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derungen aus der Entsorgungswirtschaft

nach Absenkung von Umweltstandards,

um das Recycling zu fördern. Die merk-

liche Verringerung der Umweltbelastun-

gen muss jedoch das Ziel bleiben. Daher

gilt es, diese in ihrer Gesamtheit im Auge

zu behalten, um daraus verlässlich die

relevanten Handlungsfelder und Instru-

mente für die nächsten Jahre ableiten zu

können.

Vorbildhaft in diesemZusammenhang

ist das Herangehen des Schweizer Bun-

desamts für Umwelt (BAFU). 2011 hat es

erstmals die gesamte Umweltbelastung

durch Konsum und Produktion in der

Schweiz ermitteln lassen. Auffallends-

tes Ergebnis der Studie ist, dass Importe

etwa 60 % der gesamten Umweltbelas-

tung der Schweiz ausmachen. Dies ver-

deutlicht die Abhängigkeit der Schweiz

von den natürlichen Ressourcen und

Produktionsprozessen im Ausland und

macht auch die Mitverantwortung für

den globalen Umweltzustand ersichtlich.

Die ökologisch relevantesten Konsum-

bereiche sind dabei Ernährung undWoh-

nen mit je 28 % sowie Mobilität mit zwölf

Prozent. Nicht nur insgesamt fällt der

große Anteil der im Ausland anfallenden

Umweltbelastungen auf: In den meisten

Konsumbereichen ist dieser bedeutend

größer als im Inland. Nur der Konsum-

bereich Mobilität verursacht etwas mehr

Umweltbelastungen in der Schweiz als

im Ausland. Die Analyse der Umwelt-

belastung in der Schweiz nach den

verschiedenen Wirtschaftsbranchen

(ohne Exporte) zeigt, dass Landwirt-

schaft (30%), Energiewirtschaft, Abfall-

wirtschaft, Gastgewerbe und Transport-

gewerbe amstärksten insGewicht fallen.

Ein vergleichbar systematischer Zugang

fehlt auf EU-Ebene.

Ein durchwachsenes Bild zeigen auch

die von der Kommission in Aussicht ge-

stellten volkswirtschaftlichen Effekte.

Beim ersten Paket verspricht die Kom-

mission noch die Schaffung von 2 Mio.

Arbeitsplätzen. Beim zweiten waren es

nur mehr rund 600.000, ohne dass dies

besser nachvollziehbar geworden wäre.

Der Umgang mit Zahlen ist salopp. Gre-

mien wie die Europäische Plattform für

Ressourceneffizienz oder Think Tanks

wie die Ellen MacArthur-Foundation

schaffen keine zusätzliche Legitimati-

on, da hier die Wirtschaft mit sich sel-

ber diskutiert. Die AK hat schon zum

ersten Paket betont, dass beide Seiten

der Sozialpartner bei der Ermittlung von

Wohlfahrts- und Beschäftigungseffekten

von Anfang an und systematisch einbe-

zogen werden sollten. Der soziale Dialog

wird nicht nur zu Ausbildungsfragen ge-

braucht.

Abfallwirtschaft konkret

Nur für die Abfallwirtschaft liegen

schon Legislativvorschläge vor. Wich-

tigster Punkt ist, die viel zu lange Über-

gangsfrist der EU-Deponie-Richtlinie

für das unbehandelte Ablagern von

Abfällen zurückzuschrauben. Etliche

Mitgliedstaaten werden hier großen

Widerstand leisten, obwohl ein mit-

telfristiges Deponierungsverbot noch

besser wäre. Positiv ist, dass es end-

lich Überlegungen für eigene ziffern-

mäßige Abfallvermeidungsziele gibt.

Wichtig sind auch die Vorschläge zu

mehr Transparenz und Kontrolle bei

den Abfallsammelsystemen. In vielen

Staaten gibt es monopolartige Syste-

me wie es das österreichische ARA-

System lange war. Maßnahmen gegen

In-Sich-Geschäfte sind hier dringend

nötig, wie das EU-ARA-Wettbewerbs-

verfahren zeigt. Die Kommission hat

hier eine Strafe von sechs Millionen

Euro über ARA verhängt. Noch immer

fehlt die Klarstellung, dass es eine von

Wirtschaftsinteressen unabhängige

Konsumenteninformation zu Abfallver-

meidung braucht. In die einzurichten-

den Dialogplattformen müssen auch

KonsumentenvertreterInnen einbezo-

gen werden. Im Jänner 2017 soll über

die Änderungsvorschläge abgestimmt

werden. Zentraler Streitpunkt dürfte der

Wunsch aus der Wirtschaft sein, dass

die Kommunen nur mehr für die Ent-

sorgung der Privathaushalte zuständig

sein sollen. Nach Visionen für eine bes-

sere Welt klingt das nicht, eher nach

„altem Wein in neuen Schläuchen“.

¨

Hintergrund

BAFU ermittelt Umweltbelastung

Um bessere Entscheidungsgrundla-

gen für seine Empfehlungen an die

Politik zu haben, hat das schwei-

zerische Bundesamt für Umwelt

(BAFU) 2011 erstmals die gesamte

Umweltbelastung durch Konsum und

Produktion in der Schweiz ermitteln

lassen: Den gesamten Lebens-

weg der Produkte zu betrachten

war wichtig, weil viele Güter in die

Schweiz importiert werden und so

eine Betrachtung der bloß im Inland

anfallenden Umweltbelastungen

zu kurz greift. Um diese zu einer

Gesamtbelastung zusammenzufas-

sen, wurden sie mit der Methode der

ökologischen Knappheit als „Um-

weltbelastungspunkte“ quantifiziert.

Diese bewerten unterschiedliche

Emissionen in Boden, Wasser und

Luft sowie den Verbrauch von natür-

lichen Ressourcen. Treibhausgase

werden ebenso betrachtet wie die

Gewässerverschmutzung bis hin zur

Landnutzung. 2014 hat das BAFU

nach der gleichen Methode die Ent-

wicklung der Schweizer Umweltbe-

lastungen zwischen 1996 und 2011

untersuchen lassen: Signifikantestes

Ergebnis ist, dass die Umweltbelas-

tung im Inland deutlich abgenommen

hat, aber durch die zunehmen-

de Umweltbelastung im Ausland

weitgehend kompensiert worden ist.

Der im Ausland verursachte Anteil

ist von 1996 bis 2011 von rund 56%

auf rund 73% gestiegen. Um ein

naturverträgliches Maß zu erreichen,

müsste die Gesamtbelastung halbiert

werden, so das BAFU.

www.bafu.ch

Was die Vorhaben des Aktionsplans

der EU-Kommission wert sind, wird

sich erst zeigen.

www.arbeiterkammer.at

Wirtschaft & Umwelt 4/2016

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