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Seite 18
Wirtschaft & Umwelt 3/2016
I
nsbesondere in der jüngeren Vergan-
genheit wird der Zusammenhang zwi-
schen Umwelt(politik) und Verteilung
zum Teil recht kontrovers diskutiert.
Einerseits geht es um die Frage, ob so-
zial benachteiligte Gruppen stärker von
Umweltbelastungen betroffen sind und
daraus im Vergleich zu höheren Ein-
kommensklassen schwerwiegendere
sozio-ökonomische und gesundheit-
liche Folgen resultieren. Andererseits
geht es um die Identifizierung der Ver-
ursacher von Umweltbelastungen und
die Zurechnung der damit verbundenen
sozialen Kosten sowie um Verteilungs-
effekte der entsprechenden umweltpo-
litischen Instrumente.
Je stärker Umweltpolitik mit weit-
reichenden sozio-ökonomischen Ver-
änderungen in Verbindung gebracht
wird wie dem Ausstieg aus fossilen
Energieträgern im Zusammenhang mit
der Klimaproblematik oder der deut-
schen Energiewende, desto deutlicher
treten auch potenzielle Spannungs-
felder zwischen sozialer Gerechtigkeit
und Umweltschutz in den Vordergrund.
Häufig steht dabei die Hypothese im
Vordergrund, dass es einen Zielkonflikt
zwischen Umweltschutz und -politik
und Verteilungsgerechtigkeit gibt. Der
Fokus in der Debatte liegt dabei oft
auf dem Aspekt der Auswirkung um-
weltpolitischer Maßnahmen auf das
Einkommen der Haushalte. Befürchtet
wird, dass umweltpolitische Eingriffe fi-
nanzielle Belastungen insbesondere für
einkommensschwache Haushalte nach
sich ziehen und zudem zu Arbeitsplatz-
verlusten beitragen können. Dem in der
Öffentlichkeit wahrgenommenen Span-
nungsfeld steht dabei eine eher schwa-
che empirische Evidenz gegenüber
bzw. beschränkt sie sich häufig auf die
Erfassung von „Kosten“, während po-
sitive soziale Auswirkungen umweltpo-
litischer Maßnahmen bzw. sozial dif-
ferenzierte Effekte des Nichthandelns
oftmals nicht berücksichtigt werden.
Wirkungszusammenhänge
In der Auseinandersetzung über die-
ses zweifellos wichtige Thema gilt es
FOTOS: WIFO (2), Schuh (1)
*Dr.
in
Angela Köppl
ist Ökonomin und
Referentin für Umwelt, Energie und Klima
am WIFO.
*Dr.
in
Margit Schratzenstaller
ist Ökono-
min, Referentin für Öffentliche Finanzen
und stellvertretende Leiterin am WIFO
sowie Lehrbeauftragte an der Universität
Wien.
Betroffenheit durch
Umweltbelastungen
Kurzgefasst
Der in der Öffentlichkeit dis-
kutierten Befürchtung, dass
umweltpolitische Eingriffe finan-
zielle Belastungen insbesonde-
re für einkommensschwache
Haushalte nach sich ziehen und
zudem zu Arbeitsplatzverlusten
beitragen können, steht eine
eher schwache empirische
Evidenz gegenüber bzw. be-
schränkt sie sich häufig auf die
Erfassung von „Kosten“.
Betroffenheit durch Umweltbelastung und umweltpoliti-
sche Maßnahmen sowie Nutzen aus einer intakten Um-
welt oder einer Verbesserung der Umweltqualität kön-
nen in unterschiedlichen Zusammenhängen auftreten.
Von Angela Köppl und Margit Schratzenstaller*
Schwerpunkt
Umwelt und
Verteilungs
gerechtigkeit