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Weiteres Potenzial wäre vorhan-

den, wenn Geräte aufgrund von frühzei-

tigem Verschleiß nicht mehr so häufig

ersetzt werden müssten.

Wichtiger Faktor

Gewährleistung

Für KonsumentInnen ist die Gewähr-

leistung ein wichtiger Faktor, wenn es

zu Problemen mit gekauften Produkten

kommt. In puncto Kreislaufwirtschaft

steht dabei natürlich der Aspekt der lan-

gen Nutzungsdauer im Vordergrund – je

länger Produkte genutzt werden können,

desto positivere Auswirkungen hat dies

auf die Umwelt. Die BEUC und die AK

fordern, die Gewährleistungsfrist aus-

zudehnen und die Beweislastumkehr

zu verlängern. Eine längere Gewährleis-

tungsfrist würde die Unternehmen näm-

lich dazu drängen, Erzeugnisse langle-

biger zu gestalten. Derzeit beträgt die

Gewährleistung bei beweglichen Gütern

zwei Jahre, innerhalb der ersten sechs

Monate müssen VerkäuferInnen bewei-

sen, dass das Produkt nicht schon zum

Zeitpunkt der Übergabe beschädigt war.

Danach liegt diese Beweislast bei den

KäuferInnen. Dies erschwert oftmals

die Durchsetzung der KonsumentIn-

nenrechte, weswegen hier eine Verlän-

gerung gefordert wird. Im Kreislaufwirt-

schaftspaket der EU-Kommission wird

der Aspekt zwar als wichtiger Bestand-

teil angesprochen, eswerden jedoch kei-

ne Ziele festgelegt, in welche Richtung

hier Änderungen vorgenommen werden

sollen. Eine längere Gewährleistungsfrist

hätte auch einen positiven Effekt auf das

Vertrauen der KonsumentInnen in die

Qualität der Produkte. Dieses Vertrauen

fehlt aber, wie die AK-Studie gezeigt hat

(siehe Kasten Seite 17).

Lebensmittel

Der Kampf gegen Lebensmittelver-

schwendung ist ebenso ein Teil des EU-

Pakets zur Kreislaufwirtschaft, denn

gerade Ernährung weist einen großen

ökologischen Fußabdruck auf, und

insbesondere Verschwendung wirkt

dadurch wie ein Hohn gegenüber der

Natur. Allerdings fehlen EU-weit Daten

und Messindikatoren zur Erhebung des

Verschwendungsausmaßes. Solche

Indikatoren sollen entwickelt werden,

um Maßnahmen ableiten zu können.

Weiters fehlen EU-weite Rechtsvor-

schriften hinsichtlich des sicheren Um-

gangs mit Lebensmittelspenden sowie

der Futtermittelverwendung – auch hier

soll es Vorschläge geben. Zivilgesell-

schaftliche Initiativen, wie Foodsharing-

Plattformen, zeigen, dass die EU in die

richtige Richtung steuert.

Kritiker meinen, mit dem Paket zur

Kreislaufwirtschaft werden bloß beste-

hende Maßnahmen, die ohnehin im Lau-

fen sind, unter einem Schlagwort sub-

summiert und als neuer Wurf verkauft.

Diese Kritik ist berechtigt, allerdings

besteht dadurch auch die Chance, dass

durch eine Bündelung ein kohärentes

Gesamtkonzept entsteht und einzelne

Maßnahmen einen bedeutenderen Stel-

lenwert erhalten. Die Ökodesign-Richtli-

niewurde in der Rede des EU-Kommissi-

onsvizepräsidenten Frans Timmermans

Anfang November 2016 als wichtiges

Instrument der Kreislaufwirtschaft ange-

kündigt. Allerdings gibt es nach mittler-

weile einjährigem Bestehen des Pakets

noch recht wenig konkrete Schritte: Das

Arbeitsprogramm zum Ökodesign 2015-

2017 hätte schon letztes Jahr präsentiert

werden sollen, Ende November 2016

(nach Redaktionsschluss) soll es nun so-

weit sein. Auch bzgl. KonsumentInnen-

rechte bleibt das Paket eher vage: „Die

Kommission wird sich um eine bessere

Durchsetzung der Garantien für materi-

elle Produkte bemühen, Verbesserungs-

Schwerpunkt

Kreislauf-

wirtschaft

www.ak-umwelt.at

KonsumentInnen profitieren finanziell von

langlebigeren Produkten, dies hat auch positive

soziale Effekte.

Produktlebensdauer

European Parliament (2016): A longer lifetime for Products: Benefits for Consumers and

Companies,

www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/STUD/2016/579000/IPOL_

STU(2016)579000_EN.pdf

Seite 16

Wirtschaft & Umwelt 4/2016

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FOTOS: Schuh (2)

Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung fehlen