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Seite 24
Wirtschaft & Umwelt 3/2016
Betrieb
Bei der Ledergerbung können hochgiftige Stoffe entstehen
einer Tonne Rohtierhäute
können 200 kg Leder hergestellt
werden, dazu benötigt es vor
allem viel Wasser und Chemi-
kalien. Leder war lange Zeit
das wichtigste Material für die
Herstellung von Schuhen, 2008
sank der Anteil erstmals unter
50 Prozent. Plastik und auch
Textilien haben in den letzten
Jahren immer mehr an Bedeu-
tung gewonnen.
Gesundheitsgefährdungen
Bei der Ledergerbung kann
je nach Vorgehensweise das
hoch toxische und karzinogene
Chrom VI entstehen. Arbeite-
rInnen, die Chrom VI ausgesetzt
sind, können schwere körper-
liche Beeinträchtigungen wie
Krebs, Schädigungen der Lunge
und der Augen sowie Hautent-
zündungen davontragen. Aber
auch für KonsumentInnen ist
der Stoff gefährlich und kann bei
Hautkontakt zu Allergien und
Dermatitis führen und gilt als
krebserregend. Seit Mai 2015
ist der Verkauf von Schuhen,
die mehr als drei Milligramm
Chrom VI pro Kilogramm Leder
beinhalten, in der EU verboten.
Für das Projekt testete CYS die
Schuhe auf diese Chemikalie
– das Ergebnis zeigt großteils
Erfreuliches: von den 82 ge-
testeten Schuhen überschritt
nur ein Schuh den erlaubten
Grenzwert, dieser war vom
österreichischen Unternehmen
Think. Ziel des Projektes war
das Thema Arbeitsbedingun-
gen und ökologische Gefahren
bei Schuhen prinzipiell zu
einem öffentlichen Thema zu
machen, da in dieser Branche
im Gegensatz zum Textilsektor
noch sehr wenig Bewusstsein in
der Politik besteht. Auch die
KonsumentInnen fühlen sich
hier sehr uninformiert. Das
Projekt gibt interessierten Kon-
sumentInnen grundlegende
Hinweise, welche Schuhfirmen
sich etwas mehr engagieren.
Damit können Kaufentschei-
dungen von KonsumentInnen,
die auf soziale und ökologische
Kriterien achten möchten, er-
leichtert werden. Mit dieser
Bewertung sollen jedoch vor
allem die Unternehmen an-
gehalten werden, sich stärker
um die Schwachstellen in der
Produktion und in der Infor-
mation der KonsumentInnen
zu kümmern. Auch die Politik
ist gefordert, vermehrt auf die
Einhaltung sozialer Standards
zu achten, vor allem innerhalb
EuropasmüssendieMissstände
rasch beseitigt werden, hier gibt
Vier von sieben heimischen Betrieben
haben auf den Fragebogen geantwortet.
Leder & Schuh, Lorenz und Gea/Wald-
viertler wollten sich nicht an
der Erhebung beteiligen
– gerade bei letzterem
war die Erwartung groß.
Die Unternehmen Paul
Green, Hartjes, Lege-
ro und Richter – zeigen
zumindest gegenüber den Studienautor
Innen Transparenz durch ihre Teilnahme.
Hinsichtlich der Kommunikation an die
KonsumentInnen mangelt es noch sehr,
keine Firma bietet hier aussagekräftige
Informationen zum Thema Ökologie
oder Umgang mit ArbeitnehmerInnen an.
Gerade die Unternehmen Think (Teil der
Legero-Gruppe) und Gea/Waldviertler
heften sich das Thema Nachhaltigkeit auf
die Fahnen, bezüglich Umsetzung gibt es
jedoch noch viele Baustellen. Auch mit
dem Thema menschengerechte Entloh-
nung setzt sich keines der
Unternehmen auseinander.
Bei vielen Firmen mangelt
es außerdem an ausreichen-
den Beschwerdemechanismen in den
Produktionsstätten. Die Lieferketten sind
jedoch mehrheitlich sehr überschaubar
und bestehen schon seit vielen Jahren –
das würde sich laut CYS („Change your
Shoes“) sehr gut anbieten, um hier syste-
matisches Engagement umzusetzen.
Österreichische Schuhunternehmen
Es bleibt noch sehr viel zu tun
ª
FOTOS: Christina Schröder/Südwind (1), Schuh (1)