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Wirtschaft & Umwelt 3/2016
Seite 15
Konsum und Klima
Reichtum belastet – auch die Umwelt
K
onsum trägt maßgeblich zur Umwelt-
belastung und zum Klimawandel bei.
Das ist keine neue Erkenntnis und wurde
auch schon in der Wirtschaft & Umwelt the-
matisiert (z.B. Heft 1/2015). Wieviel CO
2
-
Emissionen allerdings von unterschiedli-
chen gesellschaftlichen Gruppen emittiert
werden, ist an vielen Stellen noch unklar
– unter anderem, weil die Berechnung sehr
umfassend ist. Dafür bedarf es nämlich
komplexer Datensätze, die in der Lage sind,
den CO
2
-Gehalt alltäglicher Konsumgüter
sowie deren oft globale Produktions- und
Lieferketten abzubilden.
Eine derartige Datenbank, die die globalen
CO
2
-Emissionen österreichischer Produk-
te abbildet, lässt sich auch dafür verwen-
den, mehr über die Verteilung der Emis-
sionen auf unterschiedliche Haushalte zu
erfahren. Dabei lassen sich erste Schlüs-
se auf die Verteilung der CO
2
-Emissionen
unterschiedlicher Einkommensgruppen
ziehen. Es zeigt sich, dass einkommens-
stärkere Haushalte aufgrund ihres gestei-
gerten Konsums mehr CO
2
-Emissionen
verursachen als einkommensschwächere
Haushalte. Insbesondere in den Berei-
chen Wohnen, Mobilität und lang- sowie
kurzlebige Konsumgüter lassen sich star-
ke Zuwächse an Emissionen ausmachen.
Die obersten zehn Prozent der einkom-
mensstärksten Haushalte emittieren mehr
als das Dreifache in diesen Bereichen im
Vergleich zum untersten Zehntel. Darüber
hinaus nimmt in den oberen Einkommens-
schichten auch der Konsum von Dienst-
leistungen stark zu. Dieser Konsum ist
zumeist vergleichsweise CO
2
-arm.
Auf den ersten Blick sind damit die po-
litischen Forderungen ganz eindeutig:
hohe Einkommen sind nicht nur un
gerecht, sondern auch aus einer Um-
weltperspektive wesentlich stärker zu be-
steuern. Allerdings zeigt sich, dass auch
einkommensschwächere Haushalte ein
relevantes Ausmaß an CO
2
-Emissionen
ausstoßen. Dies kommt zustande, da
auch Basisgüter des alltäglichen Bedarfs
sehr CO
2
-intensiv sind – wie zum Bei-
spiel das Heizen mit fossilen Energieträ-
gern oder der tägliche Weg zur Arbeit mit
dem Auto. Es ist dieses Faktum, das
Ian Gough das sozialpolitische Dilemma
nennt, da klassische umweltpolitische
Maßnahmen wie höhere Steuern auf Ener-
gie regressiv sind. Entsprechend bedarf
es nicht nur höherer Steuern für umwelt-
schädlichere Produkte und Dienstleistun-
gen, sondern auch einer tiefgreifenden
Transformation existierender Produktions-
strukturen.
Die obersten zehn Prozent der einkommensstärksten
Haushalte emittieren mehr CO
2
-Emissionen aufgrund des
erhöhten Konsums im Vergleich zum untersten Zehntel.
Umwelt- und Klimabelastung: Verursacher und Belastete leben an unterschiedlichen Orten
*Hendrik Theine
ist wissenschaft-
licher Mitarbeiter am Institut für
Institutionelle und Heterodoxe
Ökonomie an der WU Wien.