässe für den Kampf um die
Aufdeckung und Beseitigung von Um-
weltskandalen waren die persönliche
Betroffenheit und berechtigte Gesund-
heitsinteressen von sozial benachtei-
ligten Gruppen. Der Unmut entzündete
sich an Umweltskandalen wie der Ent-
sorgung von hochtoxischen Altlasten
im Umfeld der Wohnsiedlungen sozial
benachteiligter Bevölkerungsgruppen.
Die – oftmals schwarzen – Bewohne-
rInnen haben diese Skandale in die Öf-
fentlichkeit gebracht und damit schluss-
endlich politisches Gehör gefunden.
Große Belastungen sollten nicht mehr
im „NIMBY“-Stil („Not in my backyard“)
auf die Schwächsten abgewälzt wer-
den. Unter Präsident Clinton wurde im
Jahr 1994 verordnet, die Auswirkungen
sämtlicher Aktivitäten der Bundesbehör-
den auf die Umwelt- und Gesundheits-
qualität benachteiligter Bevölkerungs-
gruppen zu prüfen. Präsident Obama
bestätigte 2014 das Recht aller US-
AmerikanerInnen auf gute Luft, sauberes
Wasser und unverseuchtes Land.
Im Laufe der Zeit wurde der Begriff
‚environmental justice‘ vom politischen
Schlagwort zu einem Rahmen für
wissenschaftliche Untersuchungen
Auch die räumliche Verteilung von Schrottplätzen hat mit der sozialen Struktur zu tun
Kurzgefasst
Umwelt- und Verteilungspo-
litik gingen in Europa lange
getrennte Wege. Erst in den
letzten Jahren brachte die
US-amerikanische Diskussion
zu „environmental justice“
neue Inspiration, soziale Un-
gleichheit und Umweltfragen
gemeinsam zu denken. As-
pekte der ungleichen Betrof-
fenheit von lokalen Umweltbe-
lastungen und des ungleichen
Zugangs zu Umweltgütern
werden zunehmend systema-
tisch untersucht.
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