Background Image
Previous Page  19 / 36 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 19 / 36 Next Page
Page Background www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 3/2016

Seite 19

daher einerseits die empirische Grund-

lage zu verbessern und andererseits die

Mehrdimensionalität von Umweltschutz

und sozialer Gerechtigkeit im Blickwin-

kel zu haben. Insbesondere der Begriff

der sozialen Gerechtigkeit im Zusam-

menhang mit Umwelt und umweltpo-

litischen Eingriffen hat andere Aspekte

als nur die direkten Einkommenseffekte

privater Haushalte. Hier scheint es not-

wendig, auch mögliche indirekte Wir-

kungszusammenhänge aufzuzeigen.

Im Folgenden werden stichwortar-

tig unterschiedliche Dimensionen von

Umwelt und sozialer Gerechtigkeit auf-

geführt. Sie sollen verdeutlichen, dass

die Darstellung des Zusammenhangs

nicht trivial ist und eine sachliche Aus-

einandersetzung belastbare empirische

Grundlagen benötigt.

Betroffenheit durch Umweltbelas-

tung, umweltpolitische Maßnahmen

sowie Nutzen aus einer intakten Um-

welt oder einer Verbesserung der Um-

weltqualität kann in unterschiedlichen

Zusammenhängen auftreten und weist

in der Regel eine verteilungspolitische

Dimension auf:

• Verteilung von Umweltgütern: Hier

geht es um den Zusammenhang zwi-

schen Einkommen und Zugang zu Um-

weltgütern mit positivem Nutzen.

• Ungleichheit im Beitrag zu Emis-

sionen und Umweltverschmutzung

nach Einkommen: In einer Studie des

deutschen Umweltbundesamtes wur-

de beispielsweise der Zusammenhang

zwischen Ressourcen- und Energiever-

brauch und damit CO

2

-Emissionen ana-

lysiert, mit dem Ergebnis eines positiven

Zusammenhangs zwischen Einkommen

und Emissionen.

• Verteilung von Umweltbelastungen:

Dieser Aspekt betrifft den Zusammen-

hang zwischen Einkommen und Expo-

niertheit in Hinblick auf Umweltbelas-

tungen, gesundheitliche Schäden und

eine daraus resultierende sozio-ökono-

mische Belastung. Mehrere Studien zei-

gen, dass sozial schwächere Gruppen

überdurchschnittlich stark Umweltbe-

lastungen wie z.B. Lärm ausgesetzt sind.

• Wirkung von regulatorischen Maß-

nahmen auf unterschiedliche soziale

Schichten: Dies kann etwa unterschied-

liche Kostenbelastungen nach Einkom-

mensgruppen durch Umweltsteuern

oder die Bevorzugung sozial begüns-

tigter Gruppen durch Subventionen

betreffen und somit eine unmittelbare

Einkommenskomponente aufweisen.

Unterschiedliche soziale Betroffenheit

kann auch bei Standortentscheidungen

z.B. von Abfallentsorgungsanlagen oder

anderen (Infrastruktur-)projekten mit ne-

gativen Umwelteffekten entstehen. Oder

es betrifft den Mangel z.B. an Mobilitäts-

infrastruktur für soziale Schichten, die

sich keinen Pkw leisten können. Aber

auch eine nach Einkommen differenzier-

te Verteilung des Nutzens umweltpoliti-

scher Eingriffe ist denkbar.

• Intergenerationale Verteilung ist im

Zusammenhang mit dem Abbau nicht

erneuerbarer Ressourcen sowie den

Emissionen von Treibhausgasen ver-

bunden.

Spannungsfelder

Wie sensibel das Thema Umwelt und

Gerechtigkeit ist, lässt sich auch anPhä-

nomenen wie der in jüngerer Vergan-

genheit thematisierten Energiearmut

festmachen. Energiearmut wird dabei

oftmals als unmittelbare Konsequenz

von Maßnahmen betrachtet, die eine

gesellschaftliche Transformation hin zu

einer kohlenstoffarmen Gesellschaft an-

stoßen sollen. Dies überdeckt in den

Die unbefriedigende Datenlage erschwert

eine evidenzbasierte und sachliche Debatte

über Umweltsteuern.

Wohlstand und Ökologie

Umweltbundesamt (Hrsg.): Konzepte gesellschaftlichen Wohlstands

und ökologische Gerechtigkeit, texte 45/2014, Roßlau 2014. www.

umweltbundesamt.de/publikationen/konzepte-gesellschaftlichen-

wohlstands-oekologische

Bessere Daten könnten Licht in komplexe Zusammenhänge bringen

ª