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Wirtschaft & Umwelt 3/2016
Seite 3
Editorial
Verteilungsblind
Solange es für die Gewerkschaftsbewegung darum
ging, die Verbesserung der Arbeitsumwelt, des Ge-
sundheitsschutzes am Arbeitsplatz oder einer gesun-
den Wohnumgebung und einer hohen Lebensqualität
zu verfolgen, bestand keinerlei Zielkonflikt zu Fragen
des Umweltschutzes. Nachdem aber relativer Wohl-
stand und lebenswerte Umweltbedingungen für einen
Großteil der Bevölkerung – zumindest in Kerneuropa
– erreicht werden konnten, wurde der Widerspruch
zwischen Wachstumsorientierung und deren ökolo-
gischen Grenzen immer offensichtlicher. Mittlerweile
ist der ursprüngliche Glaube an den technologischen
Fortschritt oder die Hoffnung auf soziale Gerechtig-
keit ohne existenzielle Verteilungskämpfe auch in den
ArbeitnehmerInnenorganisationen
verschwunden.
Es stellt sich angesichts der drängenden klimapoliti-
schen Herausforderungen die Frage, wie soziale und
ökologische Anliegen gemeinsam verfolgt werden
können bzw. wie ein verteilungsgerechter ökologi-
scher Umbau des Wirtschaftssystems erreicht wer-
den kann. Schließlich geht es nicht nur darum, ob
sozial benachteiligte Gruppen stärker von Umweltbe-
lastungen betroffen sind, sondern auch darum, wie
die Kosten der erforderlichen umweltpolitischen Maß-
nahmen einerseits und die Folgen des Klimawandels
andererseits sozial gerecht verteilt werden. Der aktu-
elle Schwerpunkt beleuchtet verschiedene Dimensio-
nen der Thematik und spannt einen Bogen von einer
sozial-räumlichen Betrachtung ungleicher Umwelt-
und Gesundheitsbelastungen über die Auswirkungen
umweltpolitischer Maßnahmen auf unterschiedliche
Einkommensgruppen und Generationen bis zu An-
sätzen einer breiten politischen Partizipation bei der
Gestaltung eines sozial gerechten Transformations-
prozesses. Am Beispiel der kontroversiellen Diskus-
sion über Umweltsteuern zeigt sich besonders gut,
wie notwendig eine Berücksichtigung verteilungspo-
litischer Wirkungen hier ist, wenn umweltbezogene
Gerechtigkeit angestrebt werden soll. Es ist jedenfalls
höchst an der Zeit, die umweltpolitische Diskussion
von ihrem blinden Fleck bezüglich der Verteilungsge-
rechtigkeit zu befreien.
Mag.
a
Sylvia Leodolter
Chefredakteurin
Leiterin der Abteilung Umwelt & Verkehr der AK Wien
Um(welt)verteilung
Dass soziale Ungleichheit und
Umweltbelastungen eng miteinan-
der verbunden sind, ist erst in den
letzten Jahren ins Bewusstsein ge-
rückt.
Seite 10
Umweltpolitik
Effektive Umweltpolitik und
Gerechtigkeit müssen keinen
Widerspruch darstellen.
Seite 14
Umweltbelastung
Wer sind die Gewinner einer
intakten Umwelt, wer die
Betroffenen von Umweltschäden?
Seite 18
Schuhe: Made in Europe
Schuhfirmen übernehmen keine
soziale Verantwortung gegenüber
den ProduktionsarbeiterInnen.
Seite 22
Gentechnikfrei
Kennzeichnungsregelungen helfen,
GV-freie Lebensmittel zu erkennen.
Seite 26
Umgebungslärm
Die AK zeigt die grundlegenden
Probleme und Schwachstellen der
EU-Richtlinie auf.
Seite 28
S-Bahn Ausbau
Herausforderungen und Potenzial
der S-Bahn in der rasant wachsen-
den Ostregion.
Seite 34
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Nachrichten
04
Kommentar
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06
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