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re in China, Russland, Kasachstan, den

USA und Indien. Um die von Österrei-

cherInnen verursachten Emissionen zu

reduzieren, sind also strenge Klimaver-

pflichtungen in diesen Ländern ebenso

wichtig. Der Fußabdruck der Österrei-

cherInnen steigt auch mit dem Einkom-

men (siehe Grafik Seite 16).

Die mit dem Einkommensniveau an-

steigenden Emissionen spiegeln unter-

schiedliche Verhaltensmuster und Le-

bensstile wider. Einkommensstärkere

Gruppen reisen z.B. häufiger mit dem

Flugzeug oder nutzen den PKW stär-

ker, legen also ein emissionsintensive-

res Mobilitätsverhalten an den Tag. Hier

könnte die Umweltpolitik mit Anreizen

zur Verhaltensänderung ansetzen. Im

Rahmen des Innovate-Projekts wurden

bisher Good-Practice-Beispiele aus

verschiedenen Ländern in den Berei-

chen Mobilität, Bauwirtschaft und Ge-

sundheit zusammengetragen. Beispiele

inkludieren Kfz-Steuersätze, die vom

CO

2

-Ausweis des Fahrzeugs abhän-

gen (Niederlande); Fahrradschnellwege

(Deutschland, Großbritannien); Kenn-

zeichnungssysteme für nachhaltiges

Bauen (Deutschland); und Förderungen

für gemeinschaftliches oder temporäres

Wohnen (Österreich, Großbritannien).

Auch im internationalen Länderver-

gleich zeigt der ökologische Fußabdruck

des Global Footprint Network aus dem

Jahr 2014, dass die entwickelten Länder

der westlichen Welt global gesehen den

höchsten Ressourcenverbrauch haben.

Ganz vorne mit einem Fußabdruck von

acht bis zehn Hektar pro Person liegen

Länder der arabischen Halbinsel, dicht

gefolgt von Dänemark, Belgien, Singa-

pur, den USA und Schweden. Österreich

liegt mit knapp unter sechs Hektar an 13.

Stelle, deutlich vor Frankreich, Deutsch-

land und Großbritannien. Im globalen

Durchschnitt werden mehr Ressourcen

verbraucht als die Kapazität der Erde

(1,8 Hektar pro Person) hergibt. Um den

momentanen Ressourcenverbrauch

aufrechtzuerhalten, wären 1,5 Planeten

nötig. Für eine Abkehr von diesem Trend

ist eine grundlegende Änderung unserer

Wirtschafts- und Verhaltensweisen not-

wendig.

¨

www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 3/2016

Seite 17

Umweltpolitik

Leitlinien

Damit Umweltpolitik und Verteilungsge-

rechtigkeit keinen Widerspruch darstel-

len, sollten

• Bemühungen zur Reduktion von

Luftschadstoff- und Lärmemissionen ver-

stärkt werden, da einkommensschwache

Bevölkerungsgruppen überdurchschnitt-

lich davon profitieren

• Umweltsteuern und -abgaben durch

gezielte Ausgleichszahlungen oder

Förderung von Energieeffizienzmaßnah-

men für sozial schwächere Gruppen so

ausgestaltet werden, dass sowohl eine

positive Umweltwirkung also auch eine

positive (oder zumindest keine negative)

Verteilungswirkung eintritt

• umweltbezogene Förderungen auf ihre

sozialen Auswirkungen überprüft werden

(z.B. kommen Förderungen für Solar-

anlagen und Elektroautos eher einkom-

mensstärkeren Schichten zugute) und

Förderungen mit negativen Umwelt- und

Verteilungswirkungen reformiert werden

(z.B. fördert das Pendlerpauschale den

motorisierten Individualverkehr und wird

eher von Beziehern höherer Einkommen

in Anspruch genommen)

• umweltpolitische Maßnahmen zur

Reduktion von Ressourcenverbrauch

und Treibhausgas-Emissionen bei den

Gruppen ansetzen, die am meisten zum

Problem beitragen, da hier der größte Ef-

fekt pro Person erzielt werden kann. Da-

für sind Anreize zur Verhaltensänderung,

zum Beispiel beim Mobilitätsverhalten

einkommensstarker Gruppen, und eine

generelle Abkehr von der Konsum- und

Wegwerfgesellschaft in der industrialisier-

ten Welt nötig.

Global Footprint Network

Die Berichte des Netzwerkes berechnen

für jedes Land der Erde, wieviel Fläche an

biologisch fruchtbarem Boden ein Mensch

beansprucht, um seinen Konsum zu de-

cken und seine fossilen Emissionen zu ab-

sorbieren. Der resultierende menschliche

Ressourcenverbrauch wird in der Einheit

„globaler Hektar pro Person“ dargestellt:

www.footprintnetwork.org/pt/index.php/

GFN/page/living_planet_report2/

Tipp

Innovate-Projekt

Unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger,

Universität Graz, Wegener Center für Klima und

Globalen Wandel (2015-2018): http://wegcwww.

uni-graz.at/wp/innovate/

Traditionell werden

Emissionen nach Ver-

ursacherInnen inner-

halb nationaler Gren-

zen bilanziert. Kom-

plementär dazu be-

trachtet der konsum-

basierte Ansatz Emis-

sionen, die durch die

KonsumentInnen eines

Landes verursacht

werden. Diese entste-

hen entlang der Wert-

schöpfungskette der

konsumierten Güter,

also über Importe

auch außerhalb natio-

naler Grenzen.